Wie Anwender investieren wollen

13.11.2001

Von 350 großen europäischen Unternehmen, die den Analysten von Gartner zwischen Juni und August 2001 Rede und Antwort standen, wollen 40 Prozent ihre IT-Ausgaben in den nächsten zwölf Monaten senken. Nur noch 30 Prozent planen, ihre Aufwendungen zu erhöhen. Gartner hat viele dieser Unternehmen nach den Terroranschlägen von New York und Washington ein zweites Mal befragt, die Ergebnisse waren nahezu unverändert.

In den USA gab es im letzten Monat von der CW-Schwesterpublikation "CIO" eine vergleichbare Erhebung. Demnach planen nur 23 Prozent der US-Unternehmen, ihre IT-Budgets in den kommenden zwölf Monaten zu kürzen, 35 Prozent wollen mehr investieren.

"CIO" ermittelte im Oktober 2001 ebenfalls, dass in den kommenden zwölf Monaten die Budgets nach Schätzung amerikanischer IT-Chefs im Mittel um 4,7 Prozent steigen werden. Die Zahl deutet auf eine leichte Entspannung hin, betrug die Wachstumserwartung im September doch nur durchschnittlich 3,7 Prozent. Die Besserung relativiert sich aber, wenn man auf den Sommer zurückblickt, als noch durchschnittlich sechs- bis siebenprozentige Budgetsteigerungen erwartet wurden. Zu Jahresbeginn lag der Wert sogar bei elf Prozent.

Außerdem müssen steigende IT-Budgets nicht bedeuten, dass mehr Hard- und Software angeschafft wird. Es kann sich ebenso um Ausgaben handeln, die nichts mit der Technik zu tun haben - beispielsweise für Personal oder externe Serviceleistungen. Laut "CIO" sanken die Investitionen in Hightech-Güter im dritten Quartal um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den beiden vorhergehenden Quartalen waren sie ebenfalls rückläufig.

Vergleicht man die Gartner- und die "CIO"-Zahlen, so wird deutlich, dass die europäischen IT-Verantwortlichen ihre Ausgaben zurzeit stärker beschneiden als ihre US-Kollegen. Dieses Ergebnis überrascht insofern, als europäische Unternehmen ohnehin geringere Beträge aufwenden als Amerikaner.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, decken sich die Gartner-Prognosen für den europäischen Markt mit denen der Investment-Bank Credit Suisse First Boston. Deren Londoner Analyst Paul Smith hatte unlängst festgestellt, dass europäische Unternehmen im Gegensatz zu ihren US-Pendants in schwierigen Zeiten zuerst Werbe- und IT-Kosten senken. In den USA werde aufgrund der aus Unternehmersicht günstigeren arbeitsrechtlichen Lage vorzugsweise an den Personalkosten gespart, indem Mitarbeiter entlassen würden.