Wer finanziert die Gründungsphase?

27.09.2007
Fraunhofer-Vorstand Ulrich Buller über das deutsche Gründerklima.

CW: Warum unterhält die Fraunhofer-Gesellschaft die Risikokapital-Gruppe Fraunhofer-Ventures?

BULLER: Unsere Venture-Gruppe ist kein Risikokapitalgeber im klassischen Sinn. Sie hat die Aufgabe, in unseren Instituten die Mitarbeiter oder Gruppen von Mitarbeitern zu beraten, die Interesse an einer Unternehmensgründung haben. Die Venture-Gruppe soll vor allem dafür sorgen, dass wir innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft keinen potenziellen Unternehmer übersehen.

CW: Bleiben die Ausgründungen mit Fraunhofer verbunden, oder sind die ganz auf sich gestellt?

BULLER: Zunächst braucht es Fraunhofer-Know-how und Intellectual Property, um ein solches Unternehmen überhaupt lauffähig zu machen. Wir gründen diese Firmen aktiv mit und zeichnen auch Geschäftsanteile. Meistens in der Höhe dessen, wie das von uns eingebrachte geistige Eigentum finanziell bewertet wird. Nach maximal fünf Jahren entlassen wir sie sozusagen in die Freiheit, am besten über einen schönen Exit wie einen Börsengang.

CW: Muss die Venture-Gruppe stark missionieren?

BULLER: Sie rührt schon auch die Werbetrommel für diesen Weg. Es kommt einfach nicht jeder auf den Gedanken, ein Unternehmen zu gründen. Speziell in Deutschland nicht.

CW: Ist der Wunsch nach einem eigenen Unternehmen in den letzten Jahren stärker geworden?

BULLER: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase spürten wir eine große Zurückhaltung, die sich so langsam wieder verflüchtigt. Im Moment geht es gut voran.

CW: Behindert Bürokratie Gründer in Deutschland mehr als anderswo?

BULLER: Ich glaube, in der Kultur gibt es zwischen den angelsächsischen Ländern und uns keine so gravierenden Unterschiede. Bei den Rahmenbedingungen für Gründer können wir aber durchaus noch nachbessern.

CW: Was fehlt?

BULLER: Spinoffs tun sich zum Beispiel schwer, die Gründungsphase und den zweiten Wachstumsschritt zu finanzieren.

CW: Warum hat Fraunhofer einen Sitz im Board der Demo Deutschland übernommen?

BULLER: Wir betrachten es als unsere Aufgabe, Innovationen in allen Richtungen zu unterstützen. Deshalb sind wir gerne bereit, unseren Beitrag zu wichtigen Initiativen zu leisten, die ebenfalls Innovationen fördern wollen. Wir haben schließlich eine gesellschaftliche Verpflichtung. (ciw)u