Weniger Jobs, höhere Anforderungen

07.03.2003
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

CAD/CAM-Experten gefragt

Langfristig aber, so die Einschätzung von Werner Dostal, Direktor am Bundesinstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, zeichnet sich ein Trend ab, dass immer mehr Computerfachleute in der IT-nahen Industrie - sei es bei Herstellern, Beratungs- oder Softwarehäusern - unterkommen. Dies treffe schon heute auf fast drei Viertel der IT-Experten zu. Noch vor zehn Jahren seien es ein Viertel gewesen. Dies hängt nach Dostals Meinung mit der Professionalisierung der Branche zusammen, aber auch mit dem Trend, dass immer mehr Anwenderunternehmen Teile ihrer IT auslagern. Daraus entstünden dann oft eigenständige IT-Dienstleister.

Werner Dostal, IAB
Werner Dostal, IAB

Die Adecco-Auswertung zeigt auch eine Verlagerung bei den Jobprofilen. Jahrelang galten mit Abstand die meisten Offerten den Programmierern und den Anwendungsentwicklern. Nun stehen die CAD/CAM-Experten am besten da: Auf sie entfallen mittlerweile fast ein Viertel aller freien IT-Jobs, auf die Entwickler 20 Prozent, also rund 4800 Stellen. Die CAD-Experten kommen vor allem in Maschinen- und Fahrzeugbaufirmen, aber auch in Konstruktionsbüros oder in Hochschule und Forschung unter. Wer sich auf den IT-Vertrieb spezialisiert, konnte unter 2419 Stellenangeboten (2001: 7399) auswählen und wurde in erster Linie von Software- und Systemhäusern gesucht. Letztere hatten auch den größten Bedarf an System- und Datenbankspezialisten, die auch bei Behörden, Hochschulen und Forschungsinstituten gut unterkamen. Insgesamt reduzierte sich das Angebot für Datenbank- und Systemspezialisten von 10634 auf 3589 Jobs.

Noch empfindlichere Einbrüche mussten die Netzwerkfachleute (von 3273 auf 1004 Angebote) und Internet-Profis wie Web-Master oder Content-Manager hinnehmen (von 4090 auf 689). Vertreter beider Gruppen werden in den meisten Branchen nur noch vereinzelt nachgefragt - die Ausnahme bildet auch hier wieder der öffentliche Dienst. Der Anteil der Jobofferten, in denen ein akademischer Abschluss verlangt wird, ist mittlerweile auf 84 Prozent gestiegen. Arbeitsmarktexperte Dostal hat errechnet, dass der Anteil der Akademiker unter den Informatikern bei 40 Prozent liegt, Tendenz stark steigend.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten spielen formale Qualifikationen wieder eine größere Rolle, und Personaler sehen zuerst auf die Abschlüsse. Interessant ist, dass mittlerweile über ein Viertel der Unternehmen ein Ingenieurstudium als Qualifikation voraussetzt, ein Jahr zuvor betrug dieser Anteil nur 16 Prozent. Ansonsten wünschen sich die Firmen in erster Linie Informatiker. Fast ein Drittel der Anzeigen wenden sich an sie. 17 Prozent der Offerten sprechen ganz allgemein DV-Spezialisten an, und nur in drei Prozent der Fälle werden Wirtschaftsinformatiker gesucht.

Wer in der IT-Branche Fuß fassen will, hat zurzeit noch am ehesten gute Chancen in Nordrhein-Westfalen. Das Kohle- und Stahlland ist auf dem Weg Richtung Hightech-Standort. 4745 Stellen, also fast ein Fünftel des Angebots, waren in dieser Region frei. Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen in den letzten Jahren mit Bayern entfallen jetzt auf das südliche Bundesland 16 Prozent der Angebote, 13 Prozent auf Baden-Württemberg und fast zehn Prozent auf Hessen. 15 Prozent der Ausschreibungen kommen aus dem Osten der Republik, was einem Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dostal sagt einschränkend: "Der IT-Arbeitsmarkt konzentriert sich auf Zentren", wobei vor allem einige große Städte wie München, Stuttgart, Franfurt am Main, Düsseldorf, Köln und auch immer stärker Hamburg eine wichtige Rolle spielen.

Welches IT-Know-how erwarten nun Arbeitgeber von ihren künftigen Mitarbeitern? Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich weiter fort: Unternehmen erwarten von Bewerbern einen ganzen Strauß an IT-Qualifikationen, angefangen von Programmiersprachen über Netzwerke und Betriebssysteme bis hin zu Datenbanken. Auch wenn die Zahl der IT-Stellenangebote rapide abgenommen hat, erweist sich der IT-Arbeitsmarkt in einem Punkt als stabil: Ob Programmierung, IT-Beratung oder Netzadministration, die Unternehmen fordern für diese Einsatzgebiete die bekannten Qualifikationen ein.

Blick über den Tellerrand

Sie wünschen sich zudem Bewerber, die auch "ein generalistisches Wissen mitbringen und über den eigenen Tellerrand hinausschauen, um abteilungsübergreifend agieren zu können", so Ralph Neukirchen, Geschäftsführer der CDI Deutsche Private Akademie für Wirtschaft. Der Münchner Weiterbildungsanbieter untersucht den IT-Stellenmarkt nach qualitativen Gesichtspunkten, also welches Know-how in einer Anzeige nachgefragt wird.