Die wichtigsten Fragestellungen

Wie der IT-Gipfel den digitalen Wandel vorantreiben soll

18.11.2015
Ist Deutschland bereit für den digitalen Wandel? Die Weichen dafür will der Nationale IT-Gipfel stellen. Aber worum geht es genau? Was bedeutet die digitale Transformation für die Wirtschaft und welche Branchen sind besonders betroffen?

Vor knapp einem Jahr hat die Bundesregierung die "digitale Offensive" ausgerufen. Ziel sei, europaweit das führende Land in Sachen Digitalisierung zu werden. Ob das gelingt, bleibt umstritten. In vielen Bereichen geht es vorerst darum, den Anschluss nicht zu verlieren. Auf dem IT-Gipfel in Berlin wollen Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler die Weichen für die Zukunft stellen.

Wie steht es um die deutsche IT-Wirtschaft?

Die IT-Branche ist der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber hinter dem Maschinenbau - und die aktuellen Zahlen können sich sehen lassen. Der Digitalverband Bitkom hob erst kürzlich seine Wachstumsprognosen an. "Es geht steiler bergauf, als wir noch im Frühjahr angenommen haben", sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Bei den Unternehmen der Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik der Umsatz in diesem Jahr um 1,9 Prozent auf 156 Milliarden Euro wachsen. Die Beschäftigtenzahlen steuern auf eine Rekord zu. Bis Jahresende erwartet die Branche zum ersten Mal in ihrer Geschichte mehr als eine Million Mitarbeiter in Deutschland.

Was sind die aktuellen Gipfel-Themen und was wurde zuletzt erreicht?

Die neuen Themen sind die alten. Die digitale Transformation der Wirtschaft, schnelles Internet, neue Formen der Arbeit, Datenschutz oder Mobilität stehen weiter im Mittelpunkt. Für die Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge sei zuletzt mit dem digitalen Testfeld auf der Autobahn A9 viel erreicht worden, sagt Rohleder. "Wir können erstmals in Deutschland den Praxisbetrieb testen und müssen nicht mehr nach Nevada gehen." Neue Ergebnisse sollen beim Datenschutz präsentiert werden.

Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?

Bei der Digitalisierung unserer Wirtschaft sei noch Luft nach oben, meinte kürzlich Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Denn in einem Zehn-Länder-Vergleich der führenden Nationen (PDF) schnitt Deutschland nur mittelmäßig ab. Demnach fiel Deutschland mit 53 von 100 möglichen Indexpunkten in diesem Jahr um einen Platz auf Rang sechs zurück. China verbesserte sich dagegen um 7 auf 55 Indexpunkte und rückt von Platz sieben zusammen mit Japan auf den vierten Rang vor.

Was bedeutet die digitale Transformation für die Wirtschaft?

Die Digitalisierung kann Wirtschaftsbereiche schneller als je zuvor verändern. Wie eine Studie von Cisco kürzlich ergab, hat sie das Potenzial selbst etablierte Unternehmen komplett zu verdrängen. "Neue, schnelle Marktteilnehmer und innovative Traditionsfirmen erzeugen enormen Druck auf alle anderen Unternehmen", sagt Michael Ganser, Zentraleuropa-Chef des Netzwerkspezialisten. Die meisten Führungskräfte sähen zwar die positiven Möglichkeiten durch die digitale Transformation. "Doch nur eine Minderheit hat auch einen konkreten Plan."

Welche Branchen sind besonders betroffen?

Die Musikindustrie oder der Mediensektor mussten sich schon früh neuen digitalen Herausforderungen stellen. "In einem zweiten Schritt werden nun aber auch andere Branchen erfasst, wie etwa die Fertigungsindustrie", erklärte Rohleder. So werde der 3D-Druck in den nächsten fünf Jahren eine enorme Rolle spielen. "Da sind die Änderungen noch gar nicht ganz absehbar. Die Fertigungsprozesse müssen komplett neu überdacht werden." (dpa/mb)