Industriestandard im Mikro-Bereich:

"Whatever IBM does"

28.09.1984

MÜNCHEN (CW) - "Wie - in Paukenschlag", spekulierte die COMPUTERWOCHE, "dürfte die jüngste IBM-Preissenkung im Mikrocomputerfeld die Konkurrenz aufschrecken " (CW Nr. 39 vom 21. September 1984, Seite 1: "IBM fightet im unteren Bereich wie noch nie"). Die von der CW zu diesem befragten Mikroanbieter sorgten sich indes nicht: "Unsere Preispolitik basiert darauf, unseren Benutzern für ihre Aufgabenstellungen Hard- und Softwarelösungen mit einem besseren Preis/Leistungs-Verhältnis zu bieten", sagte etwa Dieter Frank, Geschäftsführer der Fortune Systems GmbH, Frankfurt. In der letzten CW-Ausgabe konnten wir nicht alle Antworten abdrucken. Hier weitere Stellungnahmen:

Christian Kätzner, Peter Steding

MAI Deutschland GmbH, Frankfurt

1. IBM hat die Preise für die Hardware des PC/XT gesenkt und den PCAT zu sehr günstigem Preis angekündigt. Auch bei dem Modell /36 Compact ist die Technik sehr billig, die Systemsoftware jedoch mit rund 16 000 Mark für eine sinnvolle Konfiguration bewirkt letzten Endes einen durchaus marktüblichen Gesamtpreis.

Der beste und modernste Computer bringt nichts, wenn nicht ein entsprechendes Angebot an Software und Dienstleistungen hinzukommt. Die Kosten der Hardware sind nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten einer DV-Losung. Wir werden auf der Orgatechnik 1984 ein neues Computersystem in Mikro-Technologie vorstellen. Der Preis entspricht der Leistung und orientiert sich nicht an preiswerter nackter Hardware.

2. Wir bieten eine durchgängige Produktlinie vom Einplatzsystem bis zum virtuellen 32-Bit-Supermini. Unsere Kunden erwarten Kompatibilität aller Produkte untereinander zur Wahrung ihrer Investitionen. Und wenn ein IBM-PC-Anwender sich entschließt, professionell zu arbeiten und ausgereifte kommerzielle Anwendungssoftware einzusetzen zeigen wir ihm einen Weg, wie er seinen PC kompatibel machen kann.

3. Industriestandards orientieren sich an Standardanforderungen zahlreicher Anwender. Dazu zählt in jedem Fall die Integration von Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Grafik und Datenverwaltung.

Alwin Stumpf

Geschäftsführer Commodore Büromaschinen GmbH, Frankfurt.

1. Da unsere Preise derzeit schon konkurrenzlos günstig sind, halten wir eine Reaktion auf die IBM-Preisermäßigung für nicht erforderlich.

2. Unser Ziel ist es, den Interessenten eine echte Alternative zu bieten das heißt sowohl in Preis als auch in Leistung und Support. Das bedeutet nicht, daß sich unser AT-Konkurrenzprodukt ausschließlich

durch eine 100prozentige Kompatibilität auszeichnet.

3. Das Betriebssystem Unix und Ableger davon werden in der oberen Klasse der Mikros in Zukunft sicherlich Standard sein.

Angelika Böttcher

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Nixdorf Computer AG, Paderborn

1. Diese Frage betrifft uns nicht, da die IBM PC nicht mit den Nixdorf-Mikros vergleichbar sind und Nixdorf zur Zeit auch keine Produkte für den IBM-kompatiblen Markt anbietet.

2. Durch die Ankündigung des Mehrplatz PC "AT" von IBM sehen wir unsere bisherige Mikrostrategie bestätigt. Durchgängigkeit der Hardware und Softwarekompatibilität unter dem Motto "vom Mikro bis zum Mainframe" ist die Grundlage dieser Strategie, die in den Produkten der Mikros der Systemfamilie 8870 bis hin zur Mainframe-Anlage 8890 zum Ausdruck kommt.

