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Wenn zuviel Sex im Spiel ist

30.01.2006
Computerspiel vor dem Kadi: Es enthält Sexszenen.

Rocky Delgadillo, Staatsanwalt der kalifornischen Stadt Los Angeles, hat Klage gegen die Hersteller des Computerspiels "Grand Theft Auto: San Andreas" erhoben. Betroffen sind die Unternehmen Rockstar Games und Take-Two Interactive. Das Spiel war lange Zeit in den Medien präsent, weil sich die PC-Version mittels eines Patches zur Preisgabe von Sexszenen bewegen ließ. Diese waren als optionales "Spiel im Spiel" konzipiert, jedoch nicht für den Verlauf der Geschichte maßgeblich und in den Verkaufsversionen der Software auch nicht freigeschaltet.

Die Staatsanwaltschaft stört sich vor allem daran, dass die Hersteller den Inhalt des Spiels nicht umfassend angegeben haben. Diese Pflicht gelte für Nahrungsmittelproduzenten ebenso wie für Spiele-Publisher, so die Argumentation. Durch die Unterschlagung habe die Software eine falsche Altersfreigabe erhalten. San Andreas wurde im Sommer 2005, nachdem der Sex-Patch ("Hot Coffee") im Netz erschienen war, in den USA auf die höchste Stufe "Nur für Erwachsene" heraufgesetzt.

Ein derartiger Schritt schränkt den Markt für ein Spiel drastisch ein, weil große Einzelhandelsketten das Produkt automatisch aus dem Sortiment streichen. Take-Two hatte daraufhin eine Gewinnwarnung abgeben müssen. Als am vergangenen Freitag die Klageerhebung bekannt wurde, stürzte der Aktienkurs des Publishers um knapp 14 Prozent ab. Inzwischen hat Rockstar Games sogar einen Patch veröffentlicht, mit dem sich der Sex-Patch blockieren lässt.

Bleibt die Frage, ob Sexszenen und Gewaltdarstellungen in Spielen mit zweierlei Maß gemessen werden? In fast jeder Mission von San Andreas ist es nötig, mehr als einen Menschen umzubringen - das Waffenarsenal reicht von den bloßen Fäusten über Gewehre, Raketenwerfer und Granaten bis hin zu Kampfjets. Zudem, so die Kritik vieler Spieler, sind die Sexszenen eher banaler Natur. In jedem Fall hat die Causa San Andreas in den USA eine Diskussion in Gang gesetzt, wie die Inhalte von Computerspielen (Sex und Crime) bewertet werden sollen. Ein Nachfolger des Spiels soll Gerüchten zufolge im Herbst 2007 auf den Markt kommen. (ajf)