Blackberry 10, Windows Phone 8, Tizen, Firefox OS

Wer gewinnt das Rennen um das dritte mobile Ökosystem?

15.04.2013
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Das Jahr der Entscheidung?

Foto: violetkaipa - Shutterstock.com

Die Chancen stehen gut, dass dieser Wunsch im laufenden Jahr in Erfüllung geht. So rechnet etwa Anshul Gupta, Principal Research Analyst bei Gartner, dass im Zuge der Schlacht zwischen dem neuen Blackberry 10 und Windows Phone ein drittes mächtiges Ökosystem entsteht. Gleichzeitig sieht er auch Chance dafür, dass alternative Betriebssysteme wie Tizen, Firefox, oder Jolla die Chance wahrnehmen, um sich als profitable Alternative zu Android zu positionieren. Eine Einschätzung dazu, wer letztendlich tatsächlich das Rennen um den dritten Platz gewinnt, gibt Gupta nicht ab – was auch wenig verwundert: Bei einem Marktanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich sind praktisch alle Chancen offen, auch für ganz neue Betriebssysteme, für die es aktuell noch gar keine Geräte gibt. Hier eine Analyse der vielversprechendsten Kandidaten:

Windows Phone 8: Und bist Du nicht willig....

Seit Microsoft vor mittlerweile knapp drei Jahren das veraltete Windows Mobile endgültig ad acta gelegt hatte, versucht der Softwareriese unermüdlich, den Nachfolger Windows Phone erfolgreich am Markt zu platzieren. Dabei tritt das neue System nicht unbedingt in die Fußstapfen seines Vorgängers: Um seiner Aufholjagd keine wertvolle Zeit zu verlieren, konzentrierte sich Microsoft bei Windows Phone zunächst auf den Endkundenmarkt und setzte auf optische Akzente wie das Metro-Design. Erst mit der aktuellen Version 8 nahm der Softwareriese auch das Enterprise-Geschäft und dabei insbesondere die ByoD-Thematik stärker ins Visier. So stellt Microsoft inzwischen mit Windows Intune und dem System Center Configuration Manager (SCCM) Firmen eine Verwaltungslösung bereit, die neben Windows Phone 8 auch weitere Plattformen abdeckt. Drittanbietern erhielten entsprechende Schnittstellen, um eine ausreichende Kontrolle mit Mobile-Device-Management-Lösungen zu ermöglichen.

Doch obwohl es inzwischen eine ordentliche - wenn auch nicht umfassende - Anzahl an Apps gibt und dank der Allianz mit dem finnischen Hersteller Nokia auch eine ganze Palette an Endgeräten herausgebracht wurde, blieb der erhoffte Durchbruch bislang aus. Das Betriebssystem steckt in einer Zwickmühle: Um von Entwickler und letztendlich wohl auch Käufern als weitere große Plattform neben Android und iOS ernst genommen zu werden, braucht es einen Marktanteil von zehn Prozent und mehr - dazu sind aber wiederum mehr Apps und Kunden notwendig.

Blackberry 10 - Neues OS, neues Glück?

Blackberry (vormals Research in Motion) plagten bis vor kurzem ähnliche Probleme wie Microsoft mit Windows Mobile. Trotz Bemühungen (und durchaus auch Fortschritten), das Betriebssystem moderner zu machen, wirkten die klassischen Blackberry-Geräte mit Volltastatur und kleinem Display neben iPhones und Android-Geräten nicht nur optisch wie Dinosaurier, auch die Bedienung war veraltet.

Um die Abwanderung der Nutzer im Privat- und Business-Umfeld zu stoppen, besannen sich die Kanadier auf das 2010 erworbene Unix-ähnliche Betriebssystem QNX, das zuvor primär in Embedded-Systemen von Autos zum Einsatz kam. Nachdem die Company zunächst auf Basis von QNX ihr Tablet-Betriebsystem Playbook-OS entwickelten, wurde das OS im zweiten Schritt als Blackberry 10 auf Smartphones portiert. Erstes darauf basierendes Gerät ist das Touchscreen-Device Z10, demnächst soll aber mit dem Q10 auch ein Modell mit physischer Qwertz-Tastatur auf den Markt kommen.

Gemessen an der Aufgabenstellung, in puncto Benutzerfreundlichkeit und Touch-Bedienung mit Android und iOS gleichzuziehen, hat Blackberry mit BB10 das Ziel weitgehend erreicht. Gleichzeitig haben die Kanadier auch die Business-Tauglichkeit nicht aus den Augen verloren: Die Funktion Blackberry Balance trennt auf dem Smartphone Berufliches von Privatem und unterstützt damit auch ByoD-Szenarien. Zusätzlich zu Blackberry Balance hat der Hersteller bereits vor kurzem mit Blackberry Enterprise Service 10 (BES10) eine Lösung vorgestellt, um Blackberry-10-Geräte zusammen mit alten Blackberrys, Blackberry-Playbook-Tablets sowie iOS- und Android-Geräten über eine gemeinsame Web-basierende Konsole zu verwalten. Wie bisher stellt Blackberry allerdings keine Schnittstellen für andere MDM-Lösungen bereit.

Probleme bereitet dagegen noch die App-Auswahl, da trotz mehr als 100.000 Anwendungen in Blackberry World noch etliche bekannte Apps fehlen. Außerdem wird erwartet, dass in diesem Jahr nur drei Smartphones mit Blackberry 10 auf den Markt kommen. Selbst wenn das Unternehmen mit einer Million ausgelieferten Z10 im ersten Monat einen deutlichen Anfangserfolg verbuchte, dürfte Blackberry bei den Marktanteilen daher noch länger auf günstige Geräte mit Blackberry-OS 7 angewiesen sein.