Wie beurteilen Sie die nichtquantifizierbaren Vorteile der Dialogverarbeitung?.

17.09.1976

Computer am Arbeitsplatz - diese Workshop-Serie wurde an allen drei Tagen auf dem AMK-Kongreß in Berlin stark frequentiert. Großes Interesse zeigten Anwender in der Diskussion am Kosten-Nutzen-Vergleich derartiger Lösungen. Und immer wieder ergab sich bei dem Frage- und Antwortspiel, daß gerade die nichtquantifizierbaren Vorteile der Sachbearbeitung am Arbeitsplatz ausschlaggebend für den Einsatz einer Online-Kundeninformation sind: Nicht Einsparung an Arbeitsplätzen, sondern Aufwertung des Arbeitsplatzes, Mitarbeitermotivation und effiziente Kundenbetreuung werden den entsprechenden Hard- und Software-Kosten gegenübergestellt. CW sprach während der Workshop-Reihe mit vier Anwendern, die sich rege an der Diskussion beteiligten. hö

Adolf Bubla

Direktor der Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten, Wien

Meine Erfahrungen mit dem Dialogverfahren kommen aus dem Verwaltungsbereich. Wenn ich die Dialogverarbeitung kurz in einzelne Unterpunkte aufgliedern würde, so möchte ich die Untergliederung des Begriffes "Dialogverarbeitung" nach folgenden Gesichtspunkten vornehmen:

1. Ein Auskunftssystem nach gespeicherten Datenbeständen,

2. Eine dezentrale Dateneingabe und eine Steuerung dieser Dateneingabe durch Rückmeldungen aus Verarbeitungsprogrammen.

Zu Punkt 1: Dieses Auskunftsverfahren ist rascher als das Auskunftssystem aus schriftlichen Unterlagen. Es entfällt die Zeit für das Suchen und den Transport dieser Akten. Es entsteht eine wesentliche Verbesserung vor allem bei der Erledigung von Anfragen.

Zu Punkt 2: Der wesentliche Vorteil einer dezentralen Dateneingabe ist, daß die Eingabe am Ort der Entstehung der Daten erfolgt, also dort, wo Daten anfallen. Hierbei entfällt die Erstellung von Zwischenbelegen, der Transport und die oft sehr umständliche und aufwendige Fehlerbereinigung dieser Belege. Insbesondere in der Verwaltung kann durch den Einsatz der Dialogverarbeitung eine wesentliche Verringerung des sonst üblichen Papierkrams erfolgen. Allerdings wird nur in Extremfällen ein echt aktenloses Verfahren möglich sein. Aber auch die Ersparnisse bei der Beschaffung von Papier, bei der Archivierung, beim Transport der Akten etc. sind bedeutend, wenn auch sehr schwer quantifizierbar. Daß das Dialogverfahren aber auch gewisse Nachteile mit sich bringt, muß fairerweise hier auch gesagt werden.

Günther Hackl

Leiter der EDV und Organisation Borregaard Österreich AG, Hallein

Wir haben bis Anfang 1974 Buchungsbelege geschrieben, gelocht, geprüft und periodisch journalisiert. Tage nach der Bearbeitung in der Buchhaltung kam ein unvollständiges Journal und ein Fehlerprotokoll von der EDV.

Heute hat die Borregaard Österreich AG ein dem notwendigen Aktualitätsstand weitgehend angepaßtes und bereits das dritte Jahr laufendes Konzept einer gemischten Batch-Dialogverarbeitung. Bei der Auftragsverwaltung ist jeder gerade erfaßte Auftrag sofort wieder über Abfrage- und Änderungssystem verfügbar. In der Buchhaltung werden Daten im Dialogverkehr zwischen Sachbearbeiter und Maschine direkt vom Urbeleg erstellt, von der Maschine auf formelle Verständlichkeit geprüft und mit den einfach ableitbaren Daten wie Gegenkonten, ergänzten Buchungen gesammelt, einmal täglich journalisiert und täglich aktuell zu einem Auskunftssystem zur Verfügung gestellt. Seit der Einführung dieses Systems haben wir in den betroffenen Abteilungen und ganz besonders in der Buchhaltung einen ganz entscheidenden Erfolg erzielt. Für den Bearbeiter ist praktisch wieder das alte Konto vorhanden, er hat aber den Vorteil der sofortigen Formalkontrolle. Da diese unmittelbar geschieht, hat er noch mit dem Geschäftsvorfall Kontakt, und Routinefehler können einfach korrigiert werden.

