Das waren die 2000er Jahre

Wie Ebay und Google unser Leben veränderten

08.10.2009

10. Youtube: Kurzfilmfestival im Web 2.0

Youtube machte jeden, der eine Videocam besaß, zum Regisseur, Kameramann, Schauspieler und Produzenten. Vier Traumjobs in einem und das ganz ohne jegliches Casting. Klar, dass da viele Möchtegern-Spielbergs ihre Chance sahen und (durch-)drehten. Und wie. Natürlich nicht nur bei Youtube, sondern auch bei Clickfish, MyVideo oder anderen Nachahmern. In gefürchteter C-Movie-Qualität erschienen auf den Plattformen Videoblogs und Nachrichten, Propaganda und Parodien, Trash und Trailer, Sex-Clips und Commercials, Musikvideos und Konzeptkunst, Borat und Paris Hilton, professionelle Filmemacher und peinliche Filmchen à la Pleiten, Pech und Pannen. Die Internetgemeinde verfolgte auf Youtube Bilder vom Weltwirtschaftsgipfel in Paris und Aufnahmen vom Tsunami in Südostasien. Sie sah, wie vier Monate lang weltweit ein Sinfonieorchester gecastet wurde, wie ein britischer Opa vom Krieg erzählte (Geriatric1927) und eine neuseeländische Schauspielerin sich in gefakter Ta-gebuchmanier als unverstandenes Lonelygirl15 ausgab. Und ganz ganz selten gelangen auch echte Kunstwerke - wie der Simpsons-Vorspann, der von TexMachina im echten Leben nachgestellt wurde.

Ansonsten gab es wenig Aufregendes, aber immer mal wieder was Lustiges. Das Konzept war perfekt geschaffen für die Mittagspause: einfach anklicken, abschalten, ablachen. Und auf jeden Fall effektiver als diese mobilen Massagen, mit denen uns die Chefs im New-Economy-Zeitalter verwöhnen wollten.

Die Texte sind entnommen aus dem Buch Judith-Maria Gillies: "Unsere Nullerjahre. Das Jahrzehnt der Bagels, Blogs und Billigflieger", Eichborn 2009, 224 Seiten, 14,95 Euro.