"Wie denkt man jemandem etwas vor?"

27.05.2004
Von Magdalena Schupelius

Bei Brose wurde der Komponentenentwickler als Wissenspromotor eingesetzt - doch damit musste zunächst eine Position geschaffen werden, die so bisher nicht existierte. Brose sieht die Komponentenentwicklung als Wissensdrehscheibe. Jeder Entwickler weltweit, der sich mit einer Standardkomponente auseinander setzt, findet über die Komponentenentwicklung den entsprechenden Partner. Egal, ob es sich um Fragen zur Fertigungstechnik, Qualität oder zu Lieferanten handelt, ein Adressat ist definiert. Komponentenentwickler sind darum nur teilweise in Projekte eingebunden, sie arbeiten für mehrere Kunden. Einen Teil ihrer Kapazität setzen sie als projektunabhängige Wissensdienstleister ein.

Die neuen Positionen wurden bei Brose durchweg mit internen Mitarbeitern besetzt, da nur sie die notwendigen Kenntnisse über Produkte, Prozesse und vor allem über die Unternehmenskultur besitzen. Es geht darum, informelle Netzwerke zu nutzen. "Jedes Unternehmen hat seine informelle Organisation, sein inoffizielles Netzwerk", meint IBMer Schütt. Um diese Strukturen für das Unternehmen produktiv zu machen, wurden bei seinem Arbeitgeber tief greifende Veränderungen vorgenommen. "Unsere Mitarbeiter bieten ihr Wissen auf einem unternehmensinternen Arbeitsmarkt an. Um ihnen den Wert ihres Wissens zu verdeutlichen, müssen sie in viel stärkerem Maße in Entscheidungen einbezogen werden." Zielvorgaben statt Stempelkarten, heißt die Devise. Schütt: "Das ist einer von vielen Bausteinen, mit denen wir unseren Mitarbeitern zeigen, dass wir sie ernst nehmen." Und wie nicht anders zu erwarten, spielt IT eine wichtige Rolle bei der Wissensvernetzung.

Entscheidungen beschleunigen

Mitarbeiter können Unterlagen an jeden Drucker in jedem Firmengebäude des Konzerns weltweit schicken. Neue Softwarekomponenten werden konzernweit automatisch verteilt. Monatlich finden rund 14000 Web-Konferenzen mit etwa 70000 Mitarbeitern statt. Zudem ist Instant Messaging konzernweit im Einsatz, und das System zeigt automatisch an, wer momentan wo und wie erreichbar ist. "Damit überspringen wir Hierarchien und können so Entscheidungen deutlich beschleunigen", berichtet Schütt. Die Teilnahme am Instant-Messaging-System ist freiwillig, aber rund 90 Prozent aller Mitarbeiter weltweit sind dabei.

Das Prinzip der Freiwilligkeit hat sich durchgesetzt. "Wir können niemanden zwingen, sein Wissen für das Unternehmen in die Waagschale zu werfen. Wir müssen den Mitarbeitern verdeutlichen, welche Vorteile die Veränderungen ihnen bringen", so Landich. Draeger bezieht alle Beschäftigten in Seminaren und Schulungen in die Strategieentwicklung ein. IBM nutzt Internet-Technologien, um in firmenübergreifenden Web-Konferenzen die offene Diskussion zwischen allen Ebenen zu fördern.

Wesentlich ist zudem, den Betriebsrat frühzeitig einzubeziehen, auch bei Projekten, die nicht mitbestimmungspflichtig sind.