Das erste Jahrzehnt nach dem Millenium ist fast vorbei, Zeit für die Wirtschaftsjournalistin Judith-Maria Gillies, eine erste Bilanz zu ziehen. In ihrem Buch "Unsere Nullerjahre. Das Jahrzehnt der Bagels, Blogs und Billigflieger" fragt sie, welche Moden, Macken und Marken die 2000er Jahre prägten. Ihren Rückblick serviert die Autorin zeitgerecht in 200 vergnüglichen Texthäppchen, schließlich hat der Leser heute nicht mehr viel Zeit. Für die COMPUTERWOCHE hat sie Trends herausgesucht, die zeigen, wie Computer, Internet und Co. unser Leben veränderten.
1. Blackberry: Managerspielzeug der 2000er
Ein Mann mit Blackberry - da war sich die Businesswelt einig - besaß Einfluss, Macht und Lässigkeit. Ein Blackberry machte selbst den Vertriebsleiter Südpfalz zu James Bond. Denn die elektronische Brombeere hatte alles, was Männerherzen höherschlagen ließ: ein stylisches Design, eine elegante Silhouette, ein großes Display, eine für Männerfinger geeignete Tastatur und natürlich allerlei technische Funktionen wie Web, Mail, Telefon, Instant Messaging, Kamera, Media Player, Organizer.
Ein Alleskönner im Pocket-Format: klein genug, um in der Sakkotasche zu verschwinden, groß genug, um beim Herausholen auf den ersten Blick erkannt zu werden. Und darum ging es schließlich. Hier, so signalisierte das Handheld, war einer, der gehörte zum Club der Wichtigen. Zum Club der Auserwählten, die ihr Leben in Business Lounges verbrachten und ihr Büro in der Jackentasche mit sich herumtrugen. Leider gehörte ein Blackberryaner auch zum Club der jederzeit Erreichbaren. Zum Club derer, die immer und überall vom Chef oder von Geschäftspartnern gestört werden konnten: im ICE, auf dem Tennisplatz, in der Badewanne. Feierabend war gestern. Schnell mal mit dem Click Wheel gescrollt, um zu sehen, wer da wieder etwas von einem wollte …
Vom Dauer-Scrollen holte sich mancher eine Sehnenscheidenentzündung. Blackberry-Hand statt Tennisarm. Doch solch ein kleines Zipperlein nahm man in Kauf. Nur ein einziger Knopf bereitete den meisten Nutzern ein echtes Problem: der zum Ausschalten.
- Der Blackberry...
war das Managerspielzeug der 2000er Jahre. Ein Blackberry machte selbst den Vertriebsleiter Südpfalz zu James Bond. Denn die elektronische Brombeere hatte alles, was Männerherzen höherschlagen ließ: ein stylisches Design, eine elegante Silhouette, ein großes Display, eine für Männerfinger geeignete Tastatur und natürlich allerlei technische Funktionen wie Web, Mail, Telefon, Instant Messaging, Kamera, Media Player, Organizer. - Partnersuche auf Knopfdruck
Datingbörsen wie Datingcafé, neu.de oder parship sorgten dafür, dass wirklich jeder ein Date haben konnte. Welch wunderbare neue Form sich zu verlieben! Modern und unverbindlich. Wer denn den großen Schritt ins Café um die Ecke gewagt hat, erlebte nicht selten eine harte Landung. - Fotohandys
Die Kamera war auf einmal überall dabei. Sie passte in jede Hosentasche. Seitdem erleben wir überall dasselbe Bild, wo Päpste, Prinzen oder Popstars auftauchen. Jubelnde Zuschauer hielten ihre Arme hoch. Zum Winken und Händeschütteln, klar aber eben auch zum Fotografieren. - Google
Mit der weltgrößten Suchmachine (hier die Google-Gründer Brin und Page mit Google-Chef Schmidt) fanden wir plötzlich in Sekundenschnelle Antworten auf Fragen, von denen wir früher nicht gewusst hätten, wie und wem wir sie überhaupt stellen sollten. Äußerst beliebt war das Eintippen des eigenen Namens in die Suchmachine. Ego-Googeln mutierte zum Volkssport. Mancher wurde dabei rot, denn das Internet - und hier vor allem die Bilderssuche - hatte ein besseres Gedächtnis als alle Tiere bei Elefant, Tiger und Co. zusammen. - iPod
Das Lieblings-Gadget der Nuller wurde zum Erkennungszeichen unserer Generation – wie einst der Zauberwürfel in den Achtzigern oder die Tamagotchis in den Neunzigern. iPod, das war Nuller-Zeitgeist to go! Mit dem Kultplayer konnte man definitiv seinen Sinn für Stil unter Beweis stellen – übrigens selbst dann, wenn man Eminem oder Yvonne Catterfeld hörte. - Navigationssysteme....
waren unsere liebsten Beifahrer. Sie nahmen keinen Platz weg, konnten Karten lesen und redeten nur das Nötigste. Mit ihnen wurden selbst Ortsunkundige zu Insidern. Frauen auch ohne Orientierungssinn erreichten ihr Ziel. Welch Wohltat, wenn man Strecken, für die man einst 90 Minuten eingeplant hattte, plötzlich ganz entspannt in 55 Minuten erreichte.