Mut zu Nachverhandlungen

Wenn IT-Verträge zur Falle werden

01.01.2011
Von Thomas Gebhardt

Vorsicht vor Lockangeboten

Nach wie vor ist der Servicemarkt hart umkämpft. Speziell im SAP-Hosting locken Anbieter aus strategischen Gründen mit Dumping-Preisen. Was auf den ersten Blick attraktiv erscheinen mag, muss auch einer zweiten und dritten Prüfung standhalten. Klar ist, dass solche Dienstleister versuchen werden, Geld an anderen Stellen im Unternehmen zu verdienen. Zeitraubende Nachverhandlungen wegen jeder kleinen Änderung und Abweichung vom Standardservice sind leider oft die Folge. Auch die Gefahr, im Bündel Leistungen zu bestellen, die man gar nicht braucht, ist groß.

Anwender sollten sich auf keinen Fall unter Druck setzen lassen und ihre Interessen beharrlich bis zum Schluss verfolgen. Selbst ein bisschen Pokern kann nicht schaden. Wer den Vertragsabschluss über das Quartalsende des Dienstleisters hinausschiebt, kann leicht unnötige Hektik aus den Verhandlungen nehmen. Und niemand sollte nervös werden, nur weil der IT-Provider für ihn unangenehme Vertragsbestandteile bis kurz vor der Unterschrift noch nicht geklärt oder zugesagt hat. Die Auftraggeber hoffen, dass die Kunden nervös werden und im letzten Moment noch von schwierigen Forderungen abrücken.

Gelassenheit ist Trumpf

"Wir haben noch am Tag der Vertragsunterzeichnung die letzten rechtlichen Regelungen vereinbart, und zwar rückwirkend zum Vertragsbeginn am Monatsanfang", berichtet Bernd Rittmann, IT-Bereichsleiter bei der EMAG-Gruppe, einem international tätigen Hersteller von Maschinen und Fertigungssystemen, von seinen Erfahrungen zur Neuverhandlung eines SAP-Outsourcing-Abkommens. "Und wir haben unsere im Vorfeld besprochenen Vorstellungen durchsetzen können." Ziel war es, die Serviceleistungen zu verbessern und die Kosten um 20 bis 25 Prozent zu senken. Außerdem war es der EMAG-Gruppe wichtig, einen Vertrag zu erhalten, der sich im täglichen Betrieb ebenso leicht administrieren lässt wie in möglichen Eskalationsfällen. Deshalb war es unabdingbar, den Neuvertrag flexibel zu gestalten und möglichst viele Rahmenbedingungen und Eckdaten im Vorfeld zu regeln. Wer bei jeder Veränderung im Geschäftsumfeld neue Service-Level-Agreements verhandeln muss, empfindet das Outsourcing schnell als starres Korsett. Unternehmen büßen dann unter Umständen Wettbewerbsvorteile ein und laufen Gefahr, den Provider nicht mehr steuern zu können.

IT muss innovativ bleiben

Damit verlöre die IT ihre wichtige Rolle als Innovationstreiber. Kapazitäten im Rechenzentrum müssen je nach Bedarf kurzfristig änderbar sein, ebenso Serviceleistungen vor Ort. Es darf keine starren, auf Jahre hinaus festgelegten Nutzungszeiträume geben. Ein Vertrag muss variabel und flexibel sein. Nur dann kann Outsourcing in einer globalisierten Wirtschaft Geschäftsprozesse unterstützen und für optimierte Produktionsabläufe und einfache Strukturen in Verwaltung, Vertrieb und anderen Unternehmensbereichen sorgen. (jha)