Frischer Wind in der Sulzer-IT

Wie die IT-Chefin den Wandel bewerkstelligt

14.01.2015
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

ITIL für alle

Selbstverständlich betreibt Sulzer immer noch genug eigene Datencenter. Denn auch hier gilt: Wenn die Konsolidierung Selbstzweck ist und "im Hauruckverfahren" umgesetzt wird, kostet sie mehr Geld, als sie einspart. Von Winterthur gemanagt, aber über den Globus verteilt, sprich: in Finnland, Houston/Texas sowie Singapur und Indien, wurde zudem eine Reihe von Centers of Excellence etabliert, die sich jeweils mit einem technischen Thema auseinandersetzen und einen "Follow-the-sun"-Betrieb ermöglichen.

Unter dem Strich soll der Abbau von IT-Altlasten mittelfristig beim Sparen helfen. Es gilt, die derzeit noch recht hohen Betriebskosten zu senken. Die Parole lautet hier: "Continuous Improvement". Damit es nicht bei guten Absichten und knackigen Slogans bleibt, hat Soritsch-Renier ihr gesamtes Team nach ITIL zertifizieren lassen. "Das Grundzertifikat nimmt zweieinhalb Tage in Anspruch", rechnet sie vor, "aber dafür verbringen die Mitarbeiter ihre anderen Arbeitstage effizienter." ITIL versetze sie in die Lage, eine gemeinsame Sprache zu sprechen, wodurch sich viele Missverständnisse ausschließen ließen.

Ständig verbessert habe sich auch der Umgang mit den Lieferanten: "Wir machen mittlerweile Proofs of Concepts mit den Anbietern", berichtet Soritsch-Renier: "Die offerieren ja freiwillig nur Funktionen und Service-Levels. Wie das in Organisation, Verantwortlichkeiten und Prozesse eingebunden ist, interessiert sie wenig. Und das haben wir geändert. Wir wollen gemeinsam mit den Lieferanten lernen."

Last, but not least arbeitet die IT auch daran, das Business ständig besser zu machen - und das sogar aktiv. "Die generelle Ausrichtung ist klar", räumt die IT-Chefin ein, "aber die Einzelheiten kann jeder im Senior-Management mitgestalten. Diese Möglichkeit nutze sie: "Ich eröffne dem Business auch das Blickfeld dafür, was wir als IT ihm bieten können. Ich sehe mich in dieser Beziehung als Beraterin."

Stand des Projekts

Die Umgestaltung der Sulzer-IT ist bis zum Ende des kommenden Jahres terminiert. Mit der Windows-7-Einführung hat sie einen wichtigen Meilenstein erreicht. Was bleibt nun noch zu tun? - "Die Gleise sind gelegt, die Züge aufgestellt, oder anders ausgedrückt: Die Architektur steht im Prinzip", konstatiert Soritsch-Renier, "jetzt muss sie aber noch abgearbeitet werden."

Darüber macht sich die IT-Verantwortliche selbst aber gar nicht mehr so viele Gedanken: "Das ist reine Execution." Sie hat ihren Blick schon in die nähere Zukunft gerichtet: "Ich beschäftige mich mit unseren Midrange-Plänen." Wie die aussehen, bleibt vorerst ihr Geheimnis. Sicher ist lediglich, dass sie auch ein Auge auf die Vertriebsseite haben wird, die in der Fertigungsindustrie generell eher schwach ausgebildet ist.