Wie der IT-Nachwuchs tickt

14.04.2008
Wie erleben Young Professionals 2008 ihren Arbeitsalltag? Was ist ihnen wichtig, wo wollen sie hin? Die COMPUTERWOCHE hat sechs von ihnen befragt.
Lust auf Osteuropa: Katharina Somieski heuerte bei einem polnischen Softwarehaus an.
Lust auf Osteuropa: Katharina Somieski heuerte bei einem polnischen Softwarehaus an.
Foto: Katharina Somieski
Gleich zum Großen: Marcus Ferreira lernte eines der größten Beratungshäuser auf einem Absolventenkongress kennen.
Gleich zum Großen: Marcus Ferreira lernte eines der größten Beratungshäuser auf einem Absolventenkongress kennen.
Foto: Marcus Ferreira
Arbeiten beim Anwender: Thea Raubinger entdeckte den Spaß an der IT über ein Praktikum.
Arbeiten beim Anwender: Thea Raubinger entdeckte den Spaß an der IT über ein Praktikum.
Foto: Thea Raubinger
Karriere beim Staat: André Schnackenburg übernahm nach einem Jahr die Leitung eines Referats.
Karriere beim Staat: André Schnackenburg übernahm nach einem Jahr die Leitung eines Referats.
Foto: André Schnackenburg
Zum besten Arbeitgeber: Benjamin Weitz ist beeindruckt vom Betriebsklima seiner neuen Firma.
Zum besten Arbeitgeber: Benjamin Weitz ist beeindruckt vom Betriebsklima seiner neuen Firma.
Foto: Benjamin Weitz
Warum nicht Bielefeld: Alexis Voufouo Sobdjio kam von Kamerun ins Ostwestfälische und fühlt sich dort wohl.
Warum nicht Bielefeld: Alexis Voufouo Sobdjio kam von Kamerun ins Ostwestfälische und fühlt sich dort wohl.
Foto: Alexis Voufour

André liebt vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Heute hat er einen Job, der für ihn wie großes Kino ist. Benjamin genießt das lockere Arbeitsumfeld. Dart, Flipper, kein Krawattenzwang, flexible Arbeitszeiten, er fühlt sich enorm wohl bei seinem neuen Arbeitgeber. Katharina hat Polen lieben gelernt. Mit Elan stürmt sie im neuen Dresdener Tochterunternehmen eines Warschauer Softwareentwicklers die Karriereleiter empor. Marcus hatte trotz hervorragender Qualifikationen Mühe, Arbeit zu finden. Immer wieder warf ihm sein Ausländerstatus Knüppel zwischen die Beine. Seit November hat er einen spannenden Job bei einem Global Player in Frankfurt am Main.

In der IT-Branche sind sie gefragt wie nie: die Young Professionals, die, den Kopf voller Ideen und beruflicher Ambitionen, von den Universitäten auf den Arbeitsmarkt treten.

Sie suchen keine trockenen Standardjobs, sondern Aufgaben, die viel Abwechslung bieten. Sie lieben die Teamarbeit mit netten Kollegen, mögen flache Hierarchien und ein lockeres Betriebsklima. All das zählt viel, nicht das Geld allein. Dafür sind sie aber auch bereit, ranzuklotzen mit ganzer Kraft. Neues auf die Beine zu stellen, Hürden zu überwinden, wenn nötig.

Katharina Somieski, 25 Jahre, Projektleiterin Entwicklung bei Comarch, Dresden

Polen - weiche Auen, satte Wiesen. Seen, glitzernd im Sonnenlicht. Katharina Somieski hat ihre sechs Monate Praktikum beim Softwareanbieter Comarch ungemein genossen. Das junge Team in der Warschauer Firmenzentrale. Die lockere Lebensart der Menschen. Die fröhlichen Betriebsausflüge in die Masuren, gemeinsames Schwitzen bei Sportwettkämpfen. Fußball, Basketball. Um so mehr freute sich die 25-Jährige über das Angebot der Warschauer, als sie ihr Diplom als Medieninformatikerin an der TU Dresden frisch in der Tasche hatte: "Wir grün-den ein Tochterunternehmen in Dresden - wollen Sie dort mitarbeiten?"

