Wenn Entwickler die Beraterbrille aufsetzen

15.06.2012
Kunden interessieren sich weniger für technische Details als für schnelle Lösungen. Diese zu liefern, ist für Softwareentwickler bei Capgemini vorrangig.

Softwareentwickler sind gefragt. Capgemini etwa will bis zum Jahresende zwischen 150 und 200 Entwickler einstellen. Gesucht werden laut Recruiting-Leiterin Christina Gräßel vor allem Hochschulabsolventen und Young Professionals, bevorzugt klassische Softwareingenieure und SAP-Experten. Gefragt sind vor allem Kandidaten, die neben dem notwendigen Technikverständnis auch Offenheit und Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Gräßel: "Unsere Entwickler arbeiten in enger Abstimmung mit dem Kunden, nicht im stillen Kämmerlein."

Genau das wünschte sich auch Nadine Kress. "Ich wollte viele technische und fachliche Erfahrungen sammeln und über den beruflichen Tellerrand schauen", sagt Kress, die seit sieben Jahren bei Capgemini in der Automobilbranche als Consultant tätig ist. Sie hat sich für ein IT-Beratungsunternehmen und nicht für einen Anwender entschieden: "Nicht nur mein technisches Wissen hat sich in den letzten Jahren vergrößert, der Kontakt zu Kunden gehört mittlerweile genauso zu meinem Alltag." Das heiße kommunikativ zu sein, sich in Teams zu integrieren und in neue Themen einarbeiten zu können.

Im Geschäftsbereich Application Services werden bei Capgemini technische Gesamtlösungen in Form von IT-Projekten umgesetzt. Hinzu komme der Betrieb und die Weiterentwicklung von Applikationen. Kress: "Wir kümmern uns dar-um, wie die genaue Unterstützung durch die IT erfolgt und wie die wichtigsten Anforderungen der Kunden aussehen."

Den Kunden verstehen

All diese Fragen würden mit dem jeweiligen Auftraggeber individuell besprochen. Kress hält es für wichtig, dass der Softwareentwickler immer wieder reflektiert, was der Zweck der Software ist und ob Entscheidungen, die er während der Programmierung trifft, das Problem des Kunden optimal lösen. Er müsse das Anliegen und die Bedürfnisse des Kunden verstehen und das Ganze im Blick haben. "Die Entwickler kommen bei der Umsetzung ins Spiel. Da ist schon klar, wie die Software aussehen soll", meint Kress. Dennoch bleibe genügend Gestaltungsspielraum, Nicht jeder Softwareentwickler werde automatisch zum Berater, sagt Kress. Diese berufliche Entscheidung hänge von den persönlichen Stärken ab. Dass in ihrem Unternehmen auch quer durch die Bereiche gewechselt werden kann, weiß die Beraterin zu schätzen. Dadurch könnten die Mitarbeiter sich auf ihrem Karriereweg innerhalb der Firma umorientieren: "Kollegen, deren Stärken eher in den technischen Spezialthemen, dem Projekt-Management oder in der Architektur liegen, sind genauso gefragt wie Berater." Durch die Matrixorganisation sei es zudem möglich, schneller aufzusteigen als in der Industrie.

Vorausschauend denken

Klaus Kilian wiederum gehört zu den sogenannten Neueinsteigern. Seit Dezember 2011 ist er bei Capgemini als Softwareingenieur fest angestellt. "Als ich nur eine Woche nach dem Bachelor-Abschluss hier ins Praktikum eingestiegen bin, war alles aufregend für mich", erinnert sich der Newcomer. Dass er nahezu von Beginn an, gemeinsam mit einem Kollegenteam, beim Kunden vor Ort war, darauf habe er sich ebenfalls erst einstellen müssen. Kilian wurde in einem Projekt eingesetzt, in dem das Testing entscheidend war. Er kümmerte sich von Anfang an um die automatische Erstellung von Massendaten zur Unterstützung der Last- und Performance-Tests für eine große Anwendung aus dem öffentlichen Bereich: "Genau darüber hatte ich meine Abschlussarbeit geschrieben." Letztlich habe er das große Glück gehabt, direkt von der Hochschule reibungslos in den Job wechseln zu können.

"Ich wollte unbedingt zu einem IT-Unternehmen, das sowohl im Bereich Softwareentwicklung als auch in der Beratung tätig ist", sagt Kilian. Denn die Technik allein war ihm zu wenig: "Fachbereiche sind weniger an technischen Details als an einer Lösung interessiert, und genau dabei möchte ich die Kunden unterstützen."

Gemeinsam mit dem Kunden die Probleme zu erkennen, zu analysieren und zu bearbeiten, findet er spannend. Entscheidend sei, vorausschauend zu denken. Diese Eigenschaft mache einen Softwareentwickler zu einem guten Softwareentwickler.(kf)

Ina Hönicke ist freie Autorin in München.