Präsentieren mit Powerpoint

Weniger Folien sagen mehr

20.08.2008
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

So einfach wie möglich

Coach Axel Rittershaus empfiehlt: Nie mehr als drei Aussagen auf eine Folien.
Coach Axel Rittershaus empfiehlt: Nie mehr als drei Aussagen auf eine Folien.

Powerpoint ist kein Wortmedium. Mit Text sollten Präsentatoren auf der Folie so sparsam wie irgend möglich umgehen. Sie drängen den Zuschauer sonst zum Lesen, lenken ihn vom Vortrag ab und zerstören den Kontakt zu ihm. Die zwei Hauptstärken der Software fangen mit dem gleichen Buchstaben an. Erstens Vereinfachung: Powerpoint eignet sich für einprägsame Gegenüberstellungen aus wenigen Elementen in der Art von "Männer wollen.../Frauen wollen..." (Nehls). Mit zwei Balken kann man zeigen, dass ein Service, der bisher 100 Minuten dauert, mit neuer Technik nur 50 Minuten brauchen wird (Rittershaus). Komplexere Zusammenhänge überfüllen die Folien. Zweitens Visualisierung: Ein Bild sagt ohne Worte, was der Redner mit Worten sagt. So strömt die Botschaft noch durch einen anderen Kanal.

Alles hängt davon ab, ob der Präsentator zum Publikum eine Verbindung aufbauen kann. Auf ihn kommt es an - seine Mitteilung als solche könnte er ja auch per Mail verschicken. Er muss "präsentieren statt aufzählen", sagt Jörg Hochwald, der zusammen mit einem Partner den Dienstleister und Franchise-Geber Unidocs übernommen hat. "Ich versuche immer mehr, wieder zu lernen, Texte vorzutragen", schreibt Christian Podiwinsky, Business Process Expert bei SAP Österreich in Wien. Das letzte Wort setzt er in Großbuchstaben. Vieles, was man mit Powerpoint schlecht mache, könne man damit auch besser machen, argumentiert Roland Dreyer aus Stuttgart, der als Betreiber des Medienbüros Art & Science auch Unternehmen und Museen in Archivfragen berät: "Das Problem liegt nicht im Programm, sondern beim Anwender."

An ihm liegt es auch, wenn er mit den Spezialeffekten übertreibt. "Einflug von rechts, Schweben von links, Blitz von oben, Motorengeheul und Eisenbahn-Schnaufen" (Nehls) erinnern an die Urzeit von Powerpoint, als es noch nicht so hieß, nicht vermarktet wurde und das - wenn auch beruflich genutzte - Spielzeug eines obrigkeitskritischen Individualisten war. Als Mittel, etwas zu verkaufen, wirken solche anarchistischen Ton- und Bildscherze dagegen, wenn man sie nicht sehr zurückhaltend für "gebildete und erwachsene Menschen" (Daldorf) dosiert, peinlich und aufdringlich. Das wird noch manchem Graswurzel-Tool und manchem schönen Internet-Auftritt so gehen: In dem Moment, in dem man es kommerzialisiert, ist der Witz weg.