Wie klappt die Finanzierung von Hightech-Startups?

14.08.2008
Von Carsten Rudolph 
Mit Ausdauer und der richtigen Unterstützung lässt sich das nötige Kapital beschaffen - drei junge Firmen zeigen, wie es funktionieren kann.

Von Carsten Rudolph*

Fast jedes junge Hightech-Unternehmen steht früher oder später vor der Herausforderung, die weitere Entwicklung finanzieren zu müssen. Aus den laufenden Einnahmen gelingt das diesen Firmen nur in den seltensten Fällen. Diese Erfahrungen macht auch Microsoft regelmäßig bei den im Rahmen der Gründerinitiative "unternimm was." geförderten Startups. Die Suche nach geeigneten Business Angels und Venture-Capital-Gebern erweist sich oft als schwierig.

Ein häufiger Grund sind fehlende Kontakte zu Kapitalgebern, die jedes Startup erst mühsam aufbauen muss. Aber auch die Entwicklung eines geeigneten Geschäftskonzepts, formuliert in einem Businessplan, bereitet oft Schwierigkeiten, und die Erwartungen von Investor und Startup gehen auseinander. Hier sind erfahrene Vermittler gefragt, die zwischen beiden Welten - der Technologie und den Kapitalgebern - Brücken bauen können. Ein intensives Eindenken in die Anforderungen des jeweiligen Unternehmens ist dabei der Schlüssel zum Erfolg, denn meist sind es ganz individuelle Herausforderungen, die die Startups zu bewältigen haben.

Die im Rahmen von "unternimm was." geförderten Unternehmen Mediber, Syncing.net und Vioso sind drei Beispiele, die aufzeigen, dass die Finanzierung trotz aller Mühen mit Ausdauer und der richtigen Unterstützung gemeistert werden kann. Eines ist allen gemein: Einfach und schnell geht es nicht!

Mediber: Gründerzentrum als Überbrückungshilfe

Die Finanzierungslücke nach der Startphase kennt Mediber aus Berlin. Das junge Berliner Hightech-Unternehmen hat sich auf die Entwicklung innovativer Ansätze in der Krankenhausinformatik spezialisiert. Nach Ablauf einer einjährigen Förderung im Rahmen des Exist-Seed-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, die den Aufbau überhaupt erst ermöglichte, benötigten die Gründungsmitglieder viel Durchhaltevermögen. Ohne eine sich direkt anschließende Finanzierungsrunde waren sie gezwungen, das Unternehmen zunächst selbst zu finanzieren. Diese kritische Phase konnten sie mit Hilfe des Gründerzentrums der Technischen Fachhochschule Berlin überbrücken. Hier erhielt das Team Unterstützung in Form eines Gründerstipendiums und weiterer Leistungen. Ein Jahr später erfolgte dann endlich der Durchbruch bei der Finanzierung: Mit einem Investment durch den High-Tech-Gründerfonds (HTGF) konnte die Mediber GmbH gegründet und die Mitarbeiterzahl auf mittlerweile über zehn erhöht werden. Das Unternehmen hat mittlerweile eigene Geschäftsräume bezogen, konnte erste Kunden gewinnen und treibt die Marktbearbeitung in Deutschland wie auch international voran.

Syncing.net: Umzug zum richtigen Kapitalgeber

Ebenfalls in Berlin startete 2006 Syncing.net. Das Startup verfolgt das ambitionierte Ziel, Marktführer im Bereich Datensynchronisationslösungen für kleine Unternehmen zu werden. Zunächst sicherte die Hochschulausgründung der Technischen Universität Berlin die Startphase ebenfalls mit Fördergeldern des Exist-Seed-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft. Syncing.net schaffte es, unmittelbar im Anschluss daran eine Finanzierung des High-Tech-Gründerfonds zu bekommen, und konnte damit seine Software zu einem Versionsstand entwickeln, der im März 2008 auf dem Microsoft-Stand auf der CeBIT vorgestellt wurde. Zur weiteren Marktbearbeitung suchte Syncing.net nun jedoch einen Investor, der branchenspezifisches Know-how und Kapital mitbringt. Als passender Kapitalgeber konnte der Zukunftsfonds Heilbronn gefunden werden, der sich mit einer Wachstumsfinanzierung in siebenstelliger Höhe an dem Unternehmen beteiligt und somit die weitere Expansion und Produktentwicklung vorantreibt. Bedingung war jedoch ein Firmensitz in der Nähe des Investors, und so entschied sich Syncing.net für einen Standortwechsel nach Baden-Württemberg.

Vioso: Zwischenfinanzierung durch Familie und Freunde

Vioso ist ein Spinoff der Bauhaus-Universität Weimar. Das Hightech-Startup entwickelt und vermarktet die patentierte "Smartprojecting"-Technologie, die es ermöglicht, mit einem handelsüblichen Beamer Bilder auf nahezu jede Oberfläche zu projizieren. Auch für Vioso erwies es sich als größte Schwierigkeit, nach der Finanzierungsstarthilfe durch das Exist-Seed-Programm eine Anschlussfinanzierung zu finden. Der Kapitalbedarf musste zwischenzeitlich durch Freunde und Familie gedeckt werden, die bereit waren, einzuspringen. Auch waren Verhandlungen mit der Universität über die Lizenzierung des Patents noch nicht abgeschlossen, so dass zunächst keine Investition durch Dritte möglich war. Nach Erfolgen bei der Entwicklung und dem Vertrieb eines ersten Produkts folgte im Sommer 2007 die Gründung der Vioso GmbH. Nach einem weiteren halben Jahr konnte sich Vioso eine Finanzierung durch den High-Tech-Gründerfonds sichern. Eine große Rolle spielt auch der Business Angel Frank Siegmund, den Vioso als Side-Investor für sich gewinnen konnte.

Förderung als Sprungbrett bei der Kapitalgebersuche

Die drei Beispiele zeigen: Um einen Finanzierung zu finden, brauchen Hightech-Startups ein kreatives und einsatzfreudiges Management. Gerade der Übergang von der ersten staatlichen Finanzierungshilfe wie dem Exist-Seed-Programm mit einer maximalen Förderdauer von einem Jahr zu einem anschließenden Kapitalgeber stellt häufig die kritische Phase dar. Eines der wichtigsten Ziele der Gründerförderung im Hightech-Umfeld muss deswegen sein, gemeinsam mit den Gründern individuelle Wachstumspläne zu erarbeiten und dabei weder die technologischen Herausforderungen noch die finanziellen Anforderungen aus dem Blick zu verlieren. Erfahrene Unternehmen der Hightech-Branche können hier helfen, indem sie ihr Netzwerk zur Verfügung stellen, um Hightech-Startups den Weg zu einem erfolgreichen Geschäft zu ebnen. Sei es durch gemeinsame Messeauftritte oder gezielte Gesprächsvermittlung: das Know-how und die Kontakte erfahrener Unternehmen sind für Gründer viel wert. Und nicht zuletzt ist eine solche frühe Kooperation natürlich auch ein Aushängeschild, das dem Startup eigene Gespräche mit Investoren erleichtert. Von einer lebendigen Hightech-Szene wiederum profitieren auch die etablierten Hightech-Unternehmen in Deutschland. Nicht umsonst gelten Neugründungen als Impulsgeber für die Gesamtwirtschaft. Mediber, Syncing.net und Vioso haben als vielversprechende deutsche Hightech-Startups eine solide Finanzierung gefunden und sind nun bereit, auch internationale Märkte zu erobern. Nur mit einer guten Innovationsförderung kann Hightech "Made in Germany" internationale Erfolge bringen und gleichzeitig zu Hause Arbeitsplätze schaffen. (mb)

* Carsten Rudolph ist Projektleiter der Microsoft Gründerinitiative "unternimm was."