Netzwerkmesse Comnet: Sicherheit und Breitbandnetze im Vordergrund

Werbe-Spam bringt User und ISPs auf die Palme

15.02.2002
WASHINGTON (IDG) - Drei Themen bestimmten die diesjährige Comnet in Washington. Im Mittelpunkt der klassischen WAN-Messe standen Fragen nach der künftigen Entwicklung der Breitbandnetze, die Verbesserung der Netzsicherheit sowie Sorgen um den steigenden Spam-Anteil am E-Mail-Verkehr.

Eigentlich könnte die Netzbranche zufrieden sein, denn zumindest der E-Mail-Verkehr wächst scheinbar unaufhaltsam. Allerdings, so beschwerten sich Anwendervertreter wie Ray Everett-Church, Chief Privacy Officer der Eprivacy Group, gehe lediglich ein Bruchteil davon auf beruflich bedingte elektronische Post zurück - das Gros des Anstiegs sei Werbe-Mail. Eine Spam-Flut, gegen welche die Anwender im eigentlich als werbefreundlich bekannten Amerika jetzt Sturm laufen. Rückendeckung erhalten die User dabei von den Internet-Service-Providern, denen die massenhafte Werbung für Pornoseiten oder "Schnell-reich-werden"-Sites ebenfalls ein Dorn im Auge ist. Die unerwünschten Mails machen bei einigen Providern mittlerweile über 50 Prozent der Post aus. Mit der Konsequenz, so die Darstellung der ISPs, dass sie laufend in Hardwareaufrüstung und Netzausbau investieren müssten - nur weil eine Schar von schwarzen Schafen das schnelle Medium zum Informationsaustausch als billiges Direkt-Marketing-Instrument missbrauche.

Appelle der Anwender und Netzbetreiber an die Adressen der Massen-Mailer stoßen auf wenig Gehör. So vertrat Ben Isaacson, Executive Director der Association for Interactive Marketing, auf der Messe die These: " Ein Kunde gibt mit seinem Einkauf beim Händler diesem die Erlaubnis, den Kunden per E-Mail zu Marketing-Zwecken zu kontaktieren." Angesichts solcher uneinsichtigen Reaktionen verwundert es nicht weiter, dass User und Provider immer lauter nach Sanktionen rufen. Dabei stößt das bislang praktizierte Verfahren, Schwarze Listen von Unternehmen sowie Providern anzulegen, die Spam-Mail versenden, und diese dann nicht weiterzurouten, nur bedingt auf Zustimmung. Zu groß sei die Gefahr, dabei auch die elektronische Post normaler Anwender zu filtern. Letztlich wurde auf der Comnet keine Einigung über die richtigen Gegenmaßnahmen gefunden. Die angespannte Stimmung zeigte, dass in nächster Zeit mit weiteren Reaktionen der Provider zu rechnen und in den USA eine Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr ausgeschlossen ist.

Ein weiteres Thema, das auf der Comnet vor dem Hintergrund der allgemeinen politischen Lage einen breiten Raum einnahm, war die Netzsicherheit. Hier kristallisierte sich auf der Messe der Trend heraus, bereits vorhandene Security-Mechanismen durch verbesserte Management-Tools im Alltag auch wirklich effizient einzusetzen. In den Funknetzen ist etwa das "Reededge Connect System" des Startup-Unternehmens Reedegde aus dem US-Bundesstaat New Jersey ein Beispiel. Benutzern dieses Systems verspricht der Hersteller in Wireless Networks gemäß den IEEE-Standards 802.11b, 802.11a sowie Bluetooth eine erhöhte Sicherheit, indem Netzadministratoren die Benutzerkonten und Zugangsrechte über eine zentrale Konsole einrichten und verwalten können. Im Bereich der traditionellen Enterprise Networks widmeten sich Firmen wie Micromuse oder Aprisma Management Technologies dem Thema Sicherheits-Management. Neben dem effizienteren Einsatz der Sicherheitstechnologien setzen die Anwender und Hersteller verstärkt auf VPNs im Enterprise Networking, um die Security zu erhöhen.

Dabei verdrängen, diesen Eindruck vermittelte zumindest die Comnet, Layer-3-VPNs die bisherigen virtuellen Netze auf Basis der Netzebene 2. Im Backbone wird immer häufiger DWDM als Transportmedium genutzt, während im Access-Bereich auch bei amerikanischen Unternehmenskunden momentan DSL die häufigste Zugangstechnologie ist.

Ist Bandbreite wieder gefragt?Die steigende Nachfrage kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den USA sowohl der Bereich Optical Networking als auch DSL noch immer in der Krise stecken. Einige Carrier kritisierten auf der Comnet das in diesem Zusammenhang zurückgefahrene Engagement der DSL-Hersteller. Zweckoptimismus beherrscht das Bild. Von der Politik hoffen Carrier und Unternehmen auf eine baldige Deregulierung des Marktes für breitbandige Ferndatendienste und eine damit steigende Nachfrage. Bezüglich der Anwender setzt die Industrie auf die oft strapazierten Beispiele interaktive Spiele, Streaming Media oder Peer-to-peer-Networking (P2P). (hi)