Retention-Management

Wie bindet man SAP-Berater?

25.09.2008
Von Filiz Schulz

Die meisten gehen aus Langeweile

Karsten Noss, Lynx: "Die meisten Mitarbeiter kündigen, wenn es ihnen zu langweilig wird."
Karsten Noss, Lynx: "Die meisten Mitarbeiter kündigen, wenn es ihnen zu langweilig wird."

"Die meisten Mitarbeiter kündigen, wenn es ihnen zu langweilig wird", warnt Karsten Noss, Vorstandvorsitzender des Bielefelder IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Lynx. Damit die etwa 60 SAP-Experten, die Lynx beschäftigt, ihre Arbeit dauerhaft interessant finden, genießen sie eine hohe Eigenverantwortlichkeit: Sie bestimmen Themen und gestalten Projekte eigenständig. Sogar Urlaub nehmen sie in eigener Regie, wenn sie ihn benötigen. "Da wird nicht auf den Tag genau nachgezählt", erzählt Noss. "Wenn Selbstverwirklichung, Geld und interessante Themen kombiniert werden und mit Lust gearbeitet wird, dann ist ab und an auftretende Mehrstundenlast auch meist kein Thema", so der Bielefelder Manager.

Auch andernorts sieht man das ähnlich: "Sich wohlfühlen", "Wichtigsein" und "Weiterkommen" sind die drei Grundwerte, die Realtech in seiner Unternehmenskultur verwirklichen will. Wohlfühlen sollen sich Neueinsteiger unter anderem durch das "Step-in"-Programm, aus dem sich auch berufliche Netzwerke bilden. Wichtig fühlen sich die Young Professionals durch Lob, Feedback und Hilfen bei der Weiterentwicklung durch ihre Vorgesetzten. "Welcher Arbeit geht man nach, fühlt man sich dabei wohl und kommt man auch weiter?" sind Fragen, die Alexander Schlecht, SAP Senior Consultant bei Realtech, mit Blick auf seinen Arbeitgeber besonders wichtig sind.

Work-Life-Balance ist eine Herausforderung

"Manchmal sehen die Berater drei Flughäfen an einem Tag", weiß Lynx-Chef Noss, und zwischen Hotelzimmern und Kundenbesuchen sei es schwierig, eine Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf zu erreichen. Im langjährigen Einsatz für einen Kunden sieht Apentia-Boss Breitenfeldt auch die Gefahr, dass die Bindung zum Beratungshaus des SAP-Experten nicht der eines klassischen Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnisses entspricht: "Der Kunde wird oft eher als Arbeitgeber wahrgenommen." Eine Gegenmaßnahme ist das Konzept der Work-Life-Balance, das Unternehmen in Form von flexiblen Arbeitszeiten verwirklichen wollen.

Rosemarie Clarner, IDS Scheer: "Das ständige Reisen und die vielen Kundenkontakte können schnell auslaugen."
Rosemarie Clarner, IDS Scheer: "Das ständige Reisen und die vielen Kundenkontakte können schnell auslaugen."

"Gerade für SAP-Berater ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wichtig. Denn das ständige Reisen und die vielen Kundenkontakte können schnell auslaugen. Modelle, um eine Balance herzustellen, sind bei uns zum Beispiel Teilzeitarbeitsverträge und Home Office", beschreibt Rosemarie Clarner, Director Human Resources bei der Saarbrücker IDS Scheer AG.

Auch beim weltweit agierenden Beratungsunternehmen Capgemini wird auf die Lebenssituation des SAP-Beraters Rücksicht genommen. "Wer in welches Projekt kommt, wird auch nach persönlichen Präferenzen entschieden, zum Beispiel im Hinblick auf internationale Tätigkeiten. Auch gibt es die Möglichkeit, freitags im
Home Office zu arbeiten", sagt Peter Lempp, Geschäftsführer bei Capgemini und zuständig für die Einheit SAP Business Solution.