LTE in USA

Wenn das Smartphone zu schnell (leer) ist

07.02.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
LTE-Kunden in den USA sind offenbar zunehmend unzufrieden mit der neuesten Mobilfunk-Generation.

Aufgrund der lückenhaften Netzabdeckung leert sich nämlich der Akku von Smartphones mit LTE-Modems ungewöhnlich und ungewohnt schnell, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Der 25-Jährige Werber David Jacobs aus Los Angeles zum Beispiel hat 4G in seinem niegelnagelneuen Galaxy Nexus von Verizon Wireless wieder abgeschaltet.

"Ich liebe wirklich alles an diesem Telefon, aber sobald ich 4G einschalte, saugt es mir den Akku leer", klagt Jacobs. "Das ist total frustrierend. Warum kann ich kein Phone kriegen, dass einen ganzen Tag durchhält?"

Dem Bericht zufolge ist LTE selbst in Großstädten noch derart schlecht ausgebaut, dass 4G-Smartphones ständig nach einem Signal suchen und damit ihren Akku leeren. Die großen Carrier Verizon Wireless, AT&T und Sprint Nextel investieren in den nächsten zwei bis drei Jahren Milliarden in die Aufrüstung ihrer Netze mit Long Term Evolution. Und sie wollen möglichst viele Kunden auf die neue Technik holen, weil erstens LTE weniger Brandbreite für die Datenübertragung benötigt als 3G / UMTS und zweitens schnellere Download-Geschwindigkeiten die Nutzer zu mehr Downloads und damit teureren Datentarifen verführen sollen.

Gleichzeitig hoffen auch Smartphone-Bauer wie Samsung und Motorola darauf, mit LTE-Endgeräten Apples iPhone (das bislang kein LTE an Bord hat) wenigstens ein bisschen Marktanteil abzuknapsen. Apple war mit seinem iPhone 4S laut comScore der einzige Top-5-Hersteller auf dem US-Markt, der im Schlussquartal 2011 seinen Market Share steigern konnte. Übrigens: Der A5-Chip im 4S taktet nur mit rund 800 Megahertz und damit deutlich langsamer als viele aktuelle "Boliden" der Konkurrenz - dafür hält der Akku im Apple-Telefon aber auch locker mal länger als einen Tag durch.

In den USA nutzten Ende 2011 etwa 6,3 Millionen Mobilfunkkunden LTE; Smartphone-Nutzer gab es hingegen laut Marktforschungsfirma Informa Telecoms & Media gut 138 Millionen. Verizon Wireless erreicht mit seinem 4G-Netz bereits 200 Millionen US-Bürger, AT&T kommt dagegen auf weniger als 80 Millionen. Sprint hat gerade erst mit dem LTE-Ausbau begonnen und bietet "4G" derzeit noch über die Konkurrenztechnik WiMax an, die es aber auslaufen lässt.

Verizon Wireless und Sprint erklärten dem "WSJ" gegenüber, das die Akkulaufzeit von Smartphones mit dem zunehmenden LTE-Ausbau besser werde müsste, weil sich die Telefone dann nicht mehr so häufig ein Signal suchen müssten. AT&T wollte den Bericht nicht kommentieren.

Neben dem noch löchrigen Netz ist ein weiteres Problem, dass die Entwicklung der Akkutechnik nicht mit dem technischen Fortschritt bei den Smartphones Schritt hält. Weil die Kunden immer neue Features und Fähigkeiten verlangen, werden die Telefone immer höher getaktet und die Entwicklung von Betriebssystemen und Apps rapide vorangetrieben. Gleichzeitig erhöht sich die Akkulaufzeit um gerade mal ein Prozent pro Jahr, wie der Experte Carl Howe von der Yankee Group konstatiert.