ERP

Wenn das Softwareprojekt zum Nervenkitzel wird

22.05.2008
Von 
Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin.

Asys Group: ERP-Großprojekt gestemmt

Der über 620 Mitarbeiter zählende Produzent von Automatisierungssystemen Asys Group mit Hauptsitz in Dornstadt bei Ulm hat sein ERP-Projekt mit einem minimalistischen Aufgebot an Personal gestemmt. Da die Schwaben mit zwei Produktionsstandorten in Deutschland, einem in Singapur sowie Vertriebs- und Servicegesellschaften in Finnland, Ungarn, Spanien, USA, Mexiko, Brasilien, Singapur und China präsent sind, um nah an ihren Kunden aus der Elektronik- und Solarindustrie zu sein, war eine ERP-Lösung gefragt, die alle Standorte einbezieht.

"Die richtige Auswahl eines ERP-Systems ist für einen Mittelständler entscheidend - der Investitionsschritt ist eine erhebliche Belastung, und deshalb muss die Entscheidung einfach stimmen", meint Klaus Bronner, in der Geschäftsleitung der Asys Group für OEM-Produkte und die Einführung von Geschäftsapplikationen verantwortlich. Bei Asys fiel die Wahl auf die Lösung "ERP.COM" des Herstellers Infor. Da es vorher nur eine Warenwirtschaftslösung genutzt hatte, startete das 1992 gegründete schwäbische Unternehmen sozusagen "auf der grünen Wiese". Dadurch entfielen zwar Altlasten, der Schwierigkeitsgrad erhöhte sich jedoch durch die parallele Einführung eines Produktdaten-Management-Systems (PDM) - immerhin sollte es eine bidirektionale Verbindung zwischen Konstruktionsdaten und ERP geben. Dazu gehörte die Klärung zum Beispiel der Frage, wie das PPS-System (Produktionsplanung und -steuerung) zu den komplexen Stücklisten kommt. Insgesamt 170.000 Artikelstammdaten und 43.000 Konstruktionsbaugruppen mussten übernommen werden, die die Grundlage für 1.300 Verkaufsprodukte bilden. "Lean-IT-Management" nennt Bronner den Ansatz seines Unternehmens. Dazu gehört auch, "sich keine Verwaltungsmannschaft für das ERP-System zu schaffen". ERP sollte als integraler Bestandteil der Abteilungen wahrgenommen werden, denn sie tragen die Hauptverantwortung für die Prozesse. Nachdem über die Zeit aus 70 Infor-Nutzern 150 geworden sind, wurde zwar ein Spezialist für die ERP-Administration eingestellt, dennoch wollen die Dornstädter ihrer schlanken Linie treu bleiben.

Die richtige Auswahl eines ERP-Systems ist für einen Mittelständler entscheidend - der Investitionsschritt ist eine erhebliche Belastung, und deshalb muss die Entscheidung einfach stimmen, meint Klaus Bronner, in der Geschäftsleitung der Asys Group für OEM-Produkte und die Einführung von Geschäftsapplikationen verantwortlich.
Die richtige Auswahl eines ERP-Systems ist für einen Mittelständler entscheidend - der Investitionsschritt ist eine erhebliche Belastung, und deshalb muss die Entscheidung einfach stimmen, meint Klaus Bronner, in der Geschäftsleitung der Asys Group für OEM-Produkte und die Einführung von Geschäftsapplikationen verantwortlich.
Foto: Asys Group

Alle Abteilungsleiter, die in ihrem Bereich als Key User für die Einführung zuständig waren, trafen sich wöchentlich. Hinzu kamen ein Projektleiter von Infor und ein eigener IT-Administrator, der nebenbei noch sein Tagesgeschäft erledigte. "Mit knapp drei Leuten als Kernteam eine schlanke Mannschaft", meint Bronner, der angesichts der Projektkomplexität eine doppelt so starke Besetzung für üblich hält. Die Aufgabe lautete: möglichst keine Anpassungen. Innerhalb eines Jahres wurde das gesamte Geschäft abgebildet und ein Prototyp gebaut, an dem beispielhafte Prozesse getestet werden konnten. Zunächst wurde das PDM-System in zwei Unternehmen der Gruppe eingeführt, ein Jahr später stand auch die ERP/PPS-Landschaft.