Seit sich die Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft wandelt und wissensintensive Tätigkeiten immer mehr an Bedeutung gewinnen, versuchen viele Unternehmen, die Eigeninitiative, Motivation, Kreativität und Kooperationsfähigkeit ihrer Mitarbeiter zu steigern. Seit Jahrzehnten haben sich zu diesem Zweck eine Reihe von Praktiken und Tools eingebürgert, von Coaching, Teamentwicklung, Vorschlagswesen und Workshops über Groupware und Wissens-Management bis zu betrieblich organisierten Freizeitaktivitäten.
Viele dieser Bemühungen führten nicht zu den erhofften Ergebnissen, häufig zerschellten die im Workshop entwickelten Vorsätze an verkrusteten Strukturen, Tools für die Zusammenarbeit scheiterten oft an mangelnder Akzeptanz.
Das Web als Innovationsmotor
Auf der anderen Seite macht das Internet als Collaboration-Plattform seit einigen Jahren vor, wie lose Netzwerke aus weltweit verteilten Individuen komplexe Aufgaben bewältigen, die bis vor kurzer Zeit großen Firmen oder staatlichen Institutionen vorbehalten blieben. Vorzeigebeispiele sind Linux und die Wikipedia, zu denen hoch talentierte Leute aus aller Welt genauso beisteuern wie zahllose weniger spezialisierte Benutzer, die Softwaremängel melden oder Tippfehler in Artikeln korrigieren.
Die Dynamik des sozialen Web hat unter dem Begriff "Enterprise 2.0" erneut die Debatte angefacht, wie die Mitarbeiter eines Unternehmens am besten zusammenarbeiten und dabei ihr Wissen einbringen können. Ein wesentliches Anliegen besteht darin, die im Web gewonnenen Erfahrungen sowie die dort entstandenen Tools auf die Firmen zu übertragen.
Der Charme einfacher Tools
Im Vergleich zu der Enterprise-Software, die in den 90er Jahren von vielen Firmen für die Teamarbeit und das Knowledge-Management eingeführt wurde, sind die meisten im Web erfolgreich eingesetzten Werkzeuge einfach zu nutzen. Ein Anbieter eines Online-Dienstes kann nicht davon ausgehen, dass seine Kunden Handbücher wälzen oder gar an Schulungen teilnehmen, um beispielsweise ein Blog-Posting zu publizieren, einen RSS-Reader zu verwenden oder einen Kontakt in einem sozialen Netzwerk zu knüpfen.
Die Einfachheit vieler Werkzeuge und ihre Verfügbarkeit als Open Source oder kostengünstiger Service haben nicht nur die Voraussetzung geschaffen, dass sich Individuen im Web zusammenfinden und kooperieren können. Sie senken auch die Einstiegshürden für Nutzer in den Unternehmen, so dass mit dem Hype um das Web 2.0 relativ schnell Weblogs und Wikis Eingang in die Firmen fanden. Dies erfolgte wie seinerzeit bei den ersten Intranets häufig nach einem Bottom-up-Ansatz, weil Fachabteilungen den Nutzen dieser Tools erkannten und sie ohne Unterstützung der IT-Abteilung in Betrieb nehmen konnten.