Wenn die Krise kommt

01.03.2005
Die Zeiten für Schönwetterkapitäne sind vorbei: Spätestens seit 2001/2002 prägen Begriffe wie Personalabbau, Insolvenz und Konjunkturkrise unseren Alltag. Die wirtschaftliche Anspannung am Standort Deutschland verstärkt den Druck auf die Unternehmen und damit auf die Führungskräfte und Mitarbeiter. In Zeiten wie diesen reicht es nicht mehr, wenn die Führungskraft wie früher der beste Fachmann im Team ist, die meisten Erfahrungen mitbringt und am tiefsten im Thema oder Unternehmen steckt.

Welche Aufgaben in Zeiten der Veränderung auf Manager zukommt, beschreibt die Personalspezialistin Maren Lehky in ihrem Buch "Sicher durch die Krise führen: Wie Sie schwierige Zeiten aktiv gestalten und optimal bewältigen". Da geht es zunächst einmal darum, die Anzeichen der Krise zu erkennen. Wie kann man klug und konstruktiv darauf reagieren? Wie können externe Berater helfen? Und wie geht man mit der Angst um, die vor und besonders während einer Krise permanent präsent ist?

Die Autorin zeigt, wie Manager sich den neuen Herausforderungen stellen können, wie sie den Change-Management-Prozess steuern und welche besondere Rolle die Kommunikation dabei spielt. Ein Kapitel widmet sie dem Thema Kostensenkung, bei dem es einerseits um die Reduzierung der Sachkosten, andererseits um die der Personalkosten geht. Bei letzterem Punkt zeigt Lehky viele Möglichkeiten der Einsparung, die eine Alternative zum Personalabbau darstellen wie etwa die Reduzierung des Fortbildungsbudgets oder die Senkung der Fehlzeiten, die die Unternehmen jährlich Milliarden Euro kosten.

Führt jedoch kein Weg an Entlassungen vorbei, sollte dieser Schritt gut überlegt sein. Wie etwa geht es dem Rest der verbleibenden Belegschaft? Wie ändert sich das Betriebsklima? Was passiert mittelfristig in diesen Unternehmen in Bezug auf die Glaubwürdigkeit der Führungskräfte, das Grundvertrauen, die Loyalität, die Bereitschaft der Leistungsträger, in dieser Firma zu bleiben? Die Autorin beschreibt, wie man die schmerzlichen Nebenwirkungen des Personalabbaus vermeidet, wie man mit weniger Beschäftigten weiterarbeitet, die vom Personalabbau Betroffenen informiert und den Abschied ermöglicht.

Und schließlich geht es um das "Survivor Syndrom", nämlich die Mitarbeiter, die den Stellenabbau überleben und im Unternehmen bleiben. Wie kommen sie mit der Veränderung klar und wie lange dauert es, bis sie nach dem Schock zur alten Produktivität zurückfinden? Wie hat sich ihre Einstellung zum Arbeitgeber geändert? Sie müssen nun oft länger arbeiten, um die weggefallene Arbeitsleistung der entlassenen Kollegen zu erbringen, und haben Angst, bei der nächsten Entlassungswelle "dran" zu sein.

In diesem Zusammenhang erwähnt die Autorin im übrigen Untersuchungen, die gezeigt haben, dass 90 Prozent von Firmen, die entlassen haben, damit Kosten sparen wollten. Allerdings gelang dies nur knappen 50 Prozent. Die Produktivität steigern wollten immerhin 75 Prozent durch diese Maßnahme: Das erreichten nur rund 22 Prozent der befragten Unternehmen. (ka)