Ich war schon überrascht, dass alles so schnell ging. Katharina Somieski, Comarch
Ich war schon überrascht, dass alles so schnell ging. Katharina Somieski, Comarch
Foto: Katharina Somieski

Katharina Somieski hat den Schritt nicht bereut. Seit zweieinhalb Jahren ist sie Entwicklerin bei der Comarch Software AG in der sächsischen Landeshauptstadt. Gut 70 Mitarbeiter hat die Niederlassung, die Zeichen beim polnischen Softwarehersteller stehen auf Expansion. Die Strukturen sind flexibel, die Hierarchien flach, das Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren. Ein idealer Rahmen, um durchzustarten. Somieski tat es mit Elan. Vor einem halben Jahr wurde sie zur Leiterin eines achtköpfigen Entwicklerteams befördert. "Ich war schon überrascht, dass es so schnell ging. Schließlich habe ich ja noch gar nicht so viel Erfahrung." Die 25-Jährige lächelt. "Aber es hat sich so ergeben."

Die Aufgabe liegt ihr. Sie kann gut organisieren und hat Freude daran, ihr Team anzuleiten und zu motivieren. Sie präsentiert gerne die neuesten Softwareprodukte auf Messen und Konferenzen, hat keine Scheu vor großem Publikum. "Weil ich weiß, dass ich fachlich gut im Thema bin." Gerade erst hat Somieski das neue ERP-System von Comarch auf der CebIT vorgestellt. Aufgeregt war sie davor kaum.

Natürlich, für eine Berufsanfängerin wie sie gibt es im Arbeitsalltag immer wieder Rechnungen mit vielen Unbekannten, vieles macht sie zum ersten Mal. Manchmal wäre es leichter, wenn sie einen erfahrenen Kollegen zur Seite hätte. Stattdessen greift Katharina Somieski zum Telefon. Ruft in Polen an, bei der Mutterfirma, tauscht sich regelmäßig aus. Und versucht ihre Aufgaben bestens zu erfüllen. Mit dieser Strategie ist sie bisher gut gefahren: "Durch den Erfolg habe ich immer neue Projekte gewonnen."

Marcus Ferreira, 35 Jahre, Programmierer bei Accenture, Frankfurt am Main

Eigentlich ist Marcus Ferreira ein alter Hase. Sieben Jahre lang hat er nach dem technischen Abitur in seiner Heimatstadt Sao Paulo an Rechnern geschraubt. Bis der Brasilianer merkte: Ohne Studium komme ich als Programmierer nicht weiter. So ging Ferreira nach Deutschland - hier kostete die Hochschulausbildung nichts, ein wichtiger Punkt für einen, der sich seinen Lebensunterhalt bis auf den letzten Pfennig selbst verdienen muss.

Obwohl sehr gut qualifiziert, hatte der Brasilianer Marcus Ferreira zu-nächst Schwierigkeiten, den Berufseinstieg zu finden.
Obwohl sehr gut qualifiziert, hatte der Brasilianer Marcus Ferreira zu-nächst Schwierigkeiten, den Berufseinstieg zu finden.
Foto: Marcus Ferreira

Seit neun Jahren ist Marcus Ferreira in der Bundesrepublik und spricht so gut Deutsch, dass man ihm seine südamerikanische Herkunft fast nicht anmerkt. Er hat das deutsche Abitur nachgemacht, hat in Berlin Informatik und Maschinenbau studiert. Er hat in den Semesterferien rangeklotzt, um seine Brötchen zahlen zu können. Für eine Sprachschule entwickelte der Student eine ganze IT-Landschaft, für kleinere und mittlere Unternehmen programmierte er Datenbanken. Eine hervorragende Ausgangsbasis für den Sprung auf den Arbeitsmarkt im Jahr 2006. Theoretisch.

Bis Marcus Ferreira erfuhr, was es heißt, als Ausländer um einen Arbeitsplatz zu buhlen. Selbst als eine der wenigen angeblich händeringend gesuchten IT-Fachkräfte. Ein Jahr lang ließ ihm das Aufenthaltsrecht Zeit, um einen Job zu finden. Ein Jahr, in dem er Dutzende Bewerbungen durch die Republik schickte. In dem er immer wieder eingeladen wurde, ein sehr interessanter Kandidat, oh ja. In dem er immer wieder an derselben Hürde scheiterte: "Sie haben keine Arbeitserlaubnis?" "Die bekomme ich erst, wenn ich einen Job gefunden habe." "Einen Job finden Sie bei uns nur, wenn Sie eine Arbeitserlaubnis haben."

