Young Professional

Wie der IT-Nachwuchs tickt

23.04.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

André Schnackenburg, 36 Jahre, Projektleiter, BVA

Für André Schnackenburg war der Job beim Bundesverwaltungsamt (BVA) von Anfang an großes Kino. Allein der Start war grandios. Kaum hatte er angefangen, saß der IT-Spezialist schon mit Delegierten aus den USA, Polen, Israel, den Niederlanden und Frankreich an einem Tisch, um über Datentransfer und den Schutz sensibler Persönlichkeitsdaten zu verhandeln. 61 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich Deutschland endlich dazu entschieden, das Archiv in Bad Arolsen für die Forschung zu öffnen, damit Historiker das Material des Internationalen Suchdienstes (ITS) über 17,5 Millionen KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und andere NS-Opfer auswerten können. "Das war eine sehr lebendige Diskussion und für mich sehr spannend, so der 36-Jährige. "Schon immer wollte ich auf politische Prozesse Einfluss nehmen, nun konnte ich es,wenn auch nur in einem sehr begrenzten Rahmen und auf die IT bezogen.

"Nach seinem Informatikstudium an der Universität Potsdam arbeitete Schnackenburg am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie und bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Arbeit dort als Softwareentwickler war spannend - doch mit der Zeit fühlte er sich zu sehr auf ein Thema festgenagelt. "Es gab zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten", so der IT-Experte, "ich wollte in einem größeren Firmenumfeld arbeiten, auch planerisch und konzeptionell."

Karriere beim Staat: André Schnackenburg übernahm nach einem Jahr die Leitung eines Referats.
Karriere beim Staat: André Schnackenburg übernahm nach einem Jahr die Leitung eines Referats.
Foto: André Schnackenburg

Durch Zufall entdeckte er Anfang 2006 eine Stellenanzeige vom BVA, das einen "Softwareentwickler/Projektleiter" suchte, und bewarb sich. Nach einer Woche kam die Einladung, nach einer weiteren Woche die Zusage. "Das hat mich sehr beeindruckt, diese Schnelligkeit, bei anderen Unternehmen hatte ich erstmal vier Wochen gar nichts gehört." Und auch die Perspektive Personalverantwortung ist schnell in greifbare Nähe gerückt. Bereits nach einem Jahr übernahm Schnackenburg die Leitung des Referats "Standards und Methoden - Kompetenzzentrum Open Source Software" und prüft nun zusammen mit seinen Mitarbeitern, in welchen Bereichen die offene Software zu nutzen und weiterzuentwickeln ist. Sein einziges Thema ist das nicht.

Wenn IT-Projekte im BVA aufgesetzt werden, ist Schnackenburg der Mann, der darauf achtet, ob die Projektabwicklung nach dem V-Modell XT erfolgt oder ob dieser Leitfaden eventuell angepasst werden muss, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Derzeit liegt eine Anfrage aus dem Bundeskanzleramt auf seinem Tisch. Die Messeauftritte für den "Linux-Tag" in Berlin und "Die Neue Verwaltung" in Leipzig müssen vorbereitet werden. Und einen weiteren Punkt findet er bemerkenswert: "Neben der Themenvielfalt ist ein großer Pluspunkt meiner jetzigen Tätigkeit die Möglichkeit zum lebenslangen Lernen. Mir werden Wege eröffnet, die weit über die üblichen Angebote der Unternehmen in der freien Wirtschaft hinausgehen." Allein im vergangenen Jahr war Schnackenburg 30 Tage auf Weiterbildung. ( Mehr über IT-Jobs im öffentlichen Dienst lesen Sie hier)