Neue Impulse für Zusammenarbeit und Wissens-Management

Wie das Web die Unternehmen verändert

28.05.2009
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Der Nutzen flüchtiger Kontakte

Das "Bullauge des Enterprise 2.0" zeigt, dass nützliche Kontakte vor allem dort erschlossen werden können, wo bisher kaum ein Austausch stattfand.
Das "Bullauge des Enterprise 2.0" zeigt, dass nützliche Kontakte vor allem dort erschlossen werden können, wo bisher kaum ein Austausch stattfand.

Vordenker des Enterprise 2.0 wie der Havard-Professor Andrew McAfee, der diesen Begriff prägte, sehen den Nutzen von sozialer Software jedoch besonders darin, dass sie Mitarbeiter vernetzen kann, die normalerweise wenig miteinander zu tun haben. Kollegen, die über lange Zeit eng zusammenarbeiteten, könnten sich in der Praxis beim Beschaffen von neuen Informationen oder Lösungsansätzen nicht gut helfen, weil sie sich weitgehend in den gleichen Kreisen bewegten und ähnliche Denkmuster aufweisen. Dagegen dienten flüchtige Kontakte ("weak ties") als Brücken zu anderen Netzwerken und könnten damit Zugang zu neuen Ideen verschaffen oder einen anderen Blickwinkel auf ein Problem vermitteln.

Weblogs, in denen manche Firmen vorschnell bloße Marketing-Tools sehen, können als gut geführte Journale Auskunft darüber geben, mit welchen Problemen sich ein Projekt gerade herumschlägt, welche Ideen oder Vorschläge für neue Produkte existieren oder welche Anregungen ein Konferenzteilnehmer mitgebracht hat. Leser außerhalb der engeren Kollegenschaft können davon entweder selbst profitieren oder mittels Kommentaren dem Autor neue Aspekte aufzeigen.

Soziale Netze für Firmen

Neue soziale Software für Unternehmen nach dem Muster von Xing, LinkedIn oder Facebook ist noch stärker als Blogs darauf zugeschnitten, eine große Zahl von Kontakten zu pflegen und diese über die eigenen Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten. Zu den ersten Produkten dieser Kategorie zählt etwa IBMs "Lotus Connections". Aufgrund seiner großen Verbreitung dient in vielen Firmen Microsofts Sharepoint als Basis für Enterprise-2.0-Anwendungen, weist jedoch in der aktuellen Version 2007 gerade in diesem Bereich noch Defizite auf und muss durch Zusatzmodule von dritter Seite aufgerüstet werden. Auch ECM-Anbieter Opentext arbeitet unter dem Codenamen "Bloom" an einem derartigen Werkzeugkasten, dessen genaues Aussehen noch nicht bekannt ist.

Viele sind schlauer als Einzelne

Je mehr Kollegen aus anderen Abteilungen oder Standorten ein Mitarbeiter über sein soziales Netz zur Lösung eines Problems einbeziehen kann, desto größer sind die Chancen für die erfolgreiche Bewältigung der Aufgabe. Dieses Versprechen der Enterprise-2.0-Anhänger wird auch durch ein zentrales Ergebnis gestützt, zu dem James Surowiecki in seinem Business-Bestseller "The Wisdom of Crowds" gelangt.

Seine These lautet, dass große Gruppen meistens zu besseren Lösungen kommen als ihre fähigsten Mitglieder alleine. Bedingung sei aber, dass die einzelnen Individuen unabhängig und unbeeinflusst entscheiden müssten. Andernfalls könne es zu Lemmingeffekten oder in hierarchischen Organisationen zu Gruppendynamiken kommen, die das Urteil der Beteiligten in eine bestimmte Richtung lenken.