Vernetztes Zuhause

Wenn das iPad Kaffee kocht

09.01.2015
Von Christof Kerkmann

Eine Zahnbürste die Speichelproben analysiert?

So kann man nach einem Essen mit Freunden das iPad herumreichen, und jeder tippt seinen Kaffeeewunsch in den Rechner. Die Maschine arbeitet die Liste dann ab. Und die Produktentwickler von Philips basteln schon an weiteren Ideen. So will das Unternehmen von den Tchibo-Barista eine Liste erstellen lassen, welche Bohnen mit welchen Einstellungen gut zur Maschine passen. Diese Tipps kann man sich über die App holen. "Wir schaffen damit eine Community und steigern die Markentreue", ist Laudahn überzeugt. Irgendwann soll die Maschine wirklich ins Internet gehen, um etwa den Wartungsservice zu bestellen.

Es sind die Konsumenten, die das Philips-Management um van Houten bei seiner Strategie in den Mittelpunkt stellt. Das gilt selbst dort, wo der Umsatz bislang fast ausschließlich mit Geschäftskunden erzielt wird, wie etwa im Gesundheitsbereich. Hier beliefert Philips vorrangig Kliniken und Ärzte mit seinen Produkten. Doch das soll sich Stück für Stück ändern. "Schwerpunkte in der Konsumsparte sind ganz klar die Themen Health und Licht", beschreibt Laudahn das Vorgehen.

So kursieren zum Beispiel Spekulationen, dass Philips an einer Zahnbürste arbeitet, die nicht nur putzt, sondern gleichzeitig auch die Körpertemperatur misst und Speichelproben analysiert. "Wir kommentieren solche Gerüchte nicht", sagt Laudahn mit einem Grinsen im Gesicht.

Passen würde ein solches Produkt freilich perfekt zur Neuausrichtung. Schon heute bietet der Konzern zum Beispiel eine spezielle Lampe mit blauen LEDs für die Bestrahlung bei Schmerz an. Anders als Rotlicht, das nur bis auf die Haut kommt, schaffen es die Lichtwellen der blauen LEDs auch durch die Haut bis zum eigentlichen Schmerzherd.

Die Babyphones der Tochter Avent wiederum, die es seit einiger Zeit mit einer Kamera zur Übertragung aus dem Kinderzimmer auf das Smartphone gibt, könnten zusätzlich optisch die Atmung des Kindes überwachen. Kommt es zu Störungen, wird Alarm gegeben. Technisch ist das heute schon machbar, wie die Philips-App Vital Signs Camera belegt. Dort hält man die Kamera des Smartphones vor sein Gesicht und den oberen Teil der Brust. Die Software analysiert dann aus dem Heben und Senken des Brustkorbs den Herzschlag und die Atemfrequenz - überraschend genau, wie Nutzer berichten.

Viel stärker als bisher sollen sich künftig die drei Sparten Consumer Lifestyle, Gesundheit und Licht gegenseitig befruchten. "Wir sind der Marktführer bei Ultraschallgeräten. Wer, wenn nicht wir, könnte daraus ganz neue Services für werdende Eltern entwickeln?", nennt Laudahn ein weiteres Beispiel.

Für den Philips-Manager jedenfalls steht fest: Commodity, also leicht zu ersetzende Massenware, wird Philips künftig auf keinen Fall mehr entwickeln. "Wer bei mir von Commodity spricht, der darf das Haus gleich wieder verlassen." (Handelsblatt)