WLAN auf dem kleinen Dienstweg

Wi-Fi Direct: HotSpot überflüssig

25.02.2012
Von 
Der Diplom-Physiker Oliver Schonschek ist freier IT-Fachjournalist und IT-Analyst in Bad Ems.

Kamera an Drucker, Smartphone an Tablet

Wi-Fi Direct ist keine Zukunftsmusik. Schon heute gibt es zum Beispiel Smartphones und Tablets, die Wi-Fi Direct beherrschen, darunter Modelle wie Samsung Galaxy Note, LG Optimus Black und Samsung Galaxy Tab 10.1N WiFi.

Auch das Betriebssystem Android 4.0 unterstützt Wi-Fi Direct, zum Beispiel im neuen Tablet Samsung Galaxy Tab 2 (7.0). Windows 8 sieht ebenfalls diese Direktverbindung über WLAN vor. Eine Neuheit unter den Geräten mit Wi-Fi Direct ist zum Beispiel die Digitalkamera Samsung WB850F, die ihre Bilddaten direkt an WLAN-fähige Drucker oder auf ein Tablet mit WLAN-Schnittstelle senden kann.

Verbunden mit der Vielfalt an WLAN-fähigen Geräten ist auch eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten für Wi-Fi Direct. Möglich ist zum Beispiel:

  • die direkte Verbindung zwischen Digitalkamera oder Smartphone-Kamera mit einem Drucker, um Bilder auszudrucken,

  • die direkte, kabellose Synchronisation von Terminkalender oder Adressbuch zwischen zwei Geräten, zum Beispiel zwischen Smartphones oder Smartphone und PC,

  • die gemeinsame Arbeit an Dateien auf zwei direkt miteinander verbundenen Geräten und

  • die direkte Anzeige von Smartphone-Bildern über einen Projektor oder auf einem Fernseher.

Tipp:

Eine Übersicht der für Wi-Fi Direct zertifizierten Produkte erhält man durch eine entsprechende Abfrage bei der Wi-Fi Alliance (unter Capabilities "Wi-Fi Direct" auswählen).

Wi-Fi Direct: Die Security-Risiken

Foto: Robert Lehmann, Fotolia.de

So praktisch eine universelle und direkte Funkverbindung für den Datenaustausch durch Wi-Fi Direct auch ist, die Sicherheit der Datenübertragung bleibt weiterhin eine zentrale Aufgabe für Administratoren und Nutzer: Nur 59 Prozent der Nutzer verwenden laut Wi-Fi Security Barometer ausreichend starke Passwörter für ihre WLAN-Verbindung. Dieses Problem besteht auch bei der Nutzung von Wi-Fi Direct, so dass die implementierte Sicherheit oftmals untergraben wird.

Doch selbst starke Passwörter können nicht ausreichend schützen, wenn eine gefälschte Verbindungsanfrage über Wi-Fi Direct kommt. Wie bei herkömmlichen WLAN Access Points können auch bei Wi-Fi Direct sogenannte Evil Twins angreifen, also WLAN-Geräte, die eine falsche Identität vorspielen: Die beim Verbindungsaufbau angezeigten Informationen über das anfragende Gerät könnten gefälscht sein, selbst wenn sich nur vertrauenswürdige Personen im Umfeld befinden. Die betrügerische Verbindungsanfrage kann auch von Geräten außerhalb der Sichtweite kommen, da die Reichweite von Wi-Fi Direct bis zu 200 Meter beträgt.

Ein weiteres Sicherheitsproblem: Durch die mögliche Direktverbindung über Wi-Fi Direct könnten zum Beispiel Innentäter Daten von Firmengeräten auf ihre Privatgeräte übertragen und so aus dem Unternehmen schleusen. Dabei könnte sich das Privatgerät wegen der großen WLAN-Reichweite auch im Fahrzeug des Mitarbeiters auf dem Firmenparkplatz befinden.