Durch die Einsparungen in der konventionellen Datenerfassung konnten im Jahre 1974 die Hardware-Kosten im wesentlichen wieder eingebracht werden. Die Zusatzkosten bei EDV- und Organisationspersonal sind durch die neue Ablaufstruktur in den betroffenen Abteilungen und der damit verbundenen Möglichkeit, laufend steigende Anforderungen mit dem gleichen Personalstand zu bewältigen, weitgehend kompensiert.

Dipl.-Kfm. Ernst Schmidt

Bausparkasse Wüstenrot, Ludwigsburg

Die nichtquantifizierbaren Vorteile einer Dialogverarbeitung sind wesentlich höher zu bewerten als die errechenbaren Ergebnisse. Es ist nicht schwer, einen Kosten/Kosten-Vergleich darzustellen - allerdings gerade bei der Dialogverarbeitung können diese Zahlen zu einer Ablehnung der Anwendung führen. Es sind oft die nicht errechenbaren Auswirkungen, die letztlich den Ausschlag für eine Entscheidung zugunsten der Dialogverarbeitung geben. Selbst wenn man sich die Mühe machen würde, diese Vorteile in Form von Tabellen und Statistiken in Mark und Pfennig darzustellen, muß man diese Zahlen gegenüber seinem Management erläutern, erklären. Und letztendlich ist es die Kraft der Worte, durch die das Management von der Lösung überzeugt wird. Hier kommt es nicht so sehr auf den Nachweis von Zahlen an, die ja doch nicht stimmen. Selbst Professor Dr. Müller-Lutz von der Allianz in München spricht in seinem Buch "Automation der Büroarbeit" von der "buchhalterischen Scheingenauigkeit". Eine direkte Beziehung zwischen dem eingesetzten Modell und dessen Erfolg gelingt - in Zahlen ausgedrückt - meist nicht. Ich bin zudem strikt dagegen, die Terminal-Arbeitsplätze nur unter Auslastungsgesichtspunkten zu sehen und damit die Möglichkeit, Arbeitsplätze einzusparen. Ich sehen die Bildschirme vielmehr als Bereitschaftsterminals etwa wie Fotokopiergeräte, Telefon und dergleichen.

Dr. Reinbert Schauer

Abteilung Datenverarbeitung und Organisation Universität Graz

Die Dialogdatenverarbeitung wird im betrieblichen Rechnungswesen im wesentlichen in zwei Bereichen ein, gesetzt: Zum einen im Bereich der Datenerfassung, zum anderen im Bereich von Auskunftssystemen. In beiden Fällen rückt der Computer an den Arbeitsplatz. In diesem Sinne findet eine Dezentralisierung statt.

Bei der Datenerfassung erfolgt die Erstaufnahme von Daten unter der Anleitung des Computers bzw. unter dessen Kontrolle. In diesem Bereich liegt ein nicht quantifizierbarer Vorteil der Dialogverarbeitung darin, daß die Schwankungen im menschlichen Leistungsvermögen mit Hilfe des Computers ausgeschaltet werden können, das bedeutet, daß der Computer dann korrigierend bzw. helfend eintritt, wenn ein Mensch im Bereich von programmierbaren Arbeitsabläufen sich nicht an die Vorgaben hält.

Im Bereich der Auskunftssysteme haben wir es ebenfalls mit einer Dezentralisierung zu tun, in dem herkömmliche Karteien ersetzt werden durch Dateien, das heißt also für den Menschen zunächst nicht sichtbare und über Bildschirm sichtbar gemachte Datenbestände. In

diesen Datenbeständen kann der Mensch leichter als bisher Suchvorgänge, Auskunftsoperationen durchführen, die menschliche Arbeit wird in diesem Falle, wesentlich erleichtert - ebenfalls wieder unter Anleitung durch den Computer. Mit diesen beiden Möglichkeiten der Datenerfassung bzw. der Auskunftssysteme im Rahmen der Dialogverarbeitung sind aber noch nicht alle Einsatzmöglichkeiten erschöpft. Die Dialog-Datenverarbeitung findet ein breites Anwendungsfeld auch in jenem Bereich, der zunächst als Sachbearbeiter-Dialog gekennzeichnet wird.