Frustrierte Manager

"Wer unter Druck steht, motiviert nicht gut"

20.07.2010
Von pte pte
Das Engagement von Führungskräften der mittleren Hierarchieebenen nimmt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten rapide ab.

Einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) zufolge sind die Ursachen für die Demotivation hausgemacht: 38 Prozent der 1.300 befragten Führungskräfte bemängeln fehlende Karriereoptionen. Zudem wird die zu wenig nach der individuellen Leistung abgegoltene Vergütung von mehr als einem Drittel kritisiert.

"Gerade in Krisenzeiten werden die Zügel in vielen Unternehmen straffer gehalten. Weil das Top-Management kein Risiko eingehen kann und die finanzielle Lage angespannt ist, werden Vorgaben von oben strenger", sagt Unternehmensberater Franz Gober im pressetext-Gespräch. Dem im Netzwerk consultingteam organisierten Insider nach werden somit die kreativen Spielräume gerade für das mittlere Management immer enger: "Wer sich unter Druck gesetzt fühlt, kann seine untergebenen Mitarbeiter nur schwer motivieren."

Motivation ist in schwierigen Zeiten enorm wichtig. Denn das mittlere Management hat die vom Top-Management entwickelten Visionen und Strategien umzusetzen. Das Engagement von Bereichs- und Abteilungsleitern inmitten der Krise ist somit erfolgsentscheidend. Neben den fehlenden Karrieremöglichkeiten klagen 35 Prozent der befragten Führungskräfte über mangelnde Führungsqualitäten bei Vorgesetzten. Fast ein Drittel hingegen fühlt sich für die Arbeit vom Gehalt abgesehen zu wenig gewürdigt.

"Das mittlere Management ist das Bindeglied zwischen Top-Management und Mitarbeitern. Um die Motivation sämtlicher Beschäftigten zu fördern, sollten Hierarchien flach gehalten, Entscheidungs- und Führungskompetenzen gefördert sowie Strategien gemeinsam gestaltet werden", verdeutlicht Gober gegenüber pressetext. Firmen tun mit Blick auf die zahlenmäßige Verteilung des mittleren Managements gut daran, dies zu beachten. In einem Konzern mit 50.000 Mitarbeitern gibt es in der Regel nur 50 bis 200 Topmanager, aber 7.000 Abteilungsleiter.

Das Ergebnis der Boston-Untersuchung ist alarmierend: So ist das Engagement des mittleren Managements in den letzten zwei Jahren um bis zu 14 Prozent gesunken. Das Top-Management weist nur einen Rückgang um acht Prozent auf. Mit mehr Befugnissen für Manager in der mittleren Führungsebene lassen sich Moral und Verantwortungsbewusstsein stärken, Entscheidungsprozesse beschleunigen und Kosten einsparen. Eine Forderung der Boston-Studie: Weil nur die wenigsten Manager geborene Führungskräfte sind, sollten Unternehmen auch Schulungen fördern. (pte)