Faustregeln für ein erfolgreiches Jahr

Wie Manager den Stress beherrschen lernen

05.01.2010
Von Kai Hoffmann

"Mein Leben ist nicht mehr im Lot"

Doch Vorsicht: Hier tickt eine Zeitbombe. Die langfristige Folge ist meist der physische oder psychische Kollaps. Und spätestens dann stellt sich uns die Sinnfrage. Und erschreckt stellen wir fest: Was war ich früher doch für ein ausgeglichener und kreativer Mensch; heute funktioniere ich nur noch. Meine Kinder werden groß, ohne dass ich wirklich daran teilhabe. Mein Lebenspartner wird mir immer fremder. Glücklich kann sich deshalb schätzen, wer rechtzeitig instinktiv spürt: Mein Leben ist nicht mehr im Lot. Ich habe die rechte Balance verloren.

Eine solche Schieflage ist kein Einzelschicksal. Nicht umsonst befassen sich die Wirtschaftsmagazine mittlerweile regelmäßig mit Themen wie Burn-out und Depression. Und immer mehr Leistungsträger hegen den Traum: Mit 50 steige ich aus. Doch welches Verhältnis hat jemand zu seiner Arbeit, der mit 50 Jahren aussteigen möchte - oder muss? Entweder ein desillusioniertes: Dann lautet seine Lebensmaxime "Schaffe, schaffe, Häusle baue", damit er mit 50 endlich "leben" kann. Oder er ist ein Workaholic: Dann lautet die Lebensmaxime "Arbeit über alles", bis ein Burn-Out oder Herzinfarkt zum Aufhören zwingt. Das "Erwachen" danach ist oft mit der ernüchternden Erkenntnis verknüpft: Frau/Mann weg, Kinder weg, Freunde weg, Lebensglück weg.

Beruflich ein Ass, privat ein "Versager"

Gesund und ausgewogen ist die Beziehung zur Arbeit in beiden Fällen nicht! Trotzdem ist sie bei vielen Managern normal. Immer wieder registriert man: Sie können zwar Unternehmen führen, doch ein erfülltes Leben führen sie nicht. Denn ihnen fehlt die rechte Balance im Leben. Sie räumen der Arbeit absolute Priorität bei ihrer Lebensgestaltung. Die Folge: Andere Lebensbereiche verkümmern. Unter einer einseitigen Überbetonung des Berufs leiden auf Dauer aber automatisch unser persönliches Wohlbe-finden und unsere Gesundheit; entsprechendes gilt für unsere privaten Kontakte. Und dies wirkt sich wiederum negativ auf unsere Leistungskraft aus.

Viele Manager-Ehen scheitern. Nicht, weil sich die Betroffenen keine intakte Beziehung wünschen, sondern weil es ihnen nicht gelingt, ihre beruflichen und privaten Anforderungen und Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Hier mag mancher einwerfen: Soll ich mich beruflich denn nicht stark engagieren? Doch! In bestimmten Lebensphasen, wie zum Beispiel beim Berufseinstieg oder "Wenn’s brennt" ist eine Verlagerung des Gleichgewichts in Richtung Arbeit/Leistung sogar nötig. Probleme entstehen aber, wenn das Ungleichgewicht andauert. Das ist bei vielen Managern der Fall.