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Microstock

Wie man mit Fotos im Internet Geld verdient

07.01.2009
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Fotos ins Netz stellen ist eine der beliebtesten Internet-Aktivitäten. Was vielen der Hobbyfotografen nicht bewusst ist: mit ihren Bildern können sie gutes Geld verdienen. Bei Online-Bildagenturen wie Shutterstock, iStockFoto oder Fotolia können sie ihre Fotos an Kunden rund um den Globus verkaufen.

Diese sogenannten "Mikrostock"-Unternehmen produzieren für den Massenmarkt und speisen tägliche tausende von neuen Bildern in ihre Sammlungen ein. Die Fotos werden von den Fotografen auf die Agentur-Web-Seite hochgeladen und dort Grafikdesignern, PR- und Marketingfachleuten und anderen Kunden angeboten. "Crowdsourcing" nennt sich das Geschäftsmodell, das von Fotografen aus allen Ecken der Welt getragen wird. Eine professionelle Vorbildung ist nicht nötig: unter den Agenturfotografen tummeln sich zahlreiche Anwälte, Manager, Lehrer und Unternehmer.

Nach Feierabend planen diese Kreativunternehmer ihre Foto-Shootings, wählen Modelle aus und recherchieren, welche Motive am Markt die besten Preise erzielen. Künstlertum ist in der Stockfoto-Branche weniger gefragt: die Fotografen müssen in erster Linie ihr Handwerk gut beherrschen und unternehmerisch denken können. Für jedes verkaufte Bild erhalten die Fotografen Tantiemen, je nach Bild sind es zwischen 20 Cent und zwei Euro. Wer mehrere hundert Fotos im Umlauf hat, kann im Monat schnell ein paar tausend Euro verdienen oder sich zumindest seine Fotoausrüstung oder den nächsten Fotourlaub in Bali finanzieren.

Stock-Fotografie ist jener Bereich der Fotobranche, der Bilder "auf Vorrat" ("to have in stock" - auf Lager haben) produziert. Die Fotos werden an Werbeagenturen, Grafiker und PR-Firmen geliefert, die aus Zeit- oder Budgetgründen keine eigenen Fotos produzieren können. Das Unternehmen Shutterstock zählt zu den ersten Bildagenturen, die ihre Fotos ausschließlich übers Internet vertrieben und die das Crowdsourcing-Prinzip für ihre Fotoakquise einsetzten. Das Unternehmen wurde 2003 von dem Internet-Unternehmer Jon Oringer in New York City gegründet, der Stadt, in der die meisten Mikrostock-Unternehmen noch heute ihren Sitz haben. Ähnliche Konzepte verfolgen iStockphoto und Fotolia.

Beispiel: Arne Trautmann

Arne Trautmann ist Anwalt in München und arbeitet seit knapp zwei Jahren als Bildlieferant für Shutterstock. Der 35-Jährige begann vor drei Jahren zu fotografieren und entwickelte bald ein Faible für Sportfotografie und andere Formen von Action- und People-Fotografie. Die Bildqualität wuchs, ebenso die Ausgaben für die Fotoausrüstung. Als Trautmann erstmals eine Bildagentur im Internet besuchte, die Fotos für den Massenmarkt verkaufte, dachte er bei sich: was die können, kann ich schon lange. Der Anwalt begann seine Bilder dutzendweise auf die Agenturseite hochzuladen und arbeitete bald mit mehreren Agenturen gleichzeitig. Die Margen dieser Mikrostockagenturen sind klein, doch wenn das Bildkonto eines Fotografen eine kritische Masse erreicht hat (in der Regel ein paar hundert Fotos), sind solide Gewinne möglich.

Trautmann verdient heute im Monat mit seinen Bildern zu Bestzeiten 3500 Euro, von denen er allerdings auch Modelle, Visagisten und Requisiten bezahlen muss. Sein Fazit: "Microstock funktioniert für Fotografen, die Ausdauer besitzen und die bereit sind, durchgängig hochwertiges Material anzufertigen. Das heißt auch, dass viel der Arbeit schon vor dem ersten Druck auf den Auslöser stattfindet. Wichtig ist optimale Vorbereitung, gute Organisation und die Fähigkeit zur Selbstkritik. Wer das als Rüstzeug mitbringt, der wird hier Erfolg haben."