Gastkommentar

Wer will denn Middleware?

04.09.1998

Ein Byte hat acht Bit, und mit Middleware läßt sich kein Geschäft machen. Angeblich wollen Kunden Anwendungen und Lösungen und sind nicht bereit, für deren bloße Integration auch noch extra zu bezahlen. Dabei gehört eines der erfolgreichsten Softwareprodukte zu dieser ominösen Middleware: Microsofts Windows! Middleware? Zwischen Systemplattform und Anwendungssoftware angesiedelt, offeriert sie beiden Seiten ihre Dienste - eine Middleware für Desktops.

Nun ist Middleware wieder ins Blickfeld gerückt. Wo Unternehmen in immer stärkerem Maße weltweit agieren, sind homogene DV-Landschaften Utopie. Web-Kommunikation, Mainframe-Daten und PC-Front-end müssen unter einen Hut kommen. Die Technologien für eine solche Integration sind mittlerweile vorhanden, egal ob man sich an einem öffentlichen Standard wie Corba orientiert, an einem proprietären, aber praxisorientierten wie DCOM - oder an einem beide Positionen übergreifenden Konzept.

Ist Middleware damit vielleicht zwar unverzichtbar, aber für den Kunden unsichtbar und für die Software-Industrie am Ende unverkäuflich? Auch Microsoft hat nie bloß Windows verkauft und zugesehen, wie die Konkurrenz auf dessen Basis Geschäfte gemacht hat. Anwendungssoftware war immer auch ein Zugpferd für Middleware. Ähnliches gilt überall: Wer nur Middleware in die Waagschale werfen kann und keine Position im Bereich Services und Electronic Business hat, wer Middleware ohne Unix- oder Mainframe-Know-how verkaufen will, wird sich vielleicht wirklich schwertun. In einer DV-Welt, in der Integration immer wichtiger wird, gilt aber auch ein anderes Dogma: Ein Byte hat acht Bit, und ohne Middleware läßt sich künftig kein Geschäft mehr machen.