Wie arroganten Managern zu helfen ist

25.03.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Die Motivation des Personals hängt stark von seiner Wertschätzung durch die Führungskraft ab, meinte Dieter Frey, Professor für Sozial- und Wirtschaftspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Führungskräfte müssen Leuchttürme sein, Verantwortung übernehmen und Orientierung geben“, formuliert der Lehrstuhlinhaber sein Konzept gegen egozentrische und arrogante Manager. Leider gebe es zu wenig gute Vorbilder, zu oft machten Opportunisten die größten Sprünge auf der Karriereleiter. Dass die Ausbildung von Führungskräften an hiesigen Hochschulen sträflich vernachlässigt wird, sei eine der Ursachen für fehlende Sensibilität und die oft anzutreffende Ignoranz, so Frey.

Dabei hört sich das Ausbildungskonzept des Professors verblüffend einfach an. Eine der Erfolgsformeln lautet lapidar: „Tough on the issue, soft on the person.“ Klare Ziele und ein fairer Umgang mit den Mitarbeitern seien die halbe Miete. „Manager müssen Verantwortung übernehmen und humanitäre Ziele beachten: Handle nur nach der Maxime, die du als allgemeines Gesetz anerkennen würdest.“

Philosophie gehört dazu

Frey arbeitet auch an der Bayerischen Elite-Akademie in München, einer von bayerischen Firmen finanzierten Einrichtung, die Studenten aller Fachrichtungen mit abgeschlossener Zwischenprüfung studienbegleitend auf Führungsaufgaben vorbereitet. Philosophie gehört dort zum Lehrplan. Abgewandelt und frei nach Immanuel Kant heißt die Formel des Professors: Behandle Deinen Kunden und Mitarbeiter so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.

„Unternehmerischer Erfolg hängt stark von der Professionalität und Sensibilität der Firmenführung ab“, erläutert Frey. Deshalb bilden philosophische oder soziologische Theorien von Kant, Gotthold Ephraim Lessing, Karl Popper, Hans Jonas oder Max Weber einen festen Bestandteil des Lehrplans. Stehen die Studierenden später selbst in der Verantwortung, sollen sie sich an das Gelernte erinnern, so die Hoffnung des Professors.

Vorbildliche Unternehmenslenker sind die Ausnahme. Frey verweist auf Beispiele aus den Etagen der Macht, wo Manager ihre Kompetenzen missbrauchen, indem sie die Wahrheit für sich allein beanspruchen, in einem Zweiklassensystem denken oder jegliches Feingefühl gegenüber den Mitarbeitern verlieren. Dagegen helfen Klarheit und eine kritische Diskussionskultur weiter. „Love it, change it, leave it“, so die Formel von Frey. Sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte müssen lernen zu unterscheiden, was sie verändern können und an welchen Punkten sie sich lediglich die Zähne ausbeißen und am Ende frustriert aufgeben. Frey zitierte Forschungsergebnisse seines Kollegen Paul Baltes vom Max-Planck-Institut in Berlin: „Ohne Selbstreflexion gibt es keine Weiterentwicklung.“