Auf einem Absolventenkongress der studentischen Jobvermittlung Hobsons stieß Ferreira auf den Stand eines internationalen Beratungsunternehmens: Accenture. Die Fachkollegen aus den Projekten, die hier nach Nachwuchs fahndeten, waren begeistert von seinem Know-how. Den nehmen wir. Im Februar 2007 hatte der Brasilianer den Vertrag in der Tasche. Einen Global Player wie Accenture kann der Ausländerstatuts eines ausgezeichneten Bewerbers nicht abschrecken.

Seit August vergangenen Jahres sitzt Marcus Ferreira für Accenture in der Frankfurter Niederlassung eines großen Logistikunternehmens. Erst hat er am Design für die Anwendungen des Kunden mitgearbeitet, jetzt testet er die Produkte, die im Auftrag von Accenture in Manila entwickelt werden. Sechs Monate hat es gedauert, bis er seinen Job antreten konnte, erst dann hielt er die Genehmigung der Ausländerbehörde in den Händen.

Längst hat sich der 35-Jährige eingewöhnt, die Arbeit mit den Kollegen macht ihm großen Spaß. Dass er als Hochschulabsolvent trotz aller Erfahrungen als Young Professional eingestuft wurde, macht Marcus Ferreira wenig aus. Mit seinem Counselor, einem älteren Mentor im Unternehmen, hat Fereirra schon die Zielmarken der weiteren Entwicklung gesteckt: Architektur, Design, Java. Da will er hin. Und vielleicht kann er ja irgendwann zurück in die Stadt seiner Studienzeit: Berlin. Denn das ist zu seiner Heimat in der Fremde geworden.

Thea Raubinger, 25 Jahre, SAP Application Consultant Analyst, BASF IT Services

Thea Raubinger ist neugierig. Und sie mag Mathematik. Als in der 12. Klasse das Förderprogramm "be.it" der Bundesregierung startete, das Mädchen für technische Berufe interessieren soll, schlug sie daher liebend gern ein: ein Praktikum bei IBM? Warum nicht. Heute ist sie Beraterin für SAP-Software bei BASF IT Services.

Ich war überrascht, wie abwechslungsreich der Alltag in der IT ist. Thea Raubinger, BASF IT Services
Ich war überrascht, wie abwechslungsreich der Alltag in der IT ist. Thea Raubinger, BASF IT Services
Foto: Thea Raubinger

Das Praktikum bei IBM hat die Weichen für ihren Berufsweg gestellt. "Ich war überrascht, wie abwechslungsreich der Alltag in der Informationstechnik ist", sagt die heute 25-Jährige. "Statt den ganzen Tag hinterm Rechner zu sitzen, gab es viel Teamarbeit, Besprechungen, Austausch." Sie verlor ihre Scheu vor der Computertechnik, merkte, dass es im Job ganz anders ist als in der Schule, wo Jungs die Mädels am PC unter den Tisch spielen. Auch wenn sie damals die Programmierung auf den schwarz-grünen Cobol-Oberflächen nicht nachvollziehen konnte, begeisterte sie das Kommunikative an diesem Beruf: "Man redet mit der Maschine. Man redet mit anderen Menschen. Und dann versucht man der Maschine beizubringen, was die anderen Leute von ihr erwarten." Thea Raubinger wurde klar: Informationstechnik ist mein Weg.

Drei Jahre lang studierte sie an der Berufsakademie Mannheim Internationale Wirtschaftsinformatik, eine ideale Kombination von Wirtschaftswissen und IT-Know-how für eine, der das Schrauben an Netzwerken und Löten von Mikrochips allein zu technisch ist und die es liebt, zwischen Anwendern und Binärcode-Freaks zu vermitteln. "Gute Werkzeuge für Menschen zu entwickeln, die in der Wirtschaft arbeiten" - das interessierte sie. Beim Studium an der Berufsakademie wechseln sich im Dreimonatsrhythmus Blockunterricht an der Hochschule und Praxis in einem Ausbildungsbetrieb ab. Für Thea Raubinger war das die BASF-Tochter BASF IT Services.

