Wie Newcomer die Selbständigkeit meistern

15.10.2003
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Aus seiner Erfahrung rät er Gründungswilligen, erst einmal einen Monat lang mögliche Kunden anzurufen, um das Potenzial realistisch abschätzen zu können. Er selbst hat die Insolvenzzeit seines Arbeitgebers Tedas AG genutzt, um dessen Voice-over-IP-Produkte weiter an den Mann zu bringen. Als er später diese Tools für die eigene Firma kaufte, wusste er schon, welchen Umsatz er damit im ersten Monat generieren würde. Zu schätzen, wie viel Umsatz man im ersten Jahr einnehmen wird, gehört mit zu den schwierigsten Aufgaben der Gründer. Alle, die etwa mit Hilfe des Überbrückungsgeldes aus der Arbeitslosigkeit in die Selbständigkeit starten wollen, müssen sich aber früh darüber Gedanken machen.

Voraussetzung für die staatliche Förderung, die sich über sechs Monate erstreckt und der Höhe des Arbeitslosengeldes zuzüglich einer Pauschale für Sozialversicherungsbeiträge entspricht, sind ein Business- inklusive Rentabilitätsplan. Vordrucke dafür gibt es beim Arbeitsamt. Rentabilitätsplan erstellen Thilo Flacke, der sich nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit im Februar als IT-Berater selbständig machte, hat einen Steuerberater sein Konzept begutachten lassen. Er empfiehlt: "Man sollte keine astronomischen Umsatzzahlen angeben, sondern lieber etwas zu tief stapeln, denn danach richten sich die Einkommenssteuervorauszahlungen."

Auch das Überbrückungsgeld muss in den geplanten Umsatz eingerechnet werden, ist hinterher aber steuerfrei. Im Umgang mit der Bank rät Flacke, diese rechtzeitig über die Arbeitslosigkeit beziehungsweise die geplante Selbständigkeit zu informieren - "sonst gibt es nur Ärger mit dem Dispokredit und der EC- beziehungsweise Kreditkarte". Um einen besseren Überblick zu bekommen, hat sich Flacke ein eigenes Konto für die Vorsteuer und die Einkommenssteuervorauszahlungen eingerichtet.

Den täglichen Verwaltungsaufwand sollten Gründer ebenfalls nicht unterschätzen. Auftragsbestätigungen schreiben, Rechnungen verschicken und auch kontrollieren, ob und wann sie bezahlt werden, kostet viel Zeit", die Selbständige wie Gille aber brauchen, um Aufträge zu akquirieren. Darum hat er lange nach einer Software für die Rechnungsstellung gesucht, bis er eine preisgünstige Lösung für 20 Euro fand. Solche und andere geldwerte Tipps will Gille künftig auch an andere Gründer weitergeben - gegen das entsprechende Entgelt, versteht sich.