Fraport macht´s vor

Wie man ein Firmen-Wiki zum Laufen bringt

04.07.2008
Von Elisabeth Wagner

Nach zwei Monaten das Aus

Unter den rund 15 Praxistestern sorgten allerhand größere und kleinere Macken des Systems bald für ein Abflauen der Euphorie. Stark bemängelt wurde, dass das System nicht auf Deutsch, sondern nur auf Englisch erhältlich war. Lange Ladezeiten ließen so manche Finger ungeduldig auf die Tischplatte trommeln. Dann war da noch das Problem mit der "Camel-Case-Syntax": Bei jedem zusammengesetzten Wort mit Großbuchstaben im Wortinnern legte das System automatisch einen Link an. Als Sins dann bei renommierten Referenzkunden in Deutschland recherchierte, stellte sich heraus, dass dort nur ein relativ kleiner, IT-geneigter Kreis Twiki nutzte und kein bunt gemischtes Beschäftigten-Völkchen. Fazit aus diesen Erfahrungen: Nach rund zwei Monaten hieß es: zurück zum Ausgangspunkt, neue Auswahl.

Nach einer weiteren, noch intensiveren Recherche fiel die nächste Wahl auf das ebenfalls frei verfügbare "Media-Wiki", jenes System, das auch hinter der bekannten Internet-Wikipedia steht. Die weite Verbreitung dieses Systems war für das Fraport-Team nicht nur Beleg für die Nutzerfreundlichkeit. Sie hat auch dazu geführt, dass heute zahlreiche Extensions existieren - kostenlose Erweiterungen der ursprünglichen Funktionalität. Als beliebte Plug-ins bei Fraport stellten sich später beispielsweise die "Tag Clouds" und "Category Trees", heraus. Letzteres sind Baumdarstellungen der Gliederungsebenen.

Doch bei Systemauswahl und Implementierung ließen es die fünf Mitglieder des Wiki-Teams nicht bewenden. Von vornherein verfolgten sie mehrere Strategien, um die Akzeptanz des Systems zu fördern: Ansprechendes Design, aktive Anwenderunterstützung und gute Kommunikation. Ersteres bedeutete zunächst, die Oberfläche an das Gewohnte anzupassen: Fraport-Farben, Navigationsleiste links statt oben, Logo rechts statt links. Und dabei lernte Sins, der für diese Stylesheet-Optimierung verantwortlich zeichnete, einen der Nachteile des Open-Source-Programms kennen: Anders als bei kommerziellen Systemen gibt es keine Administratoroberfläche, die eine solche Anpassung begünstigt, und so kostete das Feintuning von Media-Wiki rund sechs Wochen Programmierarbeit.