Best-Practice-Beispiele

Wie die IT grün wird

11.11.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Konsolidieren und zentralisieren

Konsolidierung und Zentralisierung der Server-Landschaften sind ebenfalls keine Entwicklungen der letzten Monate, sondern werden - unter anderem auch von großen Hardwarekonzernen wie IBM, Hewlett-Packard und Intel - seit Jahren propagiert. Sie haben ihre in die Hunderte gehenden Rechenzentren massiv reduziert.

Das Beispiel der Bundesagentur für Arbeit (BA) belegt, in welchem Umfang hier durch die Modifizierung der unternehmensinternen IT energieeffizient operiert werden kann. Die BA konsolidiert ihre 200 dezentralen Rechenzentren auf elf. Allein das Energieeinsparpotenzial gibt die Bundesagentur mit 40 Gigawattstunden an.

An einem Beispiel seien hier einmal die Größenordnungen verdeutlicht:

Nach Angaben des Elektrizitätswerks Jona-Rappertswil AG verbraucht ein von über drei Personen bewohntes Einfamilienhaus rund 7750 Kilowattstunden pro Jahr. Hierfür nutzen die Bewohner einen Elektroboiler für Warmwasser, verbrauchen Strom für Licht etc., waschen und trocknen Wäsche und kochen elektrisch. Die BA würde mit ihrem Zentralisierungs- und Konsolidierungsprojekt den Energiebedarf von etwa 6000 Einfamilienhäusern decken.

Der ganzheitliche Aspekt

Eine bemerkenswerte Einsicht formulierte die Daimler AG: "Green IT darf nicht lediglich als Kosteneinsparprogramm angesehen werden, sondern muss auf einem ganzheitlichen Ansatz beruhen und auch von Management und Mitarbeitern so verstanden werden." Diese Aussage macht deutlich, dass nicht lediglich buchhalterische Aspekte eine ökologische IT-Konzeption definieren sollten. Der Autobauer legt aber noch nach: "Nutzenpotenziale können nur entlang dem gesamten Lebenszyklus der IT von der Ausschreibung bis zur Entsorgung entfaltet werden." Eine Green-IT-Strategie sollte im besten Fall also umfassend ausgelegt werden, sich auf alle Abläufe eines Unternehmens erstrecken und in den Köpfen der Mitarbeiter verankert sein.

Der Konzern betont deshalb auch die Bedeutung der engen Zusammenarbeit seiner Green-IT-Protagonisten mit allen anderen Unternehmensbereichen und -projekten. Allein die intensive Kooperation des Green-IT-Teams mit der Einkaufsabteilung und die damit einhergehende Änderung des IT-Beschaffungsprozesses sowie eine Überarbeitung der Sortimente hätten zu erheblichen Reduzierungen des Energieverbrauchs geführt. In Zahlen: In einem Jahr wurde der Energieverbrauch um 26,7 Millionen Kilowattstunden gesenkt.

So macht Daimler grüne IT

Von großer Bedeutung ist es nach Ansicht der Daimler AG, eine Green-IT-Strategie in bereits bestehende Energieoptimierungsvorhaben zu integrieren. Erst durch die Verflechtung der IT mit anderen bereits bestehenden Projekten ließen sich ganzheitliche ökologische Ziele erreichen.

Folglich hat die Daimler AG ihre Green-IT-Konzeption in thematische Arbeitsgruppen aufgeteilt, die mit ihren ökologisch ausgerichteten Zielen die Gesamtheit des Unternehmens im Blick haben.

  • • Im Rechenzentrum werden gezielte Luftführung, alternative Kälteerzeugung, Kaltgangeinhausungen, Wasserkühlung und die Anhebung des Temperaturniveaus verfolgt.

  • • Die Arbeitsgruppe IT-Infrastruktur und Betrieb senkt den Energieverbrauch der Server- und Storage-Systeme durch bekannte Techniken wie Virtualisierung, durch Komponenten mit niedrigem Energieverbrauch etc.

  • • Allgemein weniger beachtet, dabei von hohem Effekt bezüglich der Energiebilanz sind die Aspekte Netze und Telekommunikation. Daimler nutzt unter anderem Techniken wie Videokonferenzsysteme oder Voice-over-IP-Kommunikation, um den Energiesaldo positiv zu beeinflussen.

  • • Auch die Endgeräte, also Clients, Drucker etc., kamen unter Kuratel. Hier galt die Aufmerksamkeit dem Lebenszyklus der Geräte und der Frage, wie sich dieser auf die Energieeffizienz auswirkt. Bei der Typenauswahl richtet Daimler das Augenmerk stark auf die Energie-Effizienz-Standards der einzelnen Produkte.

  • • Daimler betont bei seinem Green-IT-Konzept den ganzheitlichen Ansatz. Nicht überraschend gehört hierzu eine geeignete Kommunikation zum Öko-Konzept mit der Belegschaft.