SAPs Dilemma

Wie man die Preise in der Rezession erhöht

06.11.2008
SAP steckt in der Zwickmühle: Einerseits soll der Wartungsaufschlag durchgedrückt werden, andererseits greift die Wirtschaftskrise immer weiter um sich.

Die WestLB hat die SAP-Aktie von der Kaufempfehlung "Hold" auf "Sell" herabgestuft, das Kursziel aber bei 24 Euro belassen. Die Aktie habe nach zuletzt starken Kursverlusten mittlerweile wieder 40 Prozent zugelegt, schrieb Analyst Jonathan Crozier in einer Studie. Die Geschäftsaussichten hätten sich aber eher weiter verschlechtert. Es gebe Anzeichen, dass die normalen Geschäftspraktiken außer Kraft gesetzt seien und sich das vierte Quartal zu einem generellen Desaster entwickle.

Seine Schätzung für den Gewinn je Aktie (EPS) 2008 habe er angepasst, um voraussichtlich 40 Millionen Euro geringeren Produkterlösen im vierten Quartal Rechnung zu tragen. Die Prognose für das EPS im kommenden Jahr habe er auf Basis einer im Vergleich zum laufenden Jahr stabilen Wachstumsrate aufgestellt. Mit der Einstufung "Sell" geht die WestLB davon aus, dass sich die Aktie in den nächsten zwölf Monaten im Vergleich zum Index um mindestens zehn Prozent schlechter entwickeln wird.

Derweil hat SAPs Co-Chef Henning Kagermann auf einer Analystenkonferenz Fragen zu einem Thema beantworten müssen, das er am liebsten aus der Öffentlichkeit heraushalten würde: die Steigerung der Wartungsgebühren. "Ich habe verstanden, dass wir ein bisschen besser hätten kommunizieren müssen", so Kagermann auf der Goldman-Sachs-Veranstaltung am Mittwoch. Ursprünglich hatte es geheißen, dass der Anstieg auf 22 Prozent nur für Neukunden verpflichtend sei. Kurze Zeit später erweiterte SAP den Aufschlag auch auf Bestandskunden. Unter den Anwendern hatte dies deutliche Kritik hervorgerufen.

Kagermann blieb gegenüber den Analysten seinen jüngsten Aussagen aus der Bilanzkonferenz im vergangenen Monat und damit der Konzernlinie - "keine Zugeständnisse" - treu. Demnach werde SAP den Plan nicht noch einmal überdenken. Für den Rückgang der Geschäfte ab Ende September sei das Thema "Wartungskosten" zudem nicht verantwortlich, so Kagermann. Ausschlaggebend sei vielmehr die Tatsache gewesen, dass Deals nicht abgeschlossen wurden, was von den potenziellen Kunden wiederum mit dem wirtschaftlichen Umfeld begründet wurde. Indes räumte Kagermann ein, dass dem Konzern durch die zusätzlichen Wartungsgebühren ein "signifikanter Mittelzufluss" erwachse. Rabatte für die Wartung, mit denen Interessenten zum Abschluss von Verträgen bewegt werden sollen, schloss der Co-CEO aus. (dpa/ajf)