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Wer hat Angst vor Google?

22.06.2007
Keiner – außer Microsoft und IBM. Vertreter beider IT-Giganten haben eingeräumt, dass sie den Newcomer zunehmend als ernst zu nehmenden Konkurrenten auch im Unternehmensgeschäft einstufen.

Die "Google Apps" bildeten mittlerweile in vielen Unternehmen eine willkommene Ergänzung zum Enterprise-Softwareportfolio, sagte Rob Curry, Direktor von Microsofts Office Business Platform Group, auf der Enterprise-2.0-Konferenz in Boston. Grund dafür sei, dass die via Web bezogenen Softwaredienste einfach und leicht zu nutzen seien. "Wir sehen Google als Konkurrenten in diesem Umfeld", gibt Curry zu. Allerdings gebe der Neuling dem Segment auch neue Impulse. Trends wie die Komplexität in der Softwarenutzung zu verringern, versuche auch Microsoft im Rahmen der eigenen Entwicklung stärker zu berücksichtigen.

"Ich gehe davon aus, dass Google langfristig ein Wettbewerber im Unternehmensumfeld sein wird", bestätigt Ken Bisconti, Vice President für den Bereich Messaging und Collaboration Software von IBM. Die Verantwortlichen des Suchmaschinenbetreibers bemühten sich, auf die Anforderungen von Unternehmen einzugehen. Auch von Kundenseite höre IBM immer wieder, dass die Anwender das Gespräch mit Google suchten.

Die Internet-Company hatte im Februar mit Google Apps ein Paket aus verschiedenen Collaboration- und Kommunikations-Tools auf den Markt gebracht (siehe auch: Test: Google Apps – Office aus dem Netz). Neben E-Mail, Instant Messaging (IM) und Kalenderfunktionen können die Nutzer die Werkzeuge auch mit den online angebotenen Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulations-Anwendungen verknüpfen. Google plant darüber hinaus, auch eine Präsentationssoftware a la Powerpoint herauszubringen (siehe auch: Google kauft Zenter). Neben einer kostenlosen Variante bietet Google mit der Premier Edition ein Paket speziell für Firmen an. Der Preis liegt bei 50 Dollar pro Nutzer und Jahr.

"Das ist ein Schuss vor den Bug von Microsoft", meinte Erica Driver, Analystin von Forrester Research. Zwar könnten die via Web-Zugriff nutzbaren Softwareservices nicht mit dem Funktionsumfang eines "Office"-Pakets oder der Collaboration-Drehscheibe "Sharepoint" von Microsoft mithalten (siehe auch: Teamarbeit mit Office 2007). Dafür seien die Programme leichter zu bedienen und vor allem günstiger. Driver geht zudem davon aus, dass Google sein Firmenangebot kontinuierlich ausbauen wird.

Um sich nicht überollen zu lassen, basteln auch die etablierten Anbieter an ihren Portfolios. Beispielsweise erweitert IBM seine Collaboration-Suite mit "Lotus Quickr" und "Lotus Connections" um Wiki- und Blog-Funktionen (siehe auch: IBM propagiert das Enterprise 2.0). Darüber hinaus sollen die Tools Verknüpfungen zwischen den IBM-Tools Notes und Sametime sowie mit Konkurrenzprodukten wie Microsofts Windows Explorer und Office schaffen. Ein Connector zu Outlook sei in Arbeit, hieß es. Die Preise für Quickr beginnen bei 70 Dollar pro User. Die Version mit zusätzlichen Konnektoren soll auf 195 Dollar kommen. Connections soll zwischen 55 und 110 Dollar per User und Jahr kosten.

Aus Sicht von IBM-Manager Bisconti wird das Thema Collaboration immer wichtiger. Vor allem in den Führungsetagen machten sich immer mehr Manager Gedanken darüber, wie sich die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens verbessern lasse. Gefragt seien in erster Linie Geschwindigkeit und Beweglichkeit. (ba)