Werkzeugkasten fuer C++-Komponenten Tools erstellen und verbinden wiederverwendbare Bausteine

07.04.1995

HOEHENKIRCHEN (qua) - Einen Werkzeugkasten fuer die Entwicklung komponentenbasierter Anwendungen hat die Cadre Technologies Inc., Providence, Rhode Island, vorgestellt. Das C++-Toolset "Object Team Application Factory" laeuft derzeit unter Windows und Windows NT.

Die Moeglichkeit, einmal erstellte Softwarebausteine mehrfach einzusetzen, ist eines der Versprechen, mit denen sich die Objektorientierung ihren Ruf als Entwicklungstechnik der Zukunft erworben hat. Leider stellt sich diese Wiederverwendbarkeit nicht automatisch ein, sobald der Entwickler C++ statt C benutzt.

"Jeder C-Programmierer kann C++-Code schreiben, aber das ist noch nicht unbedingt objektorientiert", erlaeutert Paul Versteeg, Geschaeftsfuehrer der Cadre GmbH in Hoehenkirchen bei Muenchen. Zudem koste es im Durchschnitt noch einmal 15 Prozent mehr Aufwand, um eine objektorientierte zu einer wiederverwendbaren Anwendung zu machen.

Diesen Arbeitsanfall verspricht Cadre zu minimieren. Die Object Team Application Factory verbindet ein auf der Object Modeling Technique (OMT) basierendes Werkzeug zur Entwicklung von C++- Bausteinen mit einem Komponentenverzeichnis sowie einem Tool, das die Softwarebausteine zu Anwendungen zusammenfuegt. Das Produkt kostet knapp 10 000 Mark.

Herzstueck der Application Factory ist der "Component Shop". In der Art einer Datenbank sind dort alle vorhandenen Komponenten - beispielsweise C++-Klassen oder GUI-Elemente - verzeichnet, die fuer die Anwendungsentwicklung zur Verfuegung stehen. Zum Lieferumfang gehoeren die "Microsoft Foundation Classes" und die C++-Klassenbibliothek "Tools.h" von Rogue Wave. Nach Anbieteraussagen lassen sich auch selbstentwickelte oder zugekaufte Bibliotheken importieren.

Der Entwickler versieht jede eingetragene Komponente mit einer Funktionsbeschreibung sowie einem Querverweis auf beigefuegte Dokumente (beispielsweise Anforderungs- oder Schnittstellen- Spezifikation), C++-Headerfiles und - falls vorhanden - OMT- Diagrammen. Die einzelnen Komponenten lassen sich ueber Schluesselwoerter, Klassenhierarchien oder Namen wiederfinden.

Anwendungsteile, die im Component Shop fehlen, koennen im "Draft Shop" neu entwickelt werden. Fuer Entwurf und Dokumentation bietet sich hier ein grafischer Editor an. Eine Generatorsoftware erzeugt den entsprechenden C++-Code. Das Tool kann auch genutzt werden, um nachtraeglich die OMT-Diagramme fuer vorhandene Komponenten zu erstellen.

Neue und alte Softwarebausteine werden dann im "Wire Shop" zu ablauffaehigen Anwendungen zusammengesteckt. Laut Versteeg muss der Entwickler dazu nicht eine einzige Zeile Code schreiben. Vielmehr liessen sich GUI-Elemente, Anwendungsklassen und Datenbankzugriffe via Point and click miteinander verbinden.

Aus seiner "Wire-Ware"-Bibliothek bezieht das Tool die jeweils passende Integrationstechnik. Dazu zaehlen eine Reihe von Standard- Interfaces ("Wires"), die das Werkzeug bereits von Haus aus kennt - beispielsweise Schnittstellen zu Oracle und Sybase sowie Standard-SQL, VBX und ODBC. Fuer eine spaetere Ausfuehrung des Entwicklungssystems ist vorgesehen, das Microsoft-Interface OLE einzubeziehen. Bei Bedarf lassen sich, so Versteeg, darueber hinaus auch selbstdefinierte Schnittstellen in das Verzeichnis aufnehmen.