Die Türen der Büros stehen immer offen

Mit dem Diplom in der Tasche wurde sie im Oktober 2006 übernommen. Ein Sprung ins kalte Wasser war der Eintritt in die Jobwelt für die Berufseinsteigerin nicht. Während der Ausbildung hatte sie bereits die Abläufe in der Firma kennen gelernt und ein kleines Netzwerk aufgebaut. Der Job in der SAP-CRM-Abteilung in Münster passt perfekt. Hier kann sie Kunden betreuen und an Anwendungen für Außendienstmitarbeiter tüfteln: Wer ordert welche Produkte, wie sieht das Händlergebiet aus, wo ist noch Potenzial? Hier entwickelt sie technische Konzepte für Telefon-Hotlines, macht Projekt- und Wartungsarbeiten und tauscht sich auch mal mit Kollegen in Übersee aus. Von ihrem lichten Zweierbüro im vierten Stock der Niederlassung hat sie einen weiten Blick über das Werk ihres Hauptkunden, der BASF Coatings AG, zuständig für Farben und Lacke der Chemie-Gruppe.

Die Türen der Büros stehen offen, ein kurzer Zuruf über den Flur, der schnelle, lockere Austausch über die neuesten Projekte gehören zum Stil der Abteilung. Dass sie momentan die einzige Frau in einer 15-köpfigen Crew ist, macht der 25-Jährigen wenig aus. Die Informatikerin lacht: "Die Atmosphäre stimmt, die Anforderungen der Projekte sind herrlich abwechslungsreich."

An einen Wechsel denkt Raubinger erstmal nicht. Zwei Jahre - für einen Job im SAP-Umfeld ist das nicht viel. Fünf bis sieben Jahre, heißt es, brauche man schon, um alle Feinheiten des Systems im Detail zu beherrschen. Zum Consultant hat sie es bereits gebracht, Senior ist die nächste Zielmarke. Und danach? "Vielleicht, irgendwann einmal, ins Ausland, am liebsten Asien." Denn an diesen Kontinent hat Raubinger schon vor Jahren ihr Herz verloren.

André Schnackenburg, 36 Jahre, Projektleiter, BVA

Für André Schnackenburg war der Job beim Bundesverwaltungsamt (BVA) von Anfang an großes Kino. Allein der Start war grandios. Kaum hatte er angefangen, saß der IT-Spezialist schon mit Delegierten aus den USA, Polen, Israel, den Niederlanden und Frankreich an einem Tisch, um über Datentransfer und den Schutz sensibler Persönlichkeitsdaten zu verhandeln. 61 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich Deutschland endlich dazu entschieden, das Archiv in Bad Arolsen für die Forschung zu öffnen, damit Historiker das Material des Internationalen Suchdienstes (ITS) über 17,5 Millionen KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und andere NS-Opfer auswerten können. "Das war eine sehr lebendige Diskussion und für mich sehr spannend, so der 36-Jährige. "Schon immer wollte ich auf politische Prozesse Einfluss nehmen, nun konnte ich es,wenn auch nur in einem sehr begrenzten Rahmen und auf die IT bezogen.

Schon immer wollte ich auf politische Prozesse Einfluss nehmen. André Schnackenburg, BVA
Schon immer wollte ich auf politische Prozesse Einfluss nehmen. André Schnackenburg, BVA
Foto: Andre Schnackenburg

"Nach seinem Informatikstudium an der Universität Potsdam arbeitete Schnackenburg am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie und bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Arbeit dort als Softwareentwickler war spannend - doch mit der Zeit fühlte er sich zu sehr auf ein Thema festgenagelt. "Es gab zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten", so der IT-Experte, "ich wollte in einem größeren Firmenumfeld arbeiten, auch planerisch und konzeptionell."

