Was den Markt erwartet

Wer gewinnt mit De-Mail?

20.05.2012
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Willkommen im Tarifdschungel

Die De-Mail-Tarife der Telekom sind recht umfangreich: vier DINA4-Seiten, vollbedruckt in kleiner Schrift.
Die De-Mail-Tarife der Telekom sind recht umfangreich: vier DINA4-Seiten, vollbedruckt in kleiner Schrift.

Für die Gateways werden bei allen Anbietern monatliche Bereitstellungsgebühren fällig, die zumeist deutlich über den Grundpreisen bei Web-Versand liegen - im Gegenzug sind die Versandkosten einzelner Mails geringfügig günstiger. So kostet ein Gateway-Zugang mit einem Speicherplatz von zwei Gigabyte bei T-Systems beispielsweise 99,95 Euro netto (rund 119 Euro brutto), der Versand einer De-Mail dann aber nur maximal 37 Cent und damit zwei Cent weniger als bei der Standard-Web-Variante. Zu beachten ist jedoch, dass die Hardware selbst und die Installation jedes einzelnen Gateways ebenfalls noch einmal Kosten mit sich bringen. Ein weiterer Nachteil ist die nicht vorhandene Standardisierung der Gateway-Lösungen. Möchte ein Unternehmen später den De-Mail-Provider wechseln, steht ein größeres Migrationsprojekt ins Haus.

Einen ersten Eindruck von den Preisen bekommen finden Sie in unserer Übersicht auf der folgenden Seite. Detaillierte Informationen über die Gateway-Modelle, die jeweiligen Inklusivleistungen, Mindestvertragslaufzeiten und zusätzlichen Gebühren für Sonderleistungen wie Einschreiben (siehe auch Abschnitt "Versandoptionen im Überblick") sind bei Telekom, 1&1 und Mentana-Claimsoft bereits en detail zu erfahren.

Der "Governikus Multi Messenger" fungiert als anbieterunabhängiges De-Mail-Gateway.
Der "Governikus Multi Messenger" fungiert als anbieterunabhängiges De-Mail-Gateway.
Foto: Governikus KG

Die Kehrseite der Vielzahl verschiedener Preismodelle: Es droht ein neuer Tarifdschungel. Allein die Telekom benötigt vier gefüllte DIN A4-Seiten, um alle De-Mail-Tarife darzustellen. "Im Privatanwenderumfeld hilft die Vielzahl an Preismodellen sicher nicht, De-Mail attraktiv zu machen", kritisiert Frank Schipplick, Director der Governikus KG. Die Vertriebstochter der Bremen Online Services hat Sicherheits-Middleware für die rechtsverbindliche interne Kommunikation bei über 30 Bundesbehörden im Einsatz und verkauft seit neuestem auch den anbieterneutralen "Governikus Multi Messenger" als De-Mail-Gateway-Ersatz. Für die Unternehmensanwender fürchtet er einen negativen PR-Effekt durch intransparente Preismodelle aber nicht: "Die De-Mail-Anbieter wollen den potenziellen Kunden nur die Vergleichbarkeit erschweren, damit diese nicht sofort eine Entscheidung zugunsten der Konkurrenz treffen." Die endgültigen Preise seien üblicherweise Verhandlungssache und hätten mit den veröffentlichen Tarifen nicht mehr viel zu tun, ist sich Schipplick sicher.

Fazit

Ob die Unternehmen den politischen Willen nach einem gelebten De-Mail-Standard umsetzen, wird maßgeblich von einer Frage abhängen: Schaffen sie es, ihre Prozesskosten mit De-Mail insofern zu optimieren, als sich die Investition dafür lohnt? Oder ist das Sparpotenzial bereits ausgereizt? Angesprochen sind besonders die Konzerne, weil dort schon kleine Verbesserungen eine große Wirkung haben können. Für den Privatanwender ist derzeit noch nicht erkennbar, ob ihm De-Mail einen greifbaren Vorteil bringt. Hier muss die Initiative von den Behörden und Ämtern ausgehen, die ihre Bürgerservices vergünstigt per De-Mail zur Verfügung stellen könnten. Auch seitens der Unternehmen wird es jedoch wichtig sein, die Privatkunden ins Boot zu holen, um im Land eine breite Akzeptanz für den neuen Standard herzustellen. Rabatte allein helfen da nicht weiter - es kommt darauf an, wie einfach dem Anwender daheim der Umgang mit De-Mail gemacht wird. Banken und Versicherungen, für die rechtsverbindlicher Schriftverkehr ein Lebenselixier auch im Privatkundenmarkt darstellt, müssen als De-Mail-Pioniere vorangehen.