Wie Experten Google Chrome einschätzen

08.09.2008
  • Unter Technikfans scheint die Begeisterung für den Google-Browser kaum Grenzen zu kennen. Datenschützer sehen die Software weniger optimistisch. "Google Chrome sollte nicht für den allgemeinen Gebrauch eingesetzt werden", erklärte ein Sprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gegenüber der "Berliner Zeitung". Es sei problematisch, dass Google ein Produkt in der Testversion aufgrund seiner Marktmacht einer breiten, zum Teil technisch wenig versierten Öffentlichkeit zugänglich mache. Der Open-Source-Browser sei zwar bequem, aber kritisch, nicht nur weil das Programm noch nicht ausgereift sei, sondern auch wegen der Daten-Sammelwut von Google.

  • "Aus Datenschutzsicht kann man Chrome zurzeit nicht empfehlen", warnt auch Christian Krause vom Unabhängigen Landesdatenschutzzentrum Schleswig-Holstein. Seine Kritik entzündet sich an der Identifikationsnummer, die der Browser während der Installation automatisch generiert. Sie wird zwar laut Google nur für Aktualisierungen der Software eingesetzt. Doch schon beim Start des Computers suche Chrome nach Updates und übermittle damit auch die Nummer, kritisiert der Datenschützer. Damit könne Google die Nutzer eindeutig identifizieren.

  • Erste Tools sorgen inzwischen dafür, dass Chrome-Nutzer ihre Anonymität trotzdem wahren können. So bietet die Delmenhorster Abelssoft GmbH mit "UnChrome 1.0" ein Werkzeug an, dass die eindeutige Browser-ID durch eine Abfolge von Nullen ersetzt. Damit lässt sich der Browser nicht mehr identifizieren (www.abelssoft.de/unchrome.php).

  • Lob kommt dagegen vom norwegischen Browser-Konkurrenten Opera. "Googles Chrome hilft, den Browser-Markt zu öffnen", kommentierte Opera-Sprecher Thomas Ford. "Wenn in der Öffentlichkeit das Bewusstsein hinsichtlich Alternativen steigt, ist das gut."

  • Mehr Browser bedeuten für die Benutzer mehr Auswahl, urteilt das amerikanische Marktforschungs- und Beratungshaus Saugatuck Technology. Andererseits steige damit auch die Komplexität. Anwender, Entwickler und Anbieter von Web-basierenden Services müssten mit zusätzlichen Kosten rechnen.

  • "Chrome fordert nicht nur Microsofts Internet Explorer heraus, sondern auch den Windows Desktop," argumentieren die Marktforscher von Ovum. Mit Chrome unterstütze Google leistungsstarke Web-Anwendungen, die weniger abhängig von Standard-Betriebssystemen sind, so die Auguren: "Das Ziel ist nicht die Mozilla Foundation sondern Microsoft." (wh)