Stress und Schmerzensgeld
Comet, Consol, Otto und Skytec wurden alle schon mehrmals als gute Arbeitgeber ausgezeichnet. Vermutlich sind sie nicht repräsentativ. Anja Gerlmaier und Erich Latniak vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen untersuchen seit Jahren die Arbeitssituation von IT-Experten. Projektarbeit, wie sie heute oft ist, hat sich dabei als ungesund herausgestellt. Mitarbeiter in IT-Projekten sind müder, nervöser, schlafen schlechter und haben mehr Kopf- und Magenschmerzen als der Durchschnitt.
Besonders belastend ist die übertriebene Modularisierung der Arbeit: Programmierer und andere IT-Fachleute sind oft so vielen Projekten gleichzeitig verpflichtet, dass sie sich auf keines konzentrieren können. Viele Entwickler leiden darunter, dass sie aus Zeit- und Kostengründen technisch anspruchsloser programmieren sollen, als sie es für vertretbar halten. Aber auch unter guten Arbeitsbedingungen ist Informatik anstrengend: "Die Liebe zur Abstraktion, zum Logischen und zum (un)bedingten Determinismus ist nicht jedermanns Sache", warnt Otto-Group-Abteilungsleiter Freiberg.
Wer mit alledem zurechtkommt, darf sich wahrscheinlich über ein gutes Gehalt freuen. Ob er mit einigen Jahren Berufserfahrung nun 67.650 Euro in München verdient oder 43.300 Euro in Cottbus, 45.000 Euro in einem Forschungsinstitut oder 63.686 Euro in einer Bank, ein Besserverdiener ist er allemal (die Zahlen stammen von der Hamburger Vergütungsberatung Personalmarkt). Vielleicht geht sogar noch mehr: In IT-Unternehmen, in denen die Gründer noch aktiv sind, sitzt oft ein ehemaliger Softwareentwickler in der Geschäftsführung. Im vierköpfigen Vorstand von Consol sind es drei.
- Wer verdient wie viel in der IT- und TK-Branche?
Diese Frage versucht die IG Metall in ihrer Entgeltstudie zu beantworten. Dafür hat sie 2008 insgesamt 21 000 Daten aus 82 Unternehmen untersucht. Die ermittelten Gehälter beziehen sich auf die 35-Stunden-Woche. Schauen Sie, wie viel Entwickler oder Berater verdienen. - Softwareentwickler
verdienen durchschnittlich 4,2 Prozent mehr als 2007. Die Bandbreite reicht hier von 39.000 Euro für Einsteiger bis 62.000 Euro für erfahrene Softwareingenieure. (Foto: Boguslaw Mazur/Fotolia.com) - Unter den Beratern
zeigt sich ein gemischtes Bild: Während sich die obere Führungsriege über steigende Gehälter freuen kann, gingen die Einkommen für normale und Junior Berater zurück. Der Beratungsleiter verdient mit knapp 90.000 Euro mehr als doppelt soviel wie der Einsteiger. Der durchschnittliche Berater erreicht 51. 600 Euro im Jahr. (Foto: Kzenon/Fotolia.com) - Für Hardwareentwickler
geht es in Sachen Verdienst wieder aufwärts, nachdem ihre Gehälter zuvor um 19 Prozent eingebrochen waren. Sie können zwischen 52.700 und 59.800 Euro (Senior Entwickler) verdienen. (Foto: Trutta/Fotolia.com) - Supporttechniker
finden sich auf der Gewinnerseite wieder: Sie erhielten im vergangenen Jahr elf Prozent mehr oder durchschnittlich 54.600 Euro. Zum Vergleich Junior Servicetechniker beginnen bei knapp 35.000 Euro und können sich bei entsprechender Berufserfahrung bis 45.400 Euro steigern. (Foto: Alex Hinds/Fotolia.com) - Call-Center-Agents
gehören zu den Verlierern im Gehaltskarussell: Um durchschnittlich über zwölf Prozent gingen hier die Entgelte zurück. Ein Mitarbeiter an der Info-Hotline kann nur gut 14.000 Euro erwarten, ein Kundenbetreuer beginnt bei 28.000 Euro. (Foto: Patrizier-Design/Fotolia.com) - Der zweite Verlierer sind die Mitarbeiter in den Marketing-Abteilungen
der IT-Firmen. Hier sinken die Gehälter um 13 Prozent. Der Abwärtstrend hat vor zwei Jahren begonnen. Ein Junior Marketing-Spezialist kann mit durchschnittlich 41.000 Euro rechnen, mit entsprechender Berufserfahrung kann sich das Einkommen auf knapp 52.000 Euro steigern. (Foto: Stephen VanHorn/Fotolia.com)