Wie Banken mit SOA die IT modernisieren

12.05.2006
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Steinmetz leitet ein Forschungs-Cluster des E-Finance Lab, einer Kooperation der TU Darmstadt mit der Universität Frankfurt und mehreren Unternehmen aus der IT- und der Finanzbranche. Die "Verkürzung der "Time-to-Market" gehört nach seiner Einschätzung zwar zu den wichtigsten Motiven für SOA-Projekte (siehe Kasten: Warum Banken auf SOA setzen.) Doch an erster Stelle stehe für die Institute der Investitionsschutz: Legacy-Systeme ließen sich innerhalb einer SOA weiter nutzen, wenn die Funktionen aus den Altanwendungen gekapselt würden. Finanzdienstleister könnten auf diesem Weg einzelne Module sukzessive ablösen oder erneuern.

Fiducia setzt auf SOA

Zu den prominentesten Beispielen in diesem Kontext zählt die Schweizer Großbank Credit Suisse. Sie nutzt Service-orientierte Ansätze zur Erneuerung ihrer Mainframe-Applikationen. Auch die deutsche Fiducia-Gruppe, IT-Dienstleister für rund 850 Volksbanken und Raiffeisenbanken, setzt auf SOA-Konzepte. Im Rahmen des Projekts "Horizon" modernisiert das Unternehmen seine Core-Banking-Systeme, berichtet Klaus-Peter Bruns, Vorstand bei der Karlsruher Fiducia IT AG.

Die Grundlage bildet eine Java-basierende Banking Platform (JBF). Dabei handelt es sich um ein Architektur-Framework, das für Softwareentwickler verbindlich ist. Auf dieser Basis entstand eine Reihe so genannter CBX-Module, sprich bankenfachliche Softwaremodule, die mehrfach verwendet werden können. Bruns: "Die CBX-Module werden inzwischen rund 460mal in Projekten genutzt." Nach einer längeren Startphase habe sich die Wiederverwendungsrate der Services exponentiell entwickelt.

Viele Finanzdienstleister nutzen seit Jahren SOA-Ansätze, ohne es so zu nennen, beobachtet Forrester-Experte Hoppermann. "In der Vergangenheit wurden Applikationslandschaften oft zu Tode gepflegt." Mit neuen Anforderungen kamen immer mehr Funktionen hinzu, es entstand ein Flickwerk an Systemen. Veränderungen gerieten teuer und aufwändig, die Qualität ließ häufig zu wünschen übrig. Anders ausgedrückt: "Die Banken bauten Barockschlösser in der IT."