Ein CIO in der Arktis

Wenn das Backup ein Kompass ist

18.02.2016
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Der CIO hat aber noch weitere Missionen. Die erste: "Eine solche Reise eignet sich nicht als Selbsterfahrungstrip." Wer in einer Krise stecke, solle auf keinen Fall in die Arktis, den Dschungel oder die Wüste fahren, warnt Häcker. "Die äußeren Bedingungen auf solchen Reisen sind schon extrem. Und man muss sich klar machen, dass einem in der Einsamkeit vieles hochkommt, auch verdrängte Erinnerungen." Wer nicht mit sich im Reinen sei, für den könne das richtig gefährlich werden.

Die zweite Mission prägt Häckers heutige Berufstätigkeit. Beim IASS ist er nicht mehr, jetzt arbeitet er beim Forschungsverband Berlin und bietet zum Beispiel Weiterbildungen in Sachen Projektmanagement an. "Viele der Erfahrungen aus der Arktis lassen sich Eins zu Eins übertragen", sagt er. Das beginnt bei der guten Vorbereitung, also dem Beschaffen von Daten und Informationen über Reisezeit sowie -route. Und stößt wie bei jedem anderen Projekt auch schnell an seine Grenzen.

Man lernt, zu vertrauen

So setzte während Häckers Trip der Winter in der Arktis einen Monat zu früh ein. Eben noch hatte das Moos geblüht, plötzlich fiel die Temperatur auf bis zu 25 Grad minus. "Ich wachte morgens auf und war eingeschneit", erinnert er sich. Allein hockte er im Zelt, die nächste Siedlung war meilenweit weg. Was macht man dann? "Cool bleiben", sagt Häcker. Und das abstrakte Schlagwort vom Change Management wörtlich nehmen.

Stichwort wörtlich nehmen: Daten über geografische Lage und Entfernungen sind in der Arktis nicht einfach auf einen Klick zu bekommen. Zwar sprechen die heimischen Inuit Englisch. Hervorragende Ortskenntnisse haben sie auch. Aber andere Metriken. Auf Häckers Frage, wie lang er denn circa bis dort und dort brauche, antworteten sie: "Bis du da bist!"

Qualitäten wie Gelassenheit und Vertrauen sind es, die man von solchen Reisen mitbringt. Das präge auch seinen Führungsstil, sagt Häcker. Die Mitarbeiter machen lassen, nicht immer alles kontrollieren, bei Veränderungen schnell umplanen. Nicht von Meilenstein zu Meilenstein hetzen, sondern beobachten, offen sein, flexibel sein.