Vernetztes Zuhause

Wenn das iPad Kaffee kocht

09.01.2015
Von Christof Kerkmann
Der niederländische Elektronikkonzern Philips will sich neu erfinden und setzt dabei – anders als Konkurrenz Siemens und GE – auf Privatkonsumenten. Philips glaubt, dass es möglich ist, Alltagsprodukte sexy zu machen.

"Wollen Sie ihn eher stark und mit wenig Wasser?", fragt Bernd Laudahn, während er mit einer Wischbewegung auf dem iPad das Menü öffnet. "Mild bitte, mit wenig Wasser." Laudahn zieht zwei virtuelle Regler, drückt auf O.K., und der Vollautomat am Ende des Raums beginnt, den Kaffee zu mahlen. Laudahn, bei Philips für den Bereich Consumer Lifestyle in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig, strahlt: "Das hat was, oder?"

Mag sein - aber ob man das wirklich braucht, auch die Frage stellt sich. Laudahn hat sie erwartet. "Klar, es sieht auf den ersten Blick aus wie eine Spielerei. Aber ich bin mir sicher, dass wir damit den Geschmack vieler Kunden treffen", sagt er und fügt hinzu: "Kochen ist in. Und eine gut ausgestattete Küche ist heute ein Statussymbol wie einst das Auto."

Sowieso ist die über Bluetooth mit dem iPad vernetzte Kaffeemaschine, die Philips kürzlich erst auf der Ifa in Berlin vorgestellt hat, weitaus mehr als nur ein pfiffiges Produkt. Sie symbolisiert das neue Philips. Der niederländische Elektronikkonzern mit seinem immer noch deutsch klingenden Namen ist dabei, sich neu zu erfinden.

Frans van Houten, seit 2011 an der Spitze des Unternehmens, will die Traditionsmarke radikal umbauen. Dabei verfolgt er eine andere Strategie als die Rivalen General Electric und Siemens, die sich weitgehend aus dem Konsumentengeschäft verabschiedet haben. "Wir glauben, dass es möglich ist, Alltagsprodukte durch intelligente Technologien sexy zu machen", sagt Laudahn. Vernetzung spielt dabei eine große Rolle. "Wir arbeiten am Internet der Dinge, wie andere auch. Aber wir beginnen da, wo der Nutzer sofort einen Mehrwert erkennt", sagt Laudahn. Ein Haushaltsgerät einfach nur ins Internet hängen, weil es möglich ist - das ist nicht das Ding von Philips.

Experten wie Jürgen Morath, Technologieexperte des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Accenture, bekräftigen diesen Ansatz: "Smart Home bedeutet nicht, dass der Kühlschrank mit der Kaffeemaschine kommunizieren muss. Chancen gibt es nur dort, wo der Kunde einen wirklichen Mehrwert erkennt", sagt er. "Das kann eine Ersparnis in puncto Zeit oder Geld sein oder ein Komfortgewinn."

Wie zum Beispiel bei der neuen Kaffeemaschine. Das Gerät selbst, das von der Philips-Tochter Saeco kommt, hat mehr als 6.000 Einstellungsmöglichkeiten. Die alle über die Knöpfe am recht kleinen Automaten zu steuern ist mühsam. Das iPad und die passende App sorgen hier für den nötigen Komfort - und sie bieten durchaus sinnvolle Features.