Durch Zufall entdeckte er Anfang 2006 eine Stellenanzeige vom BVA, das einen "Softwareentwickler/Projektleiter" suchte, und bewarb sich. Nach einer Woche kam die Einladung, nach einer weiteren Woche die Zusage. "Das hat mich sehr beeindruckt, diese Schnelligkeit, bei anderen Unternehmen hatte ich erstmal vier Wochen gar nichts gehört." Und auch die Perspektive Personalverantwortung ist schnell in greifbare Nähe gerückt. Bereits nach einem Jahr übernahm Schnackenburg die Leitung des Referats "Standards und Methoden - Kompetenzzentrum Open Source Software" und prüft nun zusammen mit seinen Mitarbeitern, in welchen Bereichen die offene Software zu nutzen und weiterzuentwickeln ist. Sein einziges Thema ist das nicht.

Wenn IT-Projekte im BVA aufgesetzt werden, ist Schnackenburg der Mann, der darauf achtet, ob die Projektabwicklung nach dem V-Modell XT erfolgt oder ob dieser Leitfaden eventuell angepasst werden muss, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Derzeit liegt eine Anfrage aus dem Bundeskanzleramt auf seinem Tisch. Die Messeauftritte für den "Linux-Tag" in Berlin und "Die Neue Verwaltung" in Leipzig müssen vorbereitet werden. Und einen weiteren Punkt findet er bemerkenswert: "Neben der Themenvielfalt ist ein großer Pluspunkt meiner jetzigen Tätigkeit die Möglichkeit zum lebenslangen Lernen. Mir werden Wege eröffnet, die weit über die üblichen Angebote der Unternehmen in der freien Wirtschaft hinausgehen." Allein im vergangenen Jahr war Schnackenburg 30 Tage auf Weiterbildung.

Benjamin Weitz, 28 Jahre, Entwickler, Consol

Schöner Garten im Erdgeschoss, Dachterrasse mit Liegestühlen, Spieleraum mit Kicker, Flipper, Dartscheibe. Kein Krawattenzwang. Im Sommer laufen manche Mitarbeiter sogar barfuß. Consol heißt das Unternehmen, und Benjamin Weitz ist einer seiner Mitarbeiter. Aus dem hohen Norden ist er nach München gezogen und fühlt sich "ausgezeichnet". Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt - das sei bei dem Spezialisten für Entwicklung und Betrieb komplexer IT-Systeme keine Phrase. "Das Arbeitsklima ist in der Tat hervorragend, es gibt keine streng hierarchische Struktur, man wird ermutigt, seine Meinung zu sagen, und kann über seine Arbeitszeiten ziemlich frei entscheiden", so der 28-Jährige. Lange ist er noch nicht dabei.

Jeder soll zum guten Betriebsklima beitragen

Die Gewinnbeteiligung wirkt sehr motivierend. Benjamin Weitz, Consol
Die Gewinnbeteiligung wirkt sehr motivierend. Benjamin Weitz, Consol
Foto: Benjamin Weitz

Erst im vergangenen März hatte er einen Artikel über Consol gelesen, zum wiederholten Mal wurde das Unternehmen zum besten Arbeitgeber Deutschlands gewählt. Weitz war sofort interessiert. Surfte auf die Firmen-Homepage und studierte die Stellenanzeigen. Nach seinem Diplom an der Fachhochschule Wedel hatte der Informatiker bei einem Unternehmen für optische Sortieranlagen gearbeitet. Java war nicht sein Steckenpferd - aber warum nicht probieren? Die Stelle als Entwickler war zwar schon weg, aber ein Personaler rief ihn an und erkundigte sich, ob er generell auch Interesse und das Zeug dazu hätte, im Bereich "Qualitätssicherung" zu arbeiten. Beim Vorstellungsgespräch saßen nicht nur Teamleiter und Personaler vor ihm, sondern auch seine zukünftigen Kollegen, und fühlten ihm auf den Zahn: "Weil das Betriebsklima bei Consol so wichtig ist, dürfen sie mitentscheiden."

