Wenn Chefs als Führungskräfte versagen

07.06.2006
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Externer analysiert Mitarbeiter

Vom Coaching ist auch Beraterin Jacquemin angetan, wenngleich sie einem gezielten Training durchaus Positives abgewinnen kann, etwa wenn jemand nicht präzise delegieren könne. Sollten jedoch problematische Charaktereigenschaften wie der Drang zu Perfektionismus hinzukommen und der Führungskraft sowie ihrem Team zu schaffen machen, sei Coaching ohne Alternative. So lerne der Vorgesetzte, "sich zu kontrollieren, nicht alles selbst zu machen und Aufgaben an seine Mitarbeiter abzugeben".

Diesen Weg hat das Softwarehaus Beck et al. eingeschlagen. Einmal im Monat treffen sich Führungskräfte mit dem Münchner Coach Rudolf Meindl zum Gruppengespräch und greifen auch individuell auf ihn zurück. Besonders Projektleiter, sagt Meindl, seien jenseits ihrer fachlichen Kompetenz entweder "Naturtalente im zwischenmenschlichen Bereich oder überhaupt nicht geeignet". Sobald ein Projekt startet, analysiert Coach Meindl die Stärken und Schwächen jedes Teammitglieds, die sich aus Selbst- und Fremdeinschätzungen ableiten. Erst nach Präsentation und Diskussion dieser Ergebnisse geht es an die Arbeit. Nachweislich, so Meindl, werde so die Gesamtleistung gesteigert, während das Risiko, dass es auf der Beziehungsebene kracht, entscheidend verringert werden könne.