3. Unserer Meinung nach wird sich MS-DOS für den nichtprofessionellen Bereich, Concurrent-DOS und später Unix aufgrund der Multitasking-Fähigkeiten im professionellen Bereich als Standard durchsetzen.

Norbert Böcker

Siemens AG, München, Zentralstelle für Information Presseabteilung Wirtschaft

1. Die Siemens PC sind von der IBM-Aktion nur indirekt betroffen.

2. Siemens verfolgt mit seinem PC-Konzept die Linie, für die wichtigsten Betriebssysteme, das heißt C/PM, DOS und Unix (Version Xenix von Microsoft in der benutzerfreundlichen Ausführung Sinix von Siemens) PC-Ausführungen bieten zu können. So hat der Siemens PC mit dem Betriebssystem MS-DOS das gleiche System wie PC-DOS, so daß der Umsetzungsaufwand zwischen beiden Systemen gering ist. Ähnliches gilt für den Siemens-PC mit Sinix, dessen Umsetzungsaufwand zum IBM AT mit dem Betriebssystem Xenix ebenfalls niedrig liegt.

3. Noch ist nicht abzusehen, ob sich ein einziges Betriebssystem durchsetzen wird( siehe Punkt 2). Für die Kommunikationsprotokolle unterstützt Siemens die nationalen und internationalen Bestrebungen, einen Standard auf der Basis von OSI zu verwirklichen.

Dieter Schlosser

Sperry GmbH, Frankfurt, Vertriebsleitung Mikrocomputer-Produkte

1. Unsere PC-Modelle 10, 20, 25 und 30 wurden im Preis belassen und liegen rund zehn Prozent unter den vergleichbaren IBM-Modellen. Die Modelle 40, 45 und 50 wurden zwischen neun und zehn Prozent im Preis gesenkt, sie liegen damit knapp unter den IBM/XT-Preisen.

2. Sperry hat sich entschieden, bei beiden Modellen weiterhin voll IBM-kompatibel zu sein. Darüber hinaus verfügt Sperry bereits bei den Modellen 10 bis 50 über einige Eigenschaften, die den Sperry-Produkten zum Beispiel in bezug auf Geschwindigkeit (höhere Taktfrequenz) und hohe Farbauflösung eine Sonderstellung einräumen. Zusätzlich hat Sperry in diesem Monat das Usernet-System angekündigt. Usernet ist ein lokales Netzwerk und ermöglicht die Verbindung von bis zu 63 PC-Stationen. Mit dieser Verbindung ist die gemeinsame Nutzung von Dateien und Peripheriegeräten möglich.

Jörg-M. Pläsker

Triumph-Adler AG, Nürnberg, Presseabteilung

1. Triumph-Adler hat bereits Anfang Juni dieses Jahres die Preise für Mikrocomputer der Alphatronik-Reihe um bis zu acht Prozent gesenkt.

2. Zielsetzung von Triumph-Adler ist es, leistungsfähige Mikrocomputer mit fortschrittlicher Systemarchitektur und IBM-Kompatibilität anzubieten. Ein Beispiel ist das neue System TA 1700 PC für den Markt der Steuerberater. Dieser Computer - er steht in zwei Modellversionen zur Verfügung - ist mit einem Intel-80186-Mikroprozessor ausgestattet und verwendet MS-DOS als Betriebssystem.

Der Computer ist voll kompatibel zum IBM PC und erschließt den Anwendern ein überaus großes Softwarespektrum, das auf dem freien Markt angeboten wird.

3. Zur Zeit zeichnen sich Mikrocomputer mit 16-Bit-Prozessoren und MS-DOS-Betriebssystem als Standard ab. Triumph-Adler wird, wie das Beispiel MS-DOS zeigt, auch zukünftig Betriebssysteme unterstützen, die sich auf dem Markt durchsetzen. Mit wachsender Bedeutung der Bürokommunikation haben vor allem solche Mikrocomputer gute Chancen, die über Teletex- und Bildschirmtextfähigkeit verfügen.