Wettlauf mit der Zeit Referenzmodell soll Anwendern einen Produktleitfaden bieten

11.11.1994

MUENCHEN (CW) - Das Forschungsprojekt "CAD-Referenzmodell" fuer den Mittelstand ist in seine zweite Phase eingetreten. Nach einer intensiven Marktanalyse in den vergangenen Jahren wollen die beteiligten Hochschulinstitute nun Anwender sowie die Hersteller Straessle und SNI in das Vorhaben einbeziehen, um den Prototyp einer neuen, prozessorientierten CAD-Architektur zu erarbeiten.

Dem Anwender soll mit dem Referenzmodell eine Art Leitfaden an die Hand gegeben werden, mit dem er CAD-Produkte auf ihre Eignung fuer die spezifischen Unternehmensablaeufe hin bewerten kann. Denn mangelhafte Unterstuetzung einer durchgaengigen Auftragsabwicklung schon in der Konstruktionsphase ist einer der Gruende, weshalb CAD- Systeme in der mittelstaendischen Industrie bislang wenig Akzeptanz fanden.

Auf diesen Nenner lassen sich die Marktanalysen der am CAD- Referenzmodell beteiligten Hochschulen bringen, die auf der Systec-Praesentation durch Institute der Universitaeten Karlsruhe und Erlangen-Nuernberg sowie der Gesamthochschule Kassel vertreten waren.

Im Mittelpunkt des Referenzmodells steht eine ganzheitliche Betrachtung des Fertigungsgegenstands. Dabei soll die geplante Architektur deutlich zwischen Anwendungs- und Systemkomponenten trennen, um die Austauschbarkeit von Modulen zu unterstuetzen. So akademisch die Ziele des bis 1997 vom Bundesforschungsministerium unterstuetzten Projekts klingen moegen, so pragmatisch sind die Plaene von zwei an der Initiative beteiligten Anwendern, die auf der Systec vorgestellt wurden: Der Waggonbau Niesky GmbH geht es in erster Linie um eine Kopplung von CAD und PPS, beim Elektronikunternehmen Rohde & Schwarz will man mechanisches CAD, elektrotechnisches CAD und PPS zusammenfuehren.

Kritik am Projekt kam aus den Reihen der zur Praesentation eingeladenen Anbieter. Vertreter der Dortmunder ISD GmbH und der IBM gaben zu bedenken, dass viele Ideen des Integrationskonzepts in ihren Produkten bereits umgesetzt seien. Die Ausrichtung an Prozessketten sei heute ein zentrales Thema der Entwicklung und werde in der privaten Wirtschaft unter Umstaenden schneller umgesetzt als in einem auf die kommenden drei Jahre angelegten interdisziplinaeren Projekt. Grundsaetzlich werde jedoch begruesst, wenn am Ende der Forschung ein Referenzmodell stehe, an dem sich Anwender und Hersteller orientieren koennten.