Self-Publishing

Wenn jeder den Traum vom eigenen Buch verwirklichen kann

06.03.2014
Das eigene Werk gedruckt in den Händen halten: Immer mehr Anbieter wollen ambitionierten Autoren helfen, diesen Wunsch zu verwirklichen. Auch Verlage mischen mit.

"Ich will schreiben und sonst nichts." Eigene Geschichten als Buch zu veröffentlichen, sei ein Jugendtraum, erzählt Ute Sybille Schmitz. Die 54-jährige Berlinerin hat ihn sich erfüllt: Zwei Jahre belegte die gelernte Drehbuchautorin nebenberuflich eine Fernausbildung in Kreativem Schreiben. Die Idee zu einer Fantasy-Geschichte für Kinder hat sie nun auf eigene Kosten mit einem Büro für Lektorat, Satz und Grafik umgesetzt.

Services und Kurse wie diese sind gefragt in Zeiten, in denen jeder mit einigen Klicks ein E-Book erstellen und nach Bedarf drucken lassen kann. Aufmerksamkeit erhoffen sich die Anbieter bei der Leipziger Buchmesse (13. bis 16. März), wo 3000 Autoren erwartet werden. Mit Slogans wie "Schreiben Sie jetzt Ihr Buch" oder "Jeder kann schreiben lernen" richten sie sich oft auch an Laien. Das Feld ist längst nicht mehr nur sogenannten Zuschussverlagen überlassen, bei denen für Veröffentlichungen saftige Preise fällig werden.

"In Verlagen hat man manchmal den Verdacht, dass jeder zweite Deutsche ein Manuskript in der Schublade hat", sagt die Leiterin der Kölner Bastei Lübbe Academy, Ann-Kathrin Schwarz. Die verlagseigene Schule bietet seit 2013 Seminare für angehende Autoren. Das Interesse gehe durch alle Schichten, vom pensionierten Lehrer über den Schreiner bis hin zu Studenten. Vermittelt wird ihnen an der Academy auch Marktwissen, etwa wie man für ein bestimmtes Genre den richtigen Verlag findet oder eine Idee vermittelt. Grundlagen des Schreibens unterrichten dort auch etablierte Autoren wie Andreas Eschbach, in einer Art Talentschmiede mit ausgewählten Schülern.

Bis zu 500 Euro kosten drei Tage. Profitorientiert sei die Schule nicht, betont Schwarz' Kollege Jan Wielpütz: "Wenn bestimmte Bücher wie zuletzt Erotikromane überraschend erfolgreich sind, suchen Verlage nach Ähnlichem. Für unsere Konzepte fehlten uns aber immer wieder professionelle deutschsprachige Autoren." Diese glaubten häufig an angeborenes Talent, während der Beruf in den USA und Großbritannien als erlernbar gelte.

Dieses Handwerk habe ihr die Fernausbildung bei der "Schule des Schreibens" durchaus vermittelt, sagt Ute Sybille Schmitz. "Am Anfang habe ich mich natürlich gefragt, ob solche Kurse Geldmacherei sind." Je nach Dauer kosten sie bis zu 2500 Euro. Dafür erhalten Teilnehmer Lernhefte zu Themen wie Figuren, Plot oder Genres; Schreibaufgaben beurteilt ein Seminarleiter schriftlich. "Als zahlende Kundin erhielt ich aber zaghaftere Kritik, als ich das als Stipendiatin in der Drehbuchausbildung gewohnt war", sagt Schmitz.

Vor allem beruflich wie familiär stark eingebundene Frauen zähle man zur Zielgruppe, erläutert eine Sprecherin der Hamburger Fernschule. Diese ist Teil der Klett-Gruppe. Mehr als 2000 Teilnehmer sind nach eigenen Angaben aktuell eingeschrieben. Die Nachfrage werde immer wieder durch Buchmarkt-Trends angekurbelt: Als Hausfrau Bestseller zu schreiben, das hat nicht nur "Harry-Potter"-Erfinderin Joanne K. Rowling vorgemacht.

Vor demotivierenden Anfängerfehlern könnten solche Kurse durchaus bewahren, heißt es beim Freien Deutschen Autorenverband (FDA). Eine Sprecherin rät jedoch auch zu Präsenzseminaren, bei denen man etwa das Vorlesen lerne. Zudem machten auch Originalität und eine starke Botschaft Schriftsteller aus. Die große Karriere dürfe man sich wegen der Werbeversprechen nicht erhoffen.

Einen renommierten Verlag suchen nämlich auch Kurs-Absolventen oftmals vergeblich. Professionelle Manuskripteinsendungen erhalte man selten, sagt etwa die Pressechefin des Berlin Verlags. Die Texte passten meist weder qualitativ noch inhaltlich ins Programm. Generell gebe es aber weniger Einsendungen als früher: "Jungautoren, die ernsthaft belletristisch schreiben wollen, machen entsprechende Ausbildungen an Literaturinstituten in Leipzig und Hildesheim." Verlagskontakte werden dann oft über Agenturen geknüpft.

Verlagsabsagen erhielt auch Ute Sybille Schmitz zunächst. Nun, da sie sich zu den sogenannten Self-Publishern zählt, ist ihr Buch "Bellana und die Berge von Fennatien" im Online-Handel. Sie bereut nichts. Tausende weitere selbstveröffentlichte E-Books finden sich auf den Portalen im Netz: Hinter "Neobooks" etwa steht mit Droemer Knaur ebenfalls ein großer Unterhaltungsverlag. Autoren lockt man mit der Aussicht, in dessen Programm zu landen. Bei Bastei Lübbe haben das nach eigenen Angaben bisher rund ein Dutzend von bisher 300 Seminarteilnehmern geschafft. (dpa/tc)