Einmal im Monat wird die ganze Belegschaft informiert

Wenn Weitz gerade mal keine neuen Funktionalitäten testet - er hat sich auf die Schnittstelle von E-Mail-Systemen spezialisiert -, berät er Kollegen aus dem Support und der Beratung. "Sie wenden sich in der Regel zuerst an uns, bevor sie zu den Programmierern gehen." Und auch wenn es mal zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen Abteilungen kommt, übernimmt er die Vermittlerfunktion. Was ihm besonders gut gefällt: Einmal pro Monat findet das so genannte All-Meeting der gesamten Belegschaft statt. Über den Kurs der Firma bestimmen ein Ältestenrat aus Geschäftsführung, erfahrenen Kollegen und mindestens drei Interessierten aus der Mitarbeiterschaft. Alle mit vollem Stimmrecht. Und Gründer und Geschäftsführer Ulrich Schwanengel beteiligt seine Mannschaft. Mindestens 50 Prozent des Gewinns, das ist vertraglich geregelt, schüttet er an sie aus. Letztes Jahr waren es sogar 62 Prozent. Weitz: "Das garantiert, dass die Mitarbeiter bei der Sache sind, ihr Bestes geben, und wir unser hohes Niveau halten können."

Alexis Voufouo Sobdjio, 26 Jahre, Berater bei Itelligence, Bielefeld

Bielefeld gibt es nicht. Alexis Voufouo Sobdjio lacht. Irgendwie hat Achim Held mit seiner Verschwörungstheorie Recht, die schon lange als Running Gag durchs Internet geistert. Knapp 326 000 Menschen leben in der Stadt, aber kaum einer weiß, wo sie liegt. Irgendwo in Nordrhein-Westfalen, irgendwo zwischen Frankfurt und Bremen. Seinen Arbeitgeber Itelligence hat Voufouo auf der CeBIT in Hannover kennen gelernt. Der SAP-Komplettdienstleister hat ihm sofort gefallen: "Seine Vertreter haben über die Unternehmenskultur gesprochen, wie wichtig ihnen eine exzellent trainierte und hoch motivierte Mannschaft ist - und ich hatte das Gefühl, dass das auch stimmt." Seine Pläne, an der Technischen Universität Braunschweig zu promovieren, hat der Informatiker sogleich über Bord gekippt und sich als Junior Consultant beworben. Sein Gefühl hat ihn nicht getäuscht. "Wenn jemand ein Problem hat", so der 26-Jährige, "sind alle Teammitglieder für ihn da, egal wie lange es dauert." Außerdem gefalle ihm die Tätigkeit als Berater. "Ich komme viel rum, lerne viele Unternehmen und Menschen kennen. Und da jeder etwas anderes braucht, schleicht sich keine Routine ein."

Ich wollte in Deutschland studieren und arbeiten. Alexis Voufouo Sobdjio, Itelligence
Ich wollte in Deutschland studieren und arbeiten. Alexis Voufouo Sobdjio, Itelligence
Foto: Alexis Voufour

Zurzeit sitzt der junge Berater Voufouo dreimal die Woche bei einem Möbelunternehmen in der Nähe von Hannover und installiert ein CRM-System, damit sich die Kunden in Zukunft auch online an das Unternehmen wenden können.

Für den Junior Consultant ein wichtiger Schritt, um die Kundenbeziehung zu verbessern: "Die Kunden müssen nicht auf die Öffnungszeiten achten, verbringen ihre wertvolle Zeit nicht in irgendwelchen Warteschleifen und können sicher sein, dass ihr Anliegen gleich vom richtigen Sachbearbeiter bearbeitet wird."

An den restlichen zwei Tagen optimiert er das hausinterne CRM-System, damit neue Kundenkontakte erfasst, bearbeitet und optimal ausgewertet werden können: Wann und wo kennen gelernt, an welchem Produkt interessiert, welche Informationen hat er erhalten, wer wird sich wann bei ihm melden?

Alexis Voufouo Sobdjio meldet sich immer mit Vornamen

Ursprünglich kommt Voufouo, der sich am Telefon mit Alexis meldet, weil kaum jemand seinen französisch klingenden Nachnamen richtig aussprechen kann, aus Bafoussam in Kamerun.

"Auch die Hauptstadt der kamerunischen Westprovinz ist nur Insidern bekannt, häufig Touristen, die zum Kunsthandwerk-Shoppen nach Bamenda wollen", erzählt er und lacht. Auf die Frage, wie es für ihn wohl weitergehen wird, folgt eine optimistische Antwort: "Ich wollte in Deutschland studieren und arbeiten, und beides habe ich geschafft. Jetzt freue ich mich auf weitere Herausforderungen bei Itelligence und eine erfolgreiche Karriere." (hk)