Pressearbeit im IT-Mittelstand

Wie IT-Unternehmen zu Botschaftern werden

01.12.2011
Von Markus Walter

Klartext als Experte

Zu oft verlieren sich Unternehmen auch in der Fachterminologie ihrer eigenen Domäne. Die Begrifflichkeiten und Abkürzungen, die dann in Pressetexten verwendet werden, sind für die Leser und eventuell auch den Redakteur einer einschlägigen Zeitschrift nicht automatisch selbsterklärend. Bei genau diesen Lesern handelt es sich aber um potenzielle Anwender, die Interesse am Nutzen und weniger an Technologie-Einzelheiten haben. Redaktionen im IT-Bereich haben bestimmte Arbeitsweisen und Vorlieben. Nur wer seine Pressetexte so erstellt, dass sie den Anforderungen der Redakteure entsprechen, wird auch abgedruckt. Das primäre Interesse von IT-Redakteuren gilt Fakten, Zahlen und Features und nicht werblichen Formulierungen oder selbstbeweihräuchernden Zitaten.

Wenn Sie als meinungsstarker Experte in einem stark eingegrenzten Bereich wahrgenommen werden, haben Sie schon einiges erreicht.
Wenn Sie als meinungsstarker Experte in einem stark eingegrenzten Bereich wahrgenommen werden, haben Sie schon einiges erreicht.
Foto: Diego Cervo, Fotolia.de

Ein anderer häufiger Bremsklotz für die Kommunikation in der IT ist der Irrglaube, nur über die Produkte kommunizieren zu können. Selbstverständlich steht der Vertrieb von Lösungen und Produkten im Zentrum wirtschaftlichen Denkens. Wer aber ausschließlich Neuerungen des eigenen Produkt- und Leistungsportfolios an Redaktionen kommuniziert, vergibt die Chance, als Lösungsanbieter ganzheitlich bei seiner Zielgruppe wahrgenommen zu werden. Hier ist Kreativität gefordert, Themen abseits des Portfolios zu finden. Gelingt es, branchenrelevante Themen mit Beiträgen in wichtigen Fachmagazinen zu besetzen, wird ein Dienstleister von seiner Zielgruppe als Experte wahrgenommen. So kann ein Fachmann für Sicherheit von Datenbank-Umgebungen beispielsweise in einer Fachzeitschrift aktuelle Bedrohungen oder Trends erläutern und kommentieren. Mit regelmäßiger Pressearbeit wird Vertrauen bei der Zielgruppe und damit ein Expertenstatus aufgebaut. Dieser Expertenstatus steigert das Interesse an den Lösungen und Produkten eines Unternehmens und generiert letztlich mehr Neugeschäft.

Interne Pressestellen etablieren

Mit Hilfe einer internen Pressestelle können IT-Mittelständler die erläuterten Fallstricke für wirkungsvolle PR-Arbeit umgehen. Dies setzt ein Umdenken voraus: Das notwendige PR-Fachwissen muss in den Unternehmen verankert und Kontinuität in der Pressearbeit geschaffen werden, damit Presseinformationen mehr sind als reiner Selbstzweck. Wenn es der internen PR-Fachkraft gelingt, die Alleinstellungsmerkmale des Unternehmens schlüssig herauszuarbeiten, fungieren diese als Eckpfeiler einer langfristigen PR-Strategie und schärfen das gesamte Unternehmensprofil. So kann das Unternehmen seine Ausrichtung durch die Arbeit der internen Pressestelle ständig reflektieren. Wofür stehen wir? Wo liegt unsere Expertise? Wie möchten wir wahrgenommen werden? All diese und weitere bedeutsame Fragen spiegelt die Pressearbeit wider. Anhand der Antworten ergeben sich wiederum die Themenfelder, auf denen ein Expertenstatus angestrebt wird.

Einem der wichtigsten deutschen SharePoint-Dienstleister ist es zum Beispiel gelungen, über die interne Pressearbeit in der Öffentlichkeit nicht nur als SharePoint-Anbieter wahrgenommen zu werden. Durch kontinuierliche Präsenz auf Themengebieten wie Enterprise 2.0, Intranet, Wissensmanagement und Collaboration konnte sich das Unternehmen großer Bekanntheit als Experte für diese Themen aufbauen. Die verwendete Technologie ist dabei zweitrangig und Mittel zum Zweck geworden - die Interessenten kommen auf das Unternehmen zu, weil sie dort die nötige Kompetenz sehen, um ihr Anliegen bestmöglich umzusetzen.