SAP ERP

Wer kann, wer will, wer muss - SAP ERP in den Branchen

26.08.2009
Von RAAD Research
Um ganze sechs Prozentpunkte ist die Einsatzquote von SAP ERP allein im vergangenen halben Jahr geklettert, trotz Wirtschaftskrise. Welche Branchen haben dabei besonders vorgelegt und welche Branchen hinken in Deutschland beim SAP ERP-Einsatz noch hinterher?
Einsatz SAP R/3, ERP, Business Suite (Quelle: RAAD)
Einsatz SAP R/3, ERP, Business Suite (Quelle: RAAD)
Foto: RAAD Research

Mehr als ein Drittel der noch bestehenden R/3-Anwender plante zum Zeitpunkt der Befragung Ende 2008 den Umstieg auf SAP ERP. Im Gesamtmarkt verfolgten 20 Prozent der Unternehmen eine ERP-Migration. Nun, ein halbes Jahr später, zeigt eine neuerliche Befragung von mehr als 2000 SAP-Bestandskunden in Deutschland, dass etwa ein Drittel dieser Vorhaben bereits realisiert wurden. Die ERP-Quote kletterte um sechs Prozentpunkte auf 63 Prozent in der SAP-Bestandskundschaft. Die übrigen Planungen bleiben bestehen, sind gegebenenfalls aufgrund der Finanzkrise nur verschoben (siehe auch "IT-Budgetentwicklung bei SAP-Kunden - im Tal der Tränen?").

Zum aktuellen Zeitpunkt planen also etwa 15 Prozent aller SAP-Kunden einen Umstieg auf ERP - die Realisierungsgeschwindigkeit ist dagegen ungewiss. Angesichts der auslaufenden Standardwartung für Release R/3 Enterprise müssen betroffene Unternehmen aber einiges tun (Vorteile durch verlängerte Wartungszyklen von Alt-Releases ergeben sich für Kunden des Enterprise Support siehe wie im Artikel "SAP Enterprise Support - Stein des Anstoßes" beschrieben).

Einsatz der SAP-Produkte im Branchenüberblick (Quelle: RAAD)
Einsatz der SAP-Produkte im Branchenüberblick (Quelle: RAAD)
Foto: RAAD Research

Wenn nun die allgemeine Quote für den ERP-Einsatz steigt, wie verhalten sich die einzelnen Branchen? Ein Blick auf die Grafik zeigt teilweise sehr deutliche Unterschiede im Einsatz von SAP-Produkten nach Branchen. Als klarer Vorreiter bezüglich des SAP ERP-Einsatzes zeigt sich mit großem Abstand die Finanz- und Versicherungsbranche. Hier setzen nach eigenen Angaben bereits 81 Prozent auf SAP ERP. Was zunächst - im Hinblick auf die Finanzkrise als Auslöser der Rezession - verwunderlich scheint, steht genau besehen eher in guter Tradition. So waren gerade diese Unternehmen, was den ERP- und auch den Business Suite-Einsatz angeht, die Vorreiter noch vor den Traditionsbranchen der SAP wie dem Maschinenbau. Die neue Funktionalität und die SOA-Orientierung der SAP wurden hier deutlich schneller angenommen und in Projekte umgesetzt. Von diesem frühen Vorsprung zehrt die Branche auch heute noch bei der ERP-Quote. Darüber hinaus war auch der Ausblick auf die möglichen Auswirkungen der Krise auf die IT-Budgetentwicklung nicht so deutlich negativ, wie dies hätte erwartet werden können und sich auch in anderen Branchen zeigte. Die Antwort auf die Krise liegt für viele Unternehmen dieses Segmentes nicht darin, in der IT ausschließlich den Status Quo zu halten.

Auch Ver- und Entsorger sowie die Bildungseinrichtungen können einen deutlich überdurchschnittlichen Wert beim ERP-Einsatz vermelden. Diese Unternehmen haben ebenfalls frühzeitig in die neue Technologie investiert, sei es aufgrund von gesetzlichen Anforderungen, die breite Investitionen in IT notwendig machten, wie das Unbundling der Versorgungsunternehmen, oder die IT-Offensive in vielen Bildungseinrichtungen.

Einige Branchen, wie beispielsweise der Dienstleistungssektor, sind sicherlich sehr differenziert in ihrer Herangehensweise an SAP ERP. So ist im Dienstleistungsbereich ein großer Teil der Unternehmen mit IT-Dienstleistung befasst und damit sicherlich moderner als viele andere Unternehmen der persönlichen Dienstleistungen. Dennoch kann hier ein guter Marktschnitt erreicht werden.

Deutlich unter Durchschnitt zeigt sich aktuell nur der Bereich Medien, Verlage und Telekommunikation, der in den vergangenen Jahren auch nicht deutlich hinzugewinnen konnte. Hier sind sicherlich auch die insgesamt schwierigen Marktbedingungen in diesem Segment ursächlich, dass weniger in SAP investiert wird.

Die öffentliche Hand hat dagegen - sicherlich gerade in den letzten Monaten aufgrund der Wirtschaftsförderung durch Aufträge im öffentlichen Raum - deutlich zugelegt. Traditionell eher konservativ bei der Investition in neue Technologien, nähert sich auch dieser Bereich langsam dem Marktschnitt an. Hier ist allerdings ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zu 2008 zu verzeichnen, weil die öffentliche Hand im vergangenen Jahr auch die höchsten Planungsquoten hatte, wovon ein Großteil nun bereits umgesetzt worden ist.

Viele weitere Branchen schwanken um den Gesamtmarktwert von 63 Prozent. Je nach Finanzierungs- und Planungslage werden diese im Gesamtmarkttakt mitwachsen oder gegebenenfalls an Boden verlieren. Die Projektquoten im Gesamtmarkt verheißen jedenfalls auch für die kommende Zeit noch ein gutes Projektvolumen. Interessant wird nach der Modernisierungswelle zu beobachten sein, welche Unternehmen im Zuge der Business Suite 7 dann auch in mehr Funktionalität investieren werden.

Weitere aktuelle Informationen unter anderem zum Thema SAP ERP und Migrationen finden Sie im in Kürze erscheinenden Update der RAAD-Studie: "SAP-Bestandskunden - Themen und Potenziale 2009".

Über RAAD Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.