Alternativen zu Entlassungen

Wie IT-Firmen ihre Personalkosten senken

02.06.2009
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Variable Gehälter gestrichen

Die Krise hat die IT-Branche also fest im Griff. Pläne werden über den Haufen geworfen, manchmal kommt es ganz dick. Glück im Unglück hatte der IT-Dienstleister Sepago. Kurz bevor der "Credit Crunch" die Wirtschaft weltweit kollabieren ließ, verkauften die Kölner dem US-Konzern Citrix ein selbst entwickeltes Tool. "Der Deal war wie ein Ritterschlag und brachte uns ordentlich Cash", sagt Geschäftsführer Carsten Brüggerhoff. Inzwischen sind die Amerikaner in den Abwärtssog geraten und entlassen viele Mitarbeiter. Der eine oder andere heuerte gleich bei Sepago an. "Früher kannte uns niemand", sagt der Manager. "Nun bewerben sich Leute, die wir vorher kaum hätten gewinnen können."

Fünf vor zwölf ist es hingegen beim Lünener IT-Dienstleister Itemis. Der mehrmals als Arbeitgeber ausgezeichnete Spezialist für modellbasierende Softwareentwicklung musste seine Berater sogar in Kurzarbeit schicken. "So katastrophal wie heute war es selbst nicht, als der neue Markt kollabierte", sagt Vorstand Jens Wagener. Entschlossen zog Itemis die Reißleine: Gestrichen wurden die variablen Gehaltsbestandteile.

Beschäftigungsgarantie für Itemis-Mitarbeiter

Dafür gibt Itemis eine Beschäftigungsgarantie und investiert offensiv. Neben dem Vertrieb, der Banken als neue Zielgruppe erschließen soll, intensiviert Itemis seine Forschungsaktivitäten als Mitglied der Eclipse Automotive Working Group. Mitarbeiter in Kurzarbeit, deren reduziertes Gehalt von der Firma bezuschusst wird, werden derzeit intensiv geschult. Keine Frage: Die IT-Branche hat aus dem Sündenfall vor acht Jahren ihre Lehren gezogen. "In Scharen wurden damals Mitarbeiter rekrutiert, mit viel Aufwand eingearbeitet und dann plötzlich vor die Tür gesetzt", erinnert sich Praktiker-Personalchef Stroh. "Zwar sanken so die Kosten. Aber das Investment in die Zukunft war vernichtet."

Besonnen bleiben und dabei die Zukunft nicht aus den Augen verlieren - das scheint für viele Firmen das Leitmotiv zu sein. Hofferberth von Towers Perrin zeigt sich gemäßigt optimistisch: Weder seien die meisten IT-Jobs massiv bedroht, noch werde der Arbeitsmarkt austrocknen. Seine Botschaft macht Mut: "IT wird künftig noch wichtiger für die Wirtschaft. Innovation, Globalisierung und Vernetzung sind nicht mehr aufzuhalten."

Wie Unternehmen ihre Personalkosten senken

  • 21 Prozent lassen befristete Arbeitsverhältnisse auslaufen,

  • 17 Prozent flexibilisieren Arbeitszeit,

  • 16 Prozent reduzieren teure Projekte,

  • 14 Prozent setzen auf Kurzarbeit,

  • 13 Prozent streichen freiwillige Leistungen,

  • 10 Prozent verordnen Betriebsferien und Zwangsurlaub,

  • 9 Prozent kündigen betriebsbedingt.

(Quelle: Haufe Konjunktur